Die Gründe für die negative Einstellung vieler Investoren gegenüber der Deutschen Bank haben die Analysten der UBS zuletzt klar aufgezeigt: „Eine niedrige Verschuldungsquote, eine derzeit niedrige Profitabilität, Risiken wegen Rechtsstreitigkeiten, zu hohe Kosten, Risiken wegen des Geschäftsmodells“, schrieben die Analysten der Schweizer Großbank in einer Studie. Die Finanzprofis teilen diese negative Einschätzung allerdings nicht, wenngleich die Analysten schwache Zahlen für das erste Quartal für wahrscheinlich halten.
Die Deutsche Bank könnte ebenso wie im zweiten Halbjahr 2013 auch im ersten Quartal 2014 deutlich unter dem schwachen Geschäft im Anleihenhandel gelitten haben. Laut den Schätzungen von Experten haben die Konkurrenten aus den USA Umsatzrückgänge in dem Bereich von bis zu 25 Prozent und damit das schwächste Quartal im Anleihenhandel seit vor der Finanzkrise verbucht. Die Citigroup und JPMorgan haben bereits angekündigt, dass sie mit prozentual zweistelligen Rückgängen in dem Segment rechnen. Normalerweise ist das erste Quartal ein besonders gutes in dem Bereich. Üblicherweise gehört bei vielen Banken zu dem Handel mit Anleihen auch der mit Währungen und Rohstoffen dazu. Die Analysten von Morgan Stanley erwarten, dass die europäischen Institute wie die Deutsche Bank und die Credit Suisse auf dem US-Markt überdurchschnittlich starke Rückgänge verbucht haben, weil die Europäer ihre Bilanzen verkürzen, um die Kapitalanforderungen zu erfüllen.
Für das schwierige Umfeld im Anleihenhandel ist vor allem die Fed verantwortlich. Sie kauft große Anteile der Staatsanleihen und der Hypothekenanleihen auf, die jeden Monat emittiert werden. Das verringert nicht nur das mögliche Handelsvolumen,sondern auch die Volatilität beträchtlich. Denn wenn die Fed so viele Staatsanleihen kauft, muss zumindest kurzfristig niemand Angst haben, dass die Anleihen abstürzen, obwohl die Staatsverschuldung auf bedenkliche Niveaus angestiegen ist. Und wenn die Volatilität niedrig ist, macht es keinen Sinn, die Anleihen hin und her zu handeln. Verschärft wird die Lage durch die zunehmende Regulierung. Zuletzt hat die Fed jedoch angekündigt, dass sie das Anleihenkaufprogramm auf 55 Mrd. Dollar monatlich zurückfahren und im Herbst ganz auslaufen lassen will. Damit würde sich das Umfeld für die Banken deutlich verbessern. Denn das Handelsvolumen steigt und die Volatilität könnte zunehmen.
Konzernumbau läuft auf Hochtouren
Die Co-Chefs der Deutschen Bank, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, treiben derweil die Restrukturierung des hiesigen Branchenprimus voran, damit im nächsten Jahr die Ziele der Strategie 2015+ erreicht werden können. So sollen die Kosten weiter kräftig gesenkt werden, um ab 2015 jährliche Einsparungen von 4,5 Mrd. Euro zu erzielen. 2,1 Mrd. Euro davon hat die Bank bis Ende 2013 erreicht. Aufgrund der Kostensenkungen soll die Aufwands-Ertrags-Relation 2015 auf 65 Prozent gedrückt werden. 2013 beliefen sich die Kosten noch auf 89 Prozent der Erträge. Die Eigenkapitalausstattung ist relativ niedrig. Klappt alles wie geplant, will die Deutsche Bank 2015 eine Leverage-Ratio – zu deutsch: Verschuldungsquote – von mehr als drei Prozent erreichen. Ende 2013 lag der bereinigte Wert bei 3,1 Prozent. Eigentlich müsste die Verschuldungsquote aber Eigenkapitalquote heißen, denn sie setzt das Eigenkapital ins Verhältnis zur Bilanzsumme. Und das Eigenkapital lag zuletzt bei nur 54,7 Mrd. Euro.
Trotz der zuversichtlichen Prognosen des Managements sind die Investoren sehr skeptisch. Das zeigt der Aktienkurs von 32,50 Euro eindrucksvoll. Er liegt weit unter dem Buchwert je Aktie von zuletzt 53,24 Euro. Um den Buchwert zu errechnen, wird das Eigenkapital durch die Aktienanzahl dividiert. Wenn man den Geschäfts- und Firmenwert von 13,9 Mrd. vom Eigenkapital abziehen würde, stünde immer noch ein bereinigter Buchwert von 39,69 Euro zu Buche. Aber selbst im Vergleich dazu wird die Aktie mit einem hohen Abschlag gehandelt. Investoren befürchten offenbar, dass aus den noch anstehenden Rechtsstreitigkeiten und Untersuchungen der Behörden wegen der US-Libor-Zinssätze, wegen windiger US-Hypotheken und im Währungshandel noch hohe Kosten auf die Deutsche Bank zukommen könnten. So fordern Anleihekäufer von der Deutschen Bank, dass sie Hypothekenanleihen im Wert von fünf Mrd. Dollar zurückkauft. Das Institut hat hierfür aber lediglich Rückstellungen von 0,5 Mrd. Dollar gebildet. Etliche Analysten befürchten zudem, dass die Bank erneut eine Kapitalerhöhung durchführen könnte, um ihr Kapital zu stärken.