Auch wenn der Wertpapierprospekt gegenüber der Vorgänger-Anleihe um 46 Seiten abgespeckt hat: Wer sich mit dem neuen Bond 2023/26 von DEAG Deutsche Entertainment in wirklich allen Facetten beschäftigen möchte, auf den wartet ein noch immer 454 Seiten umfassendes Dokument. Kaum vorstellbar, dass sich jemand hier wirklich komplett durchackert. Den Boden bereitet für die Emission hatte der Konzertveranstalter und Ticketdienstleister bereits vor wenigen Wochen mit der Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2022, als er die mögliche Begebung eines Nachfolge-Bonds für die Ende Oktober auslaufende Anleihe 2019/23 im Volumen von 25 Mio. Euro offen thematisierte. Und da DEAG sich auch klar Richtung weiteres anorganisches Wachstum positioniert, ist es wenig verwunderlich, dass die jetzt zur Zeichnung anstehende Anleihe 2023/26 mit einem Volumen von bis zu 50 Mio. Euro deutlich größer konzipiert ist.
Damit nicht genug: Je nach Nachfrage kann die Anleihe um weitere bis zu 50 Mio. Euro Nominal aufgestockt werden. Derweil liegt die Bookbuilding-Spanne für den Bond mit 7,5 bis 8,5 Prozent eher niedriger als von uns gedacht. Wird also spannend, wie groß die Nachfrage nach dem Wertpapier am Ende sein wird. Noch läuft die Umtauschofferte für die Gläubiger der Anleihe von 2019, voraussichtlich ab dem 19. Juni 2023 beginnt dann die Zeichnungsfrist für Neuinvestoren. Für den Kapitalmarkt gehört DEAG zu den soliden Emittenten aus dem Mittelstandssektor, abgesehen von den 2020er-Schockwellen aus der Corona-Zeit pendelt der DEAG-Bondkurs meist eng um den Nennwert. Zumindest aus jetziger Sicht scheint das auch so zu bleiben, denn wirtschaftlich steht die Gesellschaft längst wieder komfortabel da – und zwar ohne staatliche Unterstützungsprogramme.
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Jüngstes Update ist der Zwischenbericht für die ersten drei Monate 2023. Demnach kommen die Berliner beim Umsatz auf ein kräftiges Plus von 55 Prozent auf 48,16 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) fiel dagegen aufgrund der massiv gewachsenen Vertriebsaufwendungen von 377.000 auf 324.000 Euro zurück. Unterm Strich steht derweil noch ein Fehlbetrag von 1,44 Mio. Euro – nach einem Verlust von 1,09 Mio. Euro in der vergleichbaren Vorjahresperiode. Den Ausblick für das Gesamtjahr 2023 hat die Gesellschaft bestätigt. Manko bleibt klar, dass ein erheblicher Teil des Ergebnisses regelmäßig auf Anteile Dritter entfällt und somit nicht DEAG zuzurechnen ist (siehe dazu auch unseren Beitrag HIER). Das wiederum hängt wesentlich mit dem Usancen in der Branche bei Übernahmen zusammen, wo Altgesellschafter und Gründer häufig mit im Boot bleiben.
Großaktionäre bei DEAG sind maßgeblich die Multi-Investor Christian Angermayer zurechenbare Apeiron Investment Group mit mehr als einem Viertel sowie die indirekt ebenfalls aus dem Umfeld von Angermayer kommende Galaxy Group um Michael Novogratz (13,72 Prozent) sowie die von Samuel Singer kontrollierte SRE Holding (14,32 Prozent). Diese Aktionärsstruktur macht boersengefluester.de auch so zuversichtlich, dass es perspektivisch nicht bei dem jetzigen Zustand eines formal delisteten – gehandelt wird die Aktie weiterhin im Hamburger Freiverkehr – Unternehmens bleibt. So gesehen bieten sowohl die Aktie als der zur Zeichnung anstehende Bond (ISIN: NO0012487596) interessante Perspektiven.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 159,80 | 200,22 | 185,21 | 49,95 | 90,68 | 324,80 | 313,48 | |
EBITDA1,2 | 6,55 | 14,59 | 14,09 | 9,04 | 22,12 | 30,88 | 26,37 | |
EBITDA-Marge3 | 4,10 | 7,29 | 7,61 | 18,10 | 24,39 | 9,51 | 8,41 | |
EBIT1,4 | 5,05 | 10,59 | 7,74 | 1,01 | 13,23 | 19,93 | 13,28 | |
EBIT-Marge5 | 3,16 | 5,29 | 4,18 | 2,02 | 14,59 | 6,14 | 4,24 | |
Jahresüberschuss1 | -0,70 | 6,60 | 0,55 | -2,91 | 3,60 | 9,90 | 1,45 | |
Netto-Marge6 | -0,44 | 3,30 | 0,30 | -5,83 | 3,97 | 3,05 | 0,46 | |
Cashflow1,7 | 16,65 | -13,31 | 16,44 | 2,40 | 94,44 | -30,82 | 31,05 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,13 | 0,32 | -0,06 | -0,06 | 0,11 | 0,24 | -0,10 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
Foto: Unsplash+
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