Etwas mehr als zwei Jahre hat sich boersengefluester.de in der Berichterstattung über die Delignit-Aktie nun zurückgehalten. Höchste Zeit für ein Update, zumal der Aktienkurs mit rund 4 Euro auf ein Niveau abgerutscht ist, was mit Blick auf den Langfristchart regelmäßig eine gute Einstiegsbasis bei dem überwiegend als Nutzfahrzeugzulieferer tätigen Unternehmen war. Zu leiden hatte Delignit am Kapitalmarkt – neben dem allgemein schlechten Sentiment für Nebenwerte – zuletzt insbesondere unter der Prognoseanpassung für 2023 aufgrund des vorübergehenden Produktionsstopps von Großkunde Volkswagen bei einem Reisemobil, was mit Interieurteilen von Delignit ausgestattet wird. Im Börsenumfeld sorgte die damalige Meldung des noch immer mehrheitlich zur Beteiligungsgesellschaft MBB gehörenden Unternehmens jedenfalls für eine Art Sturm im Wasserglas, da auch die Aktie von Knaus Tabbert – obwohl letztlich in einem ganz anderen Segment aktiv – kurzfristig unter die Räder kam.
Mittlerweile haben sich die Wogen jedoch geglättet und die Analysten und Investoren wissen die Gemengelage besser einzuschätzen. Bei seiner Präsentation auf dem Eigenkapitalforum der Deutschen Börse Ende November 2023 in Frankfurt zeigte sich Delignit-CEO Markus Büscher sogar ausgesprochen zuversichtlich, was die Perspektiven des Anbieters von auf Buchenholz basierenden Produkten angeht: „Wir haben uns so gut positioniert, wie noch nie in der Firmenhistorie.“ Dazu gehören eine unglaublich starke Bilanz, ein breites Spektrum an Produktideen und ein sehr potentes Orderbuch, wie Büscher betont. Dabei wurde die ohnehin schon robuste Eigenkapitalquote nördlich von 60 Prozent im vergangenen Sommer via Kapitalerhöhung im Volumen von netto rund 7,5 Mio. Euro nochmals gestärkt. Wichtiger Nebeneffekt der Transaktion war, dass sich die MBB-Beteiligungsquote von zuvor 75,5 auf nun 60,4 Prozent reduziert hat – mit entsprechend positiven Auswirkungen auf den Streubesitz bzw. die Handelsumsätze an der Börse.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 52,68 | 60,27 | 64,36 | 58,69 | 68,33 | 75,36 | 86,05 | |
EBITDA1,2 | 4,87 | 5,64 | 4,82 | 5,62 | 5,64 | 6,55 | 7,06 | |
EBITDA-Marge3 | 9,24 | 9,36 | 7,49 | 9,58 | 8,25 | 8,69 | 8,21 | |
EBIT1,4 | 3,13 | 4,02 | 2,33 | 3,03 | 3,32 | 4,14 | 4,72 | |
EBIT-Marge5 | 5,94 | 6,67 | 3,62 | 5,16 | 4,86 | 5,49 | 5,49 | |
Jahresüberschuss1 | 1,93 | 2,57 | 1,40 | 2,08 | 2,34 | 2,77 | 3,24 | |
Netto-Marge6 | 3,66 | 4,26 | 2,18 | 3,54 | 3,43 | 3,68 | 3,77 | |
Cashflow1,7 | 3,39 | -0,25 | 5,86 | 6,26 | -1,07 | 4,28 | 6,77 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,24 | 0,31 | 0,17 | 0,25 | 0,29 | 0,34 | 0,32 | |
Dividende8 | 0,05 | 0,05 | 0,00 | 0,03 | 0,00 | 0,05 | 0,08 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Nexia |
Die aktuelle Prognose für 2023 sieht Umsatzerlöse eher am unteren Ende der Bandbreite von 84 bis 88 Mio. Euro sowie eine EBITDA-Marge zwischen 8,3 und 8,7 Prozent vor. Das wiederum sollte auf ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von mindestens 7 Mio. Euro hinauslaufen. Besser aus Kapitalmarktsicht wären freilich eher 7,5 Mio. Euro EBITDA, um den Kurs wieder auf Trab zu bringen. Dabei ist die Bewertung schon jetzt alles andere als ambitioniert: Auf schuldenfreier Basis wird Delignit mit weniger als dem Sechsfachen des für 2023 erwarteten EBITDA gehandelt. Ein konkreter Ausblick steht zwar noch aus, doch auf dem Eigenkapitalforum bestätigte CEO Markus Büscher, dass Delignit die Schwelle von 100 Mio. Euro Umsatz schnell durchschreiten will und dabei auf sein langfristiges Orderbuch zählen kann. Für Investitionen in die Sperrholzfertigung will die Gesellschaft dabei rund 5 Mio. Euro reservieren.
Interessant auch der Hinweis, dass Delignit dem zuletzt – mangels Kapazitäten – etwas ins Hintertreffen geratenen Bereich Technological Applications wieder stärker vorantreiben will. Ein Trumpf auch Richtung Investoren bleibt die ausgeprägt positive CO2-Bilanz der Produkte des Unternehmens aus Blomberg. „Unsere ökologische Visitenkarten hat absolut einen Wert“, betont Büscher. Die Analysten trauen dem Smallcap dabei durchweg zweistellige Aktienkurse zu. Ebenfalls nicht unterschätzen ist nach Auffassung von boersengefluester.de zudem, dass sich der zwischenzeitlich aufgestaute MBB-Malus nach den verpatzten Börsenstorys der Portfoliotitel Friedrich Vorwerk und Aumann allmählich wieder abbauen sollte.
Immerhin haben sich beide Titel signifikant von ihren Kurstiefs gelöst, was indirekt auch auf das Standing von Delignit am Finanzmarkt abstrahlen sollte. Unschön bleibt freilich, dass sich der aktuelle Aktienkurs mittlerweile sehr dicht an den ohnehin niedrig gewählten Ausgabekurs der Kapitalerhöhung von 3,90 Euro annähert. Hier hatten die Zeichner sicher auf eine ganz andere Performance gesetzt. Dabei ist Delignit grundsätzlich ein konservatives Unternehmen mit langer Historie und vergleichsweise verlässlichen Prognosen. Oder wie Vorstand Markus Büscher es bei seiner Präsentation auf dem Eigenkapitalforum ausdrückt: „Wir sind ein Old Economy-Unternehmen. Wir wachsen aus Tradition.“
Foto: Unsplash+
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