Offenbar war es für alle Seiten der perfekte Deal. Dabei wussten die Börsianer das Übernahmeangebot von Arrow Electronics für Data Modul Anfang 2015 zunächst gar nicht so recht einzuschätzen. Zwar handelte es sich um eine freundliche Offerte, die dem langjährigen Vorstandschef Peter Hecktor den Ausstieg aus der Gesellschaft ermöglichte. Und auch der gebotene Preis von 27,50 Euro je Aktie von Data Modul schien – zumindest mit Blick auf den Langfristchart – durchaus fair zu sein. Dennoch mussten die Amerikaner damals die als Bedingung für das Zustandekommen des Angebots zunächst genannte Schwelle von 75 Prozent auf 50 Prozent senken. Hinzu kam, dass Data Modul mit einer überraschenden Dividendenerhöhung von 0,60 auf 0,90 Euro für 2014 potentiell abgabewilligen Investoren die Entscheidung kurioserweise erschwert hat. Letztlich können aber alle diejenigen Aktionäre froh sein, die der Offerte widerstanden haben und an dem Anteilschein des Displayspezialisten festgehalten – oder wie die Beteiligungsgesellschaft Scherzer & Co. – Bestände aufgebaut haben. Zwar drückte Arrow auf der dann auf Juli 2015 vertagten Hauptversammlung (HV) eine Minidividende von 0,12 Euro je Anteilschein durch. Doch der anhaltend guten Entwicklung des Small Caps tat das keinen Abbruch. Mittlerweile kostet die Aktie von Data Modul fast 39 Euro – und ist immer günstig bewertet, so gut entwickelten sich zuletzt die Geschäfte.
„2015 haben wir unsere Erfolgsgeschichte in einem erneut anspruchsvollen Markt fortgeschrieben“, sagt der Vorstandsvorsitzende Florian Pesahl. So kamen die Münchner bei einem Erlösplus von 15,6 Prozent auf 180,30 Mio. Euro auf ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 12,58 Mio. Euro – nach 11,40 Mio. Euro im Jahr zuvor. Das entspricht einer operativen Marge von 6,98 Prozent. Kalkuliert hatte das Unternehmen mit einer EBIT-Rendite von 6,5 bis 7,5 Prozent und Erlösen zwischen 160 und 170 Mio. Euro. Da die Erlöse aber deutlich besser vorankamen als gedacht, fällt auch das absolute EBIT erfreulicher aus als von boersengefluester.de vermutet. „Wesentlicher Treiber für unser Ergebnis war die Entwicklung in unseren ausländischen Märkten“, sagt Pesahl. Die eigentliche Überraschung für uns ist jedoch der kernige Dividendenvorschlag von 1,20 Euro je Aktie für 2015, was – beim gegenwärtigen Kurs von 38,80 Euro – auf eine Rendite von immerhin gut drei Prozent hinausläuft. Die Hauptversammlung findet am 19. Mai 2016 statt. Eine neuerliche Abänderung des Ausschüttungsvorschlags ist ziemlich unwahrscheinlich, denn Amir Mobayen, der Vice President und General Manager von Arrow, ist seit Juli 2015 Vorsitzender des Aufsichtsrats von Data Modul und damit mitverantwortlich für die Dividendenempfehlung.
Überhaupt scheinen die Amerikaner mit ihrem Investment ganz happy zu sein – offiziell halten sie zurzeit 53,37 Prozent der Aktien. „Wir betrachten unser Engagement als eine strategische, langfristige Investition“, sagt Mobayen. Und – diesen Satz werden die Börsianer besonders gern lesen – damit nicht genug: „Unser Ziel besteht langfristig darin, einen möglichst großen Anteil der Aktien zu erwerben.“ Es ist also davon auszugehen, dass Arrow weiter auf der Käuferseite bei der immer noch im Prime Standard gelisteten Aktie steht. Rückenwind verleiht auch der Ausblick. Für das laufende Jahr kündigt Data-Modul-CEO Pesahl Rekorderlöse zwischen 185 und 200 Mio. Mio. Euro sowie eine EBIT-Rendite in einem Korridor von 7,0 bis 8,0 Prozent an. Das entspricht einem Betriebsergebnis zwischen 16 und 16 Mio. Euro – bei einer Marktkapitalisierung von gegenwärtig knapp 137 Mio. Euro. Da kann man wirklich nicht meckern, zumal Data Modul ein Netto-Finanzvermögen von 12,3 Mio. Euro in der Bilanz stehen hat, die es – zumindest gedanklich – vom Börsenwert abzuziehen gilt. Mögliche Befürchtungen, dass aus Data Modul eine verkappte US-Company wird, will Arrow-Manager Mobayen erst gar nicht aufkommen lassen. Im aktuellen Geschäftsbericht betont er: „Eine meiner wichtigsten Erfahrungen, die ich in meinen vielen Jahren in Europa gemacht habe: Man darf den Europäern keine fremde Kultur aufzwingen wollen. Data Modul bleibt ein deutsches Unternehmen.“
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 218,26 | 241,42 | 203,31 | 192,19 | 194,77 | 276,05 | 283,24 | |
EBITDA1,2 | 18,32 | 23,59 | 15,64 | 17,75 | 18,58 | 32,97 | 28,43 | |
EBITDA-Marge3 | 8,39 | 9,77 | 7,69 | 9,24 | 9,54 | 11,94 | 10,04 | |
EBIT1,4 | 15,91 | 20,80 | 10,19 | 11,83 | 12,70 | 27,15 | 22,30 | |
EBIT-Marge5 | 7,29 | 8,62 | 5,01 | 6,16 | 6,52 | 9,84 | 7,87 | |
Jahresüberschuss1 | 10,62 | 14,28 | 6,51 | 7,56 | 7,90 | 18,37 | 14,49 | |
Netto-Marge6 | 4,87 | 5,92 | 3,20 | 3,93 | 4,06 | 6,65 | 5,12 | |
Cashflow1,7 | 6,67 | 10,80 | 10,45 | 10,78 | -15,72 | -2,83 | 23,85 | |
Ergebnis je Aktie8 | 3,01 | 4,05 | 1,85 | 2,14 | 2,24 | 5,21 | 4,11 | |
Dividende8 | 0,12 | 0,12 | 0,12 | 0,12 | 0,12 | 0,12 | 0,12 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |