Ist nun auch schon wieder fast zwei Jahre her, dass die Aktie des Konzertveranstalters DEAG Deutsche Entertainment offiziell delistet wurde und seitdem nur noch im Hamburger Freiverkehr gehandelt wird. Alles richtig gemacht haben definitiv die Anleger, die sich damals nicht auf die offizielle Offerte der Großaktionäre von 3,09 Euro je Aktie eingelassen haben. Zwar war der Preis mit Blick auf den Durchschnittskurs der vorherigen drei Monate sowie die zu dieser Zeit noch dominante Corona-Krise formal korrekt, jedoch spiegelte er das Potenzial des Unterhaltungsdienstleisters völlig unzureichend wider. Das zeigen die jetzt vorgelegten Zahlen für 2022 sowie der Ausblick auf das laufende Jahr. Gemessen daran scheint das aktuelle Kursniveau von etwas mehr als 6 Euro – entsprechend einem Börsenwert von 133 Mio. Euro – jedenfalls deutlich zu niedrig.
Immerhin steigerten die Berliner den Umsatz im vergangenen Jahr von knapp 91 Mio. Euro auf das Rekordniveau von rund 325 Mio. Euro. Avisiert hatte CEO Peter Schwenkow Erlöse von Untergrenze 300 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) machte einen Satz von 22,1 auf etwa 31 Mio. Euro. Auch das der bislang höchste Wert in der Firmengeschichte. „Unsere Expansionsmaßnahmen, die wir während der Corona-Zäsur unbeirrt fortgesetzt haben, tragen Früchte“, sagt Per Schwenkow. Den Geschäftsbericht 2022 mit allen Zahlen legt DEAG Ende März vor. Normalerweise sollte das Unternehmen mit diesen Vorgaben aber auch unterm Strich einen starken Gewinn zeigen. Allerdings, und das ist ein echtes Manko bei DEAG, entfällt ein signifikanter Teil des Ergebnisses regelmäßig auf Minderheitsgesellschafter aus den diversen Beteiligungen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 159,80 | 200,22 | 185,21 | 49,95 | 90,68 | 324,80 | 313,48 | |
EBITDA1,2 | 6,55 | 14,59 | 14,09 | 9,04 | 22,12 | 30,88 | 26,37 | |
EBITDA-Marge3 | 4,10 | 7,29 | 7,61 | 18,10 | 24,39 | 9,51 | 8,41 | |
EBIT1,4 | 5,05 | 10,59 | 7,74 | 1,01 | 13,23 | 19,93 | 13,28 | |
EBIT-Marge5 | 3,16 | 5,29 | 4,18 | 2,02 | 14,59 | 6,14 | 4,24 | |
Jahresüberschuss1 | -0,70 | 6,60 | 0,55 | -2,91 | 3,60 | 9,90 | 1,45 | |
Netto-Marge6 | -0,44 | 3,30 | 0,30 | -5,83 | 3,97 | 3,05 | 0,46 | |
Cashflow1,7 | 16,65 | -13,31 | 16,44 | 2,40 | 94,44 | -30,82 | 31,05 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,13 | 0,32 | -0,06 | -0,06 | 0,11 | 0,24 | -0,10 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
Losgelöst davon: Speziell für das zweite Halbjahr 2023 stellt der Vorstand einer Forcierung der Akquisitionsstrategie in Aussicht. Mit ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem lukrativen Ticketing-Sektor, hier ist DEAG momentan über die Plattformen myticket, Gigantic Tickets sowie die irischen Seite tickets.ie aktiv. Ein ganz wichtiges Thema aus Investorensicht ist derweil auch die näher rückende Refinanzierung der bis Ende Oktober laufenden Anleihe im Volumen von 25 Mio. Euro. Derzeit prüft das Unternehmen „verschiedene Optionen“ – unter anderem die Begebung eines neuen Bonds. Insgesamt sieht die operative Lage aber sehr vorteilhaft aus. Das DEAG-Team sowie insbesondere auch der Ankeraktionär Apeiron Investment Group um Christian Angermayer – über diverse Fonds sind Apeiron etwas mehr als die Hälfte der DEAG-Aktien zuzurechnen – machen also einen prima Job.
Bleibt die Frage, wie es aus Börsensicht weitergeht. Zwar wird DEAG im Hamburger Freiverkehr „normal“ gehandelt, aber die Handelsumsätze sind alles andere als super liquide. Auf Dauer wird sich der wahre Wert des Titels so kaum entfalten können. Ein Exit-Szenario in der Vor-Corona-Zeit war stets, dass DEAG von einem Großkonzern aus dem Entertainmentsektor übernommen wird. Da die Braut nun zunehmend schöner wird, lebt dieses Szenario auf jeden Fall wieder auf. Via Squeeze-out wäre das allerdings mit einem endgültigen Börsenabschied verbunden. Für diesen Fall zielt die Spekulation dann auf eine lukrative Prämie durch den Käufer. Ebenso möglich scheint boersengefluester.de perspektivisch auch ein Relisting der Aktie an einer populären Börse zu einer dann attraktiven Bewertung. Angesichts der Aktionärsstruktur um Apeiron, könnte so eine Kapitalmarkt-Revival dann möglicherweise sogar in den USA stattfinden. Für geduldige Anleger bietet sich hier jedenfalls eine schöne Chance-Risiko-Kombination.
Foto: Unsplash +