Da sind wir schon jetzt gespannt, wie der Vorstand von Cyan am 22. August auf dem Hamburger Investorentag HIT die jüngste Gewinnwarnung im Detail erklären wird. Immerhin faltete der IT-Securitydienstleister für Kunden aus dem Telekomsektor die bisherige EBITDA-Prognose für 2019 von 20 auf nur noch rund 14 Mio. Euro zusammen und dämpfte zusätzlich die Erwartungen für 2020. Kein Wunder, dass die Investoren mit einem kräftigen Kursrutsch reagierten. Für Diskussionsstoff sorgt die Anpassung der EBITDA-Ziele insbesondere auch deshalb, weil die Analysten der Commerzbank zuletzt genau dieses Szenario befürchtet haben. Wie häufig bei jungen Techfirmen, begründet auch Cyan die neue Prognose mit einer Beschleunigung des aktuell laufenden Investitionsprogramms. „Das Management nimmt für diesen Wachstumskurs in den Jahren 2019 und 2020 bewusst niedrigere EBITDA-Margen in Kauf“, heißt es offiziell.
Für 2021 kündigt die Gesellschaft dafür ein Erlösplus auf mindestens 75 Mio. Euro – statt bislang 60 Mio. Euro – sowie eine EBITDA-Marge von rund 50 Prozent an. Dementsprechend würde das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen dann bei mindestens 37,5 Mio. Euro landen. Schwierig aus Anlegersicht ist die geänderte Vorschau insbesondere deshalb, weil Cyan kaum Trackrecord vorzuweisen hat und es sich nicht valide abschätzen lässt, ob der Wachstumssprung tatsächlich umgesetzt wird. Mit rund 17,50 Euro ist der Aktienkurs jedenfalls wieder signifikant unter den Ausgabepreis von 23 Euro aus dem März 2018 gesunken. Und ob der für das kommende Jahr angekündigte Wechsel vom Freiverkehrssegment Scale in den Prime Standard bereits kurzfristig für positive Effekte sorgen wird, ist eher zweifelhaft. Auch wenn das Upgrade und die damit verbundene Ausweitung der Transparenz natürlich ein begrüßenswerter Schritte ist.
Vorerst versucht CEO Peter Arnoth die positiven Rahmendaten der in den Vordergrund zu rücken: „Die erfolgreiche Kapitalerhöhung, exzellente Sicherheitslösungen, eine schuldenfreie Bilanz und eine komfortable Liquidität sowie bestehende, sehr zufriedene Kunden wie Orange, Magenta Telekom (T-Mobile Austria) und T-Mobile Polen sind die perfekte Grundlage dafür, jetzt nochmals massiv das Wachstum zu forcieren und global Markteinteile zu gewinnen.“ Zudem verweist er darauf, dass Ankeraktionäre Alexander Schuetz, Apeiron Investment Group und Tansanit voll hinter der Gesellschaft stehen und – sofern kein neuer strategischer mit mehr als einem Viertel einsteigt – ihre Anteile mit einer harten Zwölf-Monats-Lockup-Vereinbarung versehen haben. Kapitalisiert ist Cyan gegenwärtig mit rund 179 Mio. Euro. Sollte die Gesellschaft ihre neuen Ziele für 2021 einlösen, wäre dieser Börsenwert natürlich deutlich zu niedrig. Fakt ist aber auch, dass das Vertrauen in die Prognosefähigkeit des Managements erst einmal deutlich angeknackst ist und dieser Zustand wohl auch nicht so schnell zu kitten ist. So gesehen ist eine Halten-Einschätzung derzeit wohl die maximale Empfehlung. Bildlich ausgedrückt gilt bei Cyan beinahe das Karotten-Prinzip: Die Möhre an der Angel ist zwar größer geworden, aber sie ist ab sofort leider auch weiter weg.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 3,59 | 20,01 | 26,75 | 21,29 | 8,48 | 3,80 | 4,72 | |
EBITDA1,2 | 1,63 | 3,40 | 11,67 | -5,06 | -12,32 | -4,36 | -4,47 | |
EBITDA-Marge3 | 45,40 | 16,99 | 43,63 | -23,77 | -145,28 | -114,74 | -94,70 | |
EBIT1,4 | 1,46 | 0,37 | 5,53 | -11,04 | -18,06 | -7,01 | -7,01 | |
EBIT-Marge5 | 40,67 | 1,85 | 20,67 | -51,86 | -212,97 | -184,47 | -148,52 | |
Jahresüberschuss1 | 1,24 | -0,11 | 4,53 | -9,27 | -13,88 | -14,71 | -20,72 | |
Netto-Marge6 | 34,54 | -0,55 | 16,93 | -43,54 | -163,68 | -387,11 | -438,98 | |
Cashflow1,7 | -0,05 | 3,66 | -5,83 | -8,71 | -9,50 | -6,87 | -4,01 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,15 | -0,01 | 0,49 | -0,95 | -1,30 | -0,99 | -1,10 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |