Diesmal ist offenbar mehr drin. Nachdem der Aktienkurs von DEAG Deutsche Entertainment im Frühjahr 2016 und im Sommer 2018 noch an der Marke von 4 Euro schlapp machte, geht es nun mit Verve Richtung Norden. Aktuelle Notiz: 4,50 Euro. Dabei fängt die Bewertung des Konzertveranstalters noch längst nicht an zu glühen. Die Analysten von Main First haben ihr Kursziel von 6,70 Euro für den Small Cap erst kürzlich bestätigt und mit den Zahlen im Geschäftsbericht 2018 haben die Berliner gezeigt, dass sie mittlerweile verlässlich liefern können. Der verpatzte Einstieg in den Bereich Rockfestivals von 2015 ist jedenfalls abgehakt und DEAG hat sich in gewisser Weise neu erfunden – auch wenn sich im Kern gar nicht viel verändert hat. Noch immer geht es schließlich um Unterhaltung. Auf jeden Fall kommt die etwas gemäßigtere Gangart am Kapitalmarkt super an.
Ein prima Geschäft machten etwa Investoren, die Mitte 2016 DEAG-Wandelanleihen zeichneten, für drei Jahre jeweils 6 Prozent kassierten und nun ihre Bonds zu einem Wandlungspreis von 3,50 Euro in Aktien tauschen können – wovon ein erster Investor bereits Gebrauch gemacht hat. Um 228.571 Anteilscheine erhöhte sich das Gezeichnete Kapital von DEAG aus dieser Transaktion. Bis zu einer Million weitere Aktien könnten für den Fall einer kompletten Wandlung folgen. Das führt auf der einen Seite zwar zu einem Verwässerungseffekt, andererseits spart sich Vorstandschef Peter Schwenkow das Geld für die Tilgung und kann es stattdessen zur Forcierung des weiteren Wachstums einsetzen. So ist es kein Geheimnis, dass DEAG Ausschau nach Zukäufen hält. Schließlich hat das Unternehmen erst im vergangenen Oktober – unter anderem auch für Akquisezwecke – eine klassische Anleihe im Volumen von 20 Mio. Euro platziert.
Für Spannung ist also gesorgt, zumal sich DEAG hier nicht in die Karten schauen lässt. Offizielle Statements beschränken sich auf Sätze wie: „Durch zukünftige selektive M&A-Maßnahmen sieht die DEAG erhöhte Wachstumschancen.“ Auffälliger ist da schon, dass US-Investor Michael Novogratz (siehe dazu auch unseren Beitrag HIER) kürzlich seinen Anteil an DEAG von 3,00 auf 5,22 Prozent aufgestockt hat. Und wie zu hören ist, positionieren sich zurzeit eine Reihe von Fonds in der Aktie. Es kann also nicht schaden, die Stimmrechtsmitteilungen der Berliner in den kommenden Wochen aufmerksam zu verfolgen. Losgelöst davon steht das Thema Live-Entertainment wohl ohnehin vor einer größeren Konsolidierungswelle, wie die Aktivitäten von Private Equity-Gesellschaften wie Orkila Capital, Providence oder auch Waterland in diesem Sektor zeigen. Für DEAG heißt es in dieser Gemengelage, sich entsprechend zu positionieren und eine aktive Rolle einzunehmen. Aber wer weiß: Vielleicht wird das Unternehmen eines Tages bei entsprechender Größe auch selbst von einem der Branchengrößen geschluckt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 159,80 | 200,22 | 185,21 | 49,95 | 90,68 | 324,80 | 313,48 | |
EBITDA1,2 | 6,55 | 14,59 | 14,09 | 9,04 | 22,12 | 30,88 | 26,37 | |
EBITDA-Marge3 | 4,10 | 7,29 | 7,61 | 18,10 | 24,39 | 9,51 | 8,41 | |
EBIT1,4 | 5,05 | 10,59 | 7,74 | 1,01 | 13,23 | 19,93 | 13,28 | |
EBIT-Marge5 | 3,16 | 5,29 | 4,18 | 2,02 | 14,59 | 6,14 | 4,24 | |
Jahresüberschuss1 | -0,70 | 6,60 | 0,55 | -2,91 | 3,60 | 9,90 | 1,45 | |
Netto-Marge6 | -0,44 | 3,30 | 0,30 | -5,83 | 3,97 | 3,05 | 0,46 | |
Cashflow1,7 | 16,65 | -13,31 | 16,44 | 2,40 | 94,44 | -30,82 | 31,05 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,13 | 0,32 | -0,06 | -0,06 | 0,11 | 0,24 | -0,10 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
Für Aktionäre wäre das jedenfalls nicht das schlechteste Szenario. Das ist wie im Bus: Erst hinten wird es richtig cool. Kursimpulse versprechen wir uns aber auch von den zahlreichen Präsentationen, die CEO Schwenkow auf Kapitalmarktkonferenzen quer durch Europa im Mai 2019 halten wird. Nachbohren werden Investoren natürlich auch beim Ausblick, denn bislang stellt DEAG für das laufende Jahr – noch ein wenig schwammig – ein „moderates Wachstum“ von Umsatz und Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in Aussicht. Dabei kursieren in der Szene durchaus sportlichere Schätzungen, die von Zuwachsraten im Bereich um 20 Prozent ausgehen – je nach Verlauf der Akquisitionsgespräche.
Zudem hat DEAG noch den – in früheren Beiträgen von boersengefluester.de schon mehrfach beschriebenen – Joker aus der Verwertung von Grundstücken rund um die Frankfurter Jahrhunderthalle in der Hinterhand. Und last but not least nähert sich der Börsenwert von DEAG ganz allmählich der wichtigen Marke von 100 Mio. Euro, bei dem auch institutionelle Anleger von sich aus stärker ihre Fühler ausstrecken. Die Experten von Hauck & Aufhäuser sind gar noch einen Tick zuversichtlicher als ihre Kollegen von Main First und setzen den fairen Wert der im Prime Standard gelisteten DEAG-Aktie neuerdings bei 7 Euro (zuvor: 6 Euro) an.
Foto: ClipDealer