Es ist die derzeit wohl am häufigsten diskutierte Frage unter Anlegern: Wie tief fällt der Aktienkurs der Deutschen Bank noch? Wann lohnt es sich, einzusteigen? Ohne viel vorweg zu nehmen – die Antwort kennt niemand. Aber was das gerade auf dem Parkett abgeht, ist schon heftig. Allein am Rosenmontag hat die Deutsche Bank um 2.358,56 Mio. Euro an Börsenwert eingebüßt. Das ist fast 30 Prozent von dem,was die ebenfalls unter heftigem Beschuss stehende Commerzbank überhaupt noch an Kapitalisierung auf die Waagschale bringt. Seit dem die Deutsche Bank am 6. Oktober 2015 einen horrenden Milliardenverlust sowie den Dividendenausfall ankündigte, hat der DAX-Titel nun krasse 16,08 Mrd. Euro an Marktkapitalisierung pulverisiert. Das entspricht einem Minus beim Aktienkurs von 46 Prozent. Die Liste der Negativaspekte ließe sich locker fortsetzen, würde aber nichts an der aktuellen Situation ändern. Wie immer, wenn sich Panik an der Börse ausbreitet – und davon kann man im Fall Deutschen Bank mit gutem Gewissen reden – haben düstere Szenarien Hochkonjunktur. Investoren sorgen sich vor allem um die Kreditwürdigkeit der Deutschen Bank, dem wichtigsten Gut der Frankfurter. Und obwohl der Aktienkurs auf das Niveau von 1992 gerutscht ist, wollen nicht einmal Übernahmegerüchte aufkochen. „Zu giftig sei die Bilanz. Das wolle sich niemand antun“, heißt es in Finanzkreisen. Hinzu kommen die nicht enden wollenden Rechtsstreitigkeiten des Konzerns. Eine teuflische Spirale, die sich da in Gang gesetzt hat.
In die Falle getappt sind insbesondere Anleger, die den Buchwert von zurzeit rund 45 Euro pro Aktie als Kriterium für ihre Investments herangezogen haben. Mittlerweile wird der Anteilschein gerade noch zu einem Drittel des für 2015 ausgewiesenen Eigenkapitals gehandelt. Zum Vergleich: Der von boersengefluester.de berechnete Zehn-Jahres-Durchschnittswert liegt momentan bei 0,60 – also etwa doppelt so hoch. Den Blick auf das KGV oder gar die Dividendenrendite können sich Investoren vorerst sparen. Nicht gerade schön ist die Vorstellung, dass die Deutsche Bank in dieser Situation auf eine größere Kapitalerhöhung angewiesen sein könnte. Und staatliche Unterstützung für die Boni-Banker ist sowieso ein Tabuthema. Keine Hilfe in Sachen Deutsche-Bank-Aktie sind auch die einschlägigen Börsenweisheiten: „Kaufen, wenn die Kanonen donnern“, duelliert sich hier mit „Greife niemals in ein fallendes Messer“. Wer den Titel im Depot hat, wird vermutlich sowieso resigniert haben und die Augen verschließen. Motto: Viel schlimmer kann es wohl nicht mehr kommen. Das stimmt so natürlich nicht. Aber andererseits ist in der Tat die Gefahr vorhanden, ausgerechnet in der Nähe des Tiefpunkts die Reißleine zu ziehen. In einer Situation wie momentan, ist quasi alles möglich: Der Aktienkurs kann weiter fallen wie ein Stein. Denkbar ist aber auch eine scharfe Erholung – ehe es erneut Richtung Süden oder aber weiter nach oben geht. Derweil kürzen die Analysten reihenweise ihre bislang zu optimistischen Ergebnisprognosen, winden sich in der Regel aber um eine klare Handlungsempfehlung.
Auffällig häufig hieß es zuletzt „Neutral“ oder „Halten“. Was bleibt den Finanzexperten auch übrig? Letztlich gleicht die aktuell richtige Handlungsempfehlung parat zu haben, einem Roulettespiel. Unsicherheit ist zwar ein Dauerzustand an der Börse. Aber bei der Aktie der Deutschen Bank ist der Risikofaktor größer als bei allen anderen DAX-Werten. Nur die Commerzbank kann da halbwegs mithalten – im negativen Sinne. Mittlerweile musste die Bank sogar via ad-hoc-Mitteilung versichern, dass sie die Zinsen auf ausstehende Anleihen bedienen können. „Vor dem Hintergrund volatiler Märkte haben wir weitere Klarheit über unsere Fähigkeit geschaffen, die Zins-Coupons für die Jahre 2016 und 2017 zu bedienen“, betont Finanzvorstand Marcus Schenck in einem offenen Brief an die Mitarbeiter. So etwas gab es wohl auch nicht bei den Frankfurtern. Selbst die Charttechnik hilft bei der Deutschen-Bank-Aktie momentan nicht weiter. Sämtliche Unterstützungszonen wurden durchbohrt, als wenn es durch weiche Butter ging. Aktuell müssen die Kurvendeuter bis zu den Anfängen der 1990er-Jahre zurückgehen, um nach Orientierungsmarken zu suchen. Kein sonderlich aussichtsreiches Unterfangen. Und so ist die Deutsche Bank derzeit eine Glaubensfrage. Wer im Frühjahr 2009, als sich die Börsen nach der Finanzkrise wieder fingen, bei dem Titel eingestiegen ist und sich nicht um die damals stets akuten Pleitegerüchte gekümmert hat, konnte relativ schnell gutes Geld verdienen. Das ist theoretisch auch jetzt möglich. Aber ganz ehrlich: Momentan ist das Glaskugel. Und so bleibt die am meisten diskutierte Frage unter Anlegern unbeantwortet. Ist nunmal so.