Manchmal möchte man sich mit seinen Anlageempfehlungen am liebsten in die hinterste Ecke verkriechen. Die Aktie des Konzertveranstalters DEAG Deutsche Entertainment ist so ein Fall. Dabei lief es zunächst richtig gut mit dem Small Cap. Zwischen 2013 und Anfang 2015 kletterte die Notiz von 3 Euro bis auf in der Spitze 8 Euro. In dieser Zeit hatten die Berliner verlässlich gute Zahlen vorgelegt, eine größere Kapitalerhöhung problemlos über die Bühne gebracht, mit dem Start der eigenen Eintrittskartenplattform myticket.de die Weichen für signifikant höhere Margen gestellt und das Geschäft mit Open-Air-Festivals angeschoben. Im Prinzip lief alles wie am Schnürchen. Doch die Open-Air-Nummer erwies sich – zumindest für den Aktienkurs – als kompletter Bumerang. Im Kern geht es um das zumindest in der ursprünglich gedachten Form geplatzte Festival Rock am Ring. DEAG hatte mit dem ursprünglichen Partner überworfen und streitet nun vor Gericht um Schadenersatz. Letztlich bescherte der Festivaleinstieg dem Unternehmen im vergangenen Jahr einen Verlust im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich.
Ob sich DEAG einen Teil der Miesen – es geht um immerhin mehr als 10 Mio. Euro – noch zurückholen kann, steht in den Sternen. In manchen Medien wird, was diesen Punkt angeht, ein ziemlich düsteres Szenario aufgezeigt. Immerhin: Zumindest DEAG hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Die meisten Börsianer scheinen dagegen bereits einen Haken hinter diesen Punkt gemacht zu haben. Jedenfalls ist der Kurs des Small Caps in den vergangenen zwölf Monaten um zwei Drittel auf 2,65 Euro abgestürzt. Das kommt einem Verlust an Marktkapitalisierung von ziemlich genau 87 Mio. Euro gleich. Irgendwas läuft also völlig in die falsche Richtung.
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Entweder rollen auf DEAG wesentlich größere Probleme zu als bislang offensichtlich – oder aber die Börse übertreibt gnadenlos. Ganz ehrlich: Wir wissen es nicht, boersengefluester.de steht selbst vor einem Rätsel. Zumindest die Ticketplattform myticket.de – vor nicht allzu langer Zeit noch ein wesentlicher Treiber der Investmentstory von DEAG – scheint sich anständig zu entwickeln. „In den Monaten Dezember 2015 und Januar 2016 wurden in Deutschland bereits rund zehn Prozent aller Eintrittskarten der DEAG über myticket.de abgesetzt“, betont die Gesellschaft. Diese Größenordnung dürfte im Rahmen der Schätzungen der Analysten liegen. Deutlich unter den bisherigen Prognosen der Finanzexperten liegt jedoch der aktuelle Ausblick der Berliner auf das laufende Jahr. Per saldo kalkuliert Finanzvorstand Christian Diekmann für 2016 nämlich nur mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von mindestens 3 bis 5 Mio. Euro. Dabei soll der Festivalbereich einen „nahezu ausgeglichenen” Ergebnisbeitrag liefern. Außerdem weist DEAG daruf hin, dass die Prognose konservativ sei und „ein höherer Wert operativ und durch zusätzliche Einmaleffekte möglich ist“. Trotzdem: Das ändert nichts an dem Umstand, dass die Börsianer bislang im Schnitt von einem 2016er-EBIT im Bereich um rund 11 Mio. Euro ausgegangen waren.
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Andererseits haben die Investoren längst Kleinholz gemacht aus der DEAG-Aktie, so dass die Bewertung – selbst auf der nun genannten EBIT-Spanne – gar nicht mal so fürchterlich hoch ist. Immerhin dürften sich die EBIT-Marge durch den Launch von myticket.de in den kommenden Jahren spürbar erhöhen. Je nach Zielerreichung käme der Small Cap für 2016 momentan auf ein EBIT-Multiple von 8,7 bis 14,4. Zwischen 2013 und 2009 schwankte dieser Faktor zwischen 4,3 und 8,0 und erreichte einen Mittelwert von 5,6. Klare Sache: Nach dem katastrophalen Jahr 2015 lenkt DEAG die Kommunikation Richtung 2016 – ohne, dass bereits Zahlen für das vorangegangene Jahr vorliegen. Was tun als Anleger? Boersengefluester.de räumt unumwunden ein, dass wir das Ausmaß des Kursabsturzes im Zuge der Open-Aktivitäten total unterschätzt haben. Andererseits: Eine DEAG-Aktie bei 2,65 Euro zu verkaufen, scheint uns auch nicht unbedingt die richtige Entscheidung zu sein. Zwar sieht das Chartbild höllisch aus und die 2015er-Zahlen werden auch keinen Trost spenden. Doch es kommen wieder bessere Zeiten. Da sind wir sehr zuversichtlich. Übrigens: Rock im Revier 2016 findet nicht, wie im Vorjahr in der Veltins-Arena auf Schalke, oder wie einige Monate lang angekündigt, auf der Gelsenkirchener Trabrennbahn statt, sondern gastiert jetzt in der Dortmunder Westfalenhalle (26. bis 28. Mai). Zumindest für Fußballfans ein delikater Umzug, aber hier geht es ja um Gitarren und nicht um Bälle.
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Foto: splitshire.com
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