Wenn sich jemand mit Tourneen auskennt, dann das Management von DEAG Deutsche Entertainment. Umso professioneller dürfte die eigene Roadshow des Konzertveranstalters über die Bühne gehen, bei der es um nichts weniger als ein Re-Listing in das streng regulierte Handelssegment Prime Standard der Deutsche Börse geht. Offiziell hält sich die Gesellschaft noch bedeckt und spricht nur davon, dass – mit dem Ziel der Wachstumsbeschleunigung – „weiterhin alle Optionen der Eigenkapitalfinanzierung einschließlich einer möglichen Börsennotierung“ geprüft werden. Hintergrund: Im Januar 2021 kündigte DEAG überraschend ein Delisting aus dem Prime Standard an. Strippenzieher der Transaktion mit einer anschließenden Delisting-Offerte an die freien Aktionäre zu 3,09 Euro je Anteilschein waren die Großaktionäre Christian Angermayer und Mike Novogratz – gebündelt in dem Investmentvehikel Musai Capital Ltd..
Vorstand und Aufsichtsrat von DEAG haben sich in ihrer Stellungnahme zu jener Zeit neutral verhalten, was mit Respekt gegenüber den Privatanlegern wohl auch das Mindeste war. Keine Frage: Mitten in der Corona-Epidemie befand sich DEAG in einer schwierigen Phase und niemand wusste, was die Zukunft bringt. Von den zuvor immer wieder kolportierten Gerüchten um eine mögliche Übernahme durch einen großen Unterhaltungskonzern, schien DEAG jedenfalls meilenweit entfernt. Zudem hat die Apeiron Group um Christian Angermayer im Mai eine 10-Prozent-Kapitalerhöhung im Volumen von gut 6 Mio. Euro gezeichnet und so die Finanzbasis der Berliner nochmals gestärkt. Wie viele Anleger damals die Delisting-Offerte tatsächlich angenommen haben, lässt sich wiederum nur schwer abschätzen. Die hohen Präsenzquoten bei den jüngsten Hauptversammlungen deuten jedoch darauf hin, dass sich der Streubesitz merklich ausgedünnt hat. DEAG wird die Details kennen, schließlich wurde mit dem Abschied aus dem Geregelten Markt auf Namensaktien umgestellt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 159,80 | 200,22 | 185,21 | 49,95 | 90,68 | 324,80 | 313,48 | |
EBITDA1,2 | 6,55 | 14,59 | 14,09 | 9,04 | 22,12 | 30,88 | 26,37 | |
EBITDA-Marge3 | 4,10 | 7,29 | 7,61 | 18,10 | 24,39 | 9,51 | 8,41 | |
EBIT1,4 | 5,05 | 10,59 | 7,74 | 1,01 | 13,23 | 19,93 | 13,28 | |
EBIT-Marge5 | 3,16 | 5,29 | 4,18 | 2,02 | 14,59 | 6,14 | 4,24 | |
Jahresüberschuss1 | -0,70 | 6,60 | 0,55 | -2,91 | 3,60 | 9,90 | 1,45 | |
Netto-Marge6 | -0,44 | 3,30 | 0,30 | -5,83 | 3,97 | 3,05 | 0,46 | |
Cashflow1,7 | 16,65 | -13,31 | 16,44 | 2,40 | 94,44 | -30,82 | 31,05 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,13 | 0,32 | -0,06 | -0,06 | 0,11 | 0,24 | -0,10 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
Gehandelt wird seitdem im Hamburger Freiverkehr, der Standardadresse für offiziell delistete Aktien. Zumindest eins muss man DEAG lassen: Auch nach Umsetzung des Rückzugs im April 2021 hat das Unternehmen seine IR-Aktivitäten relativ normal durchgezogen und weiterhin im Quartalsrhythmus seine Geschäftszahlen veröffentlicht. Da zieren sich andere Gesellschaften mit ähnlichem Hintergrund sehr viel mehr, wenn es um das Thema Publizität geht. Operativ ist längst wieder Normalität eingekehrt und DEAG befindet sich grundsätzlich auf solidem Kurs, selbst wenn die jüngsten Zahlen erklärungsbedürftig sind. In den ersten neun Monaten 2023 kamen die Erlöse um 9,3 Prozent auf 213,33 Mio. Euro zurück. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) fiel sogar von 13,04 auf 5,17 Mio. Euro. Unterm Strich steht ein Fehlbetrag von 3,14 Mio. Euro – nach einem Gewinn von 6,00 Mio. Euro im entsprechenden Vergleichszeitraum 2022. „Die Finanzkennzahlen des Vorjahres waren deutlicher von Nachholeffekten nach der Corona-Pandemie sowie Mitteln aus europäischen Förderprogrammen geprägt“, erklären die Berliner die deutliche Lücke und bestätigen Planungen für das Gesamtjahr 2023.
Am 5. Dezember 2023 findet das 9. IFF International Investment Forum statt. Auf der von GBC und Apaton Finance organisierten Veranstaltung präsentieren sich 21 Unternehmen im digitalen Format und stellen ihre Investmentstory vor. Die Teilnahme an den jeweils rund 30 Minuten dauernden Slots ist kostenlos. Interessenten können sich HIER registrieren.
Demnach rechnet der Vorstand mit Erlösen von mindestens 300 Mio. Euro sowie einer „hohen operativen Profitabilität“. Was netto stehen bleibt, gilt abzuwarten. Zudem sind bei DEAG die hohen Anteile Dritter regelmäßig ein wichtiges Thema in Investorenkreisen. Das wird wohl auch für die gerade laufende Aufwärmphase bezogen auf die angepeilte Rückkehr in den Prime Standard so sein. Wie zu hören ist, peilen die Parteien eine IPO-Bewertung von 9 bis 11 Euro je Aktie an. Offen ist, in welcher Höhe der Deal durch eine begleitende Kapitalerhöhung flankiert wird. So oder so: Bei DEAG ist zurzeit einiges im Busch. Da kann es nicht verkehrt sein, sich ein paar Stücke über den Hamburger Freiverkehr zu sichern. Limits sind Pflicht – und wer seine Aktien von damals einfach behalten hat, ist ohnehin gut vorbereitet für die Comeback-Tour von DEAG.
Foto: Unsplash+
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