Zumindest für einen Sprung zurück in zweistellige Kursregionen sorgt der Halbjahresbericht von Cyan. Verglichen mit den Notierungen zu Jahresbeginn liegt der Anteilschein des Spezialisten für Sicherheitslösungen für den Einsatz in Smartphones aber immer noch um rund 50 Prozent zurück. Insbesondere der Abschreibungsbedarf von rund 4,5 Mio. Euro auf eine Forderung gegenüber der Mitte 2019 als Partner präsentierte Wirecard sowie die Corona-bedingten Verzögerungen bei wichtigen Projekten mit den Kunden aus der Telekombranche sorgten für den Abgabedruck in der Cyan-Aktie. Immerhin: Bei knapp unter 10 Euro – entsprechend einem Börsenwert von gut 90 Mio. Euro – hatte sich zuletzt so etwas wie eine Bodenbildung herauskristallisiert. Der Bereich kommt nicht von ungefähr, immerhin ist er nicht allzu weit vom aktuellen Eigenkapital entfernt.
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Die im Wesentlichen noch aus dem Geschäft als virtueller Mobilfunkbetreiber resultierende Konzernumsätze kletterten in den ersten sechs Monaten 2020 von 7,03 auf 16,93 Mio. Euro. Daraus erzielte Cyan ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von plus 2,20 Mio. Euro – nach minus 1,03 Mio. Euro in der entsprechenden Vorjahresperiode. Wichtig: In diesem Resultat ist die Wirecard-Belastung schon enthalten. Entsprechend fällt das Betriebsergebnis (EBIT) mit minus 800.000 Euro weniger dunkelrot aus, als von boersengefluester.de gedacht. „Obwohl die Insolvenz unseres Vertragspartners Wirecard Technologies GmbH erst im Juli stattgefunden hat, schreiben wir die Forderung bereits im ersten Halbjahr 2020 fast vollständig ab und haben diese beim Masseverwalter angemeldet“, sagt CFO Michael Sieghart. Unterm Strich steht aufgrund eines positiven Steuer-Ergebnisses von fast 1,20 Mio. Euro sogar ein Überschuss von 631.000 Euro.
Deutlich negativ bleibt hingegen der operative Cashflow mit minus 4,36 Mio. Euro zum Halbjahr. Hier wirken sich unter anderem weitere Aufwände für Produkteinführungen oder auch der gestiegene Personalaufwand, der sich noch nicht in entsprechenden Erlösen spiegelt, belastend aus. Nicht nur aus Anlegersicht das relevanteste Projekt von Cyan bleibt der noch für 2020 angesetzte Launch bei Orange in Frankreich – zunächst im Firmenkundensegment, später dann auch bei den Privatkunden der ehemaligen France Télécom. Beachtlich sind aber auch neuere Deals wie der Anfang Juli gemeldete Vertrag mit Virgin Mobile in Lateinamerika oder die für den in erster Linie als weltgrößten Versicherungsmakler bekannte AON konzipierte AON CySec-App gegen Virenattacken auf mobilen Endgeräten. Fehlanzeige bleibt hingegen ein konkreter Ausblick für 2020 sowie ein Update für 2021. Zur Einordnung: Mitte Juni hatte das Management die bisherigen Prognose von 75 Mio. Euro Umsatz für das kommende Jahr vor dem Eindruck der COVID-19-Beschränkungen zurückgezogen. Per saldo bleibt Cyan eine der heißesten Aktien aus dem Frankfurter Freiverkehrssegment Scale. Hohe Chancen, aber eben auch stattliche Risiken.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 3,59 | 20,01 | 26,75 | 21,29 | 8,48 | 3,80 | 4,72 | |
EBITDA1,2 | 1,63 | 3,40 | 11,67 | -5,06 | -12,32 | -4,36 | -4,47 | |
EBITDA-Marge3 | 45,40 | 16,99 | 43,63 | -23,77 | -145,28 | -114,74 | -94,70 | |
EBIT1,4 | 1,46 | 0,37 | 5,53 | -11,04 | -18,06 | -7,01 | -7,01 | |
EBIT-Marge5 | 40,67 | 1,85 | 20,67 | -51,86 | -212,97 | -184,47 | -148,52 | |
Jahresüberschuss1 | 1,24 | -0,11 | 4,53 | -9,27 | -13,88 | -14,71 | -20,72 | |
Netto-Marge6 | 34,54 | -0,55 | 16,93 | -43,54 | -163,68 | -387,11 | -438,98 | |
Cashflow1,7 | -0,05 | 3,66 | -5,83 | -8,71 | -9,50 | -6,87 | -4,01 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,15 | -0,01 | 0,49 | -0,95 | -1,30 | -0,99 | -1,10 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
Foto: © Patrick Sordoillet/Orange