Konzertveranstalter wie CTS Eventim und DEAG Deutsche Entertainment werden gerade an der Börse mit am meisten abgestraft. Kein Wunder: Aufgrund der Corona-Krise sollen bis auf weiteres Veranstaltungen aller Art mit mehr als 1.000 Besuchern abgesagt oder verschoben werden. Dem Vernehmen nach soll dieses Verbot zunächst bis Mitte April gelten. “Der Vorstand der DEAG und die Verantwortlichen der einzelnen Konzerngesellschaften analysieren die aktuellen Entwicklungen und deren Implikationen intensiv”, heißt es offiziell. Zudem betonen die Berliner: “Bis auf Weiteres werden alle Veranstaltungen unabhängig von der jeweiligen Teilnehmerzahl planmäßig durchgeführt. Eventuelle Absagen von Veranstaltungen von “hoher Hand” werden selbstverständlich umgehend umgesetzt.” Aus unternehmensnahen Quellen des Konzertveranstalters DEAG hören wir zudem, dass es für die Zeit danach bislang keinen Einbruch von Ticketverkäufen gibt. Im Gegenteil: Innerhalb nur weniger Stunden wurden vergangene Woche 65.000 Tickets für die „Böhse Onkelz“ Stadiontour verkauft, und innerhalb nur eines Tages waren beide Konzerte ausverkauft.
DEAG ist zudem für alle abgesagten Konzerte voll durch die AXA versichert. Viele Konzerte werden zudem nachgeholt. Aus strategischer Sicht ist diese schwierige Zeit sogar eine enorme Chance für die DEAG. Grund: Nur eine sehr kleine Anzahl der deutschen Konzertveranstalter ist gegen Epidemie-bedingte Absagen versichert. DEAG hat hierfür die vergangenen Jahre mehr als 4 Mio. Euro extra Versicherungsprämien bezahlt, die sich viele andere Veranstalter gespart haben. Das versetzt DEAG in eine sehr komfortable Lage. Bei einer zu erwartenden Pleitewelle von kleineren, unversicherten Veranstaltern könnte die DEAG, die 35 Mio. Euro Cash in der Kasse hat, massiv Marktanteile hinzugewinnen.
Derweil hat DEAG 2019 eines der erfolgreichsten Jahre der Firmengeschichte hinter sich, die genauen Zahlen kommen Ende März. Und auch das erste Quartal diesen Jahres wird ein Rekordquartal – trotz Corona. Denn die Absagen greifen erst ab dieser Woche für einige wenige Wochen. Ebenso bleibt DEAG mit einem Börsenwert von zurzeit 88 Mio. Euro ein spannendes Übernahmeziel, gerade für US-Konzerne. Da Brancheninsider meist deutlich weniger panikgetrieben sind als die breite Masse, können wir uns durchaus vorstellen, dass der ein oder andere strategische Käufer seine Überlegungen gerade eher beschleunigt (siehe dazu auch unseren Beitrag HIER) und die Schwäche des Marktes zur Konsolidierung nutzt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 159,80 | 200,22 | 185,21 | 49,95 | 90,68 | 324,80 | 313,48 | |
EBITDA1,2 | 6,55 | 14,59 | 14,09 | 9,04 | 22,12 | 30,88 | 26,37 | |
EBITDA-Marge3 | 4,10 | 7,29 | 7,61 | 18,10 | 24,39 | 9,51 | 8,41 | |
EBIT1,4 | 5,05 | 10,59 | 7,74 | 1,01 | 13,23 | 19,93 | 13,28 | |
EBIT-Marge5 | 3,16 | 5,29 | 4,18 | 2,02 | 14,59 | 6,14 | 4,24 | |
Jahresüberschuss1 | -0,70 | 6,60 | 0,55 | -2,91 | 3,60 | 9,90 | 1,45 | |
Netto-Marge6 | -0,44 | 3,30 | 0,30 | -5,83 | 3,97 | 3,05 | 0,46 | |
Cashflow1,7 | 16,65 | -13,31 | 16,44 | 2,40 | 94,44 | -30,82 | 31,05 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,13 | 0,32 | -0,06 | -0,06 | 0,11 | 0,24 | -0,10 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
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