Rein grafisch erinnert der 2018er-Konzernabschluss von Cyan eher an eine Diplomarbeit als an den Geschäftsbericht einer börsennotierten Gesellschaft. Aber immerhin: Kurz vor der Hauptversammlung hat der Anbieter von Sicherheitslösungen für Smartphones und andere Anwendungen endlich ein konsolidiertes Zahlenwerk vorgelegt. Zuvor gab es lediglich einen wenig aussagekräftigen AG-Bericht. Aber auch die aggregierten Daten zeigen nur einen Abriss der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung, da die im Sommer 2018 erworbene I-New AG erst anteilig in die Gewinn- und Verlustrechnung einbezogen wurde. Demnach weist Cyan für das abgelaufene Jahr bei Umsätzen von 8,85 Mio. Euro ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von knapp 3,40 Mio. Euro aus. Unterm Strich blieb ein Fehlbetrag von etwas mehr als 113.000 Euro stehen. Und ohne die „Lucky buy“-Effekte von 10,60 Mio. Euro aus der I-New-Akquisition sähe die Lage gar dunkelrot aus.
Dennoch kommen die Resultate an der Börse ordentlich an, da die Münchner – hochgerechnet auf das Gesamtjahr – eben doch ganz gut im Rennen liegen. Zudem bestätigte die Gesellschaft für 2019, wonach bei Erlösen von 35 Mio. Euro mit einem EBITDA von 20 Mio. Euro zu rechnen sei. Wichtig ist auch, dass die Vorbereitungen für die im Abschlussquartal 2019 anlaufende Integration der Cyan-Technologie in die Endkundengeräte des Mobilfunkanbieters Orange planmäßig vorankommen. Gestartet wird das Projekt in Frankreich, soll dann aber zügig auf weitere Länder ausgedehnt werden. Die Kursziele der Analysten liegen derweil deutlich oberhalb des aktuellen Kursniveaus von 27 Euro. Insgesamt scheint es bei der im Börsensegment Scale gelisteten Gesellschaft also in die richtige Richtung zu laufen, auch wenn längst noch nicht alle in den vergangenen Monaten gemeldeten Kooperationen mit Geschäft gefüllt sind.
Die Marktkapitalisierung beträgt zurzeit knapp 242 Mio. Euro, was etwa dem 4,8fachen des zuletzt ausgewiesenen Eigenkapitals entspricht. Kapitalmaßnahmen sind dem Vernehmen nach vorerst nicht geplant, so dass die Meldungslage in den kommenden Monaten im Normalfall sehr positiv ausfallen dürfte. Das wiederum sollte dem – mit Blick auf das große Chartbild – noch immer im Konsolidierungsmodus befindlichen Aktienkurs nachhaltig zurück Richtung Norden helfen. Langfristig bietet die Story ohnehin eine Menge Fantasie. Immerhin hat Cyan massive Expansionsprognosen genannt – 2021 sollen die Erlöse bereits oberhalb von 60 Mio. Euro liegen. Für das kommende Jahr avisieren die Münchner zudem ein Upgrade in das streng regulierte Handelssegment Prime Standard. Beobachten sollten Investoren jedoch, ob sich weitere Adressen auf der Shortseite positionieren, also auf fallende Kurse setzen. Denn klar ist: Eine auf den ersten Blick so lupenreine Wachstumsstory ruft meist auch die Gegenseite auf den Plan.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 3,59 | 20,01 | 26,75 | 21,29 | 8,48 | 3,80 | 4,72 | |
EBITDA1,2 | 1,63 | 3,40 | 11,67 | -5,06 | -12,32 | -4,36 | -4,47 | |
EBITDA-Marge3 | 45,40 | 16,99 | 43,63 | -23,77 | -145,28 | -114,74 | -94,70 | |
EBIT1,4 | 1,46 | 0,37 | 5,53 | -11,04 | -18,06 | -7,01 | -7,01 | |
EBIT-Marge5 | 40,67 | 1,85 | 20,67 | -51,86 | -212,97 | -184,47 | -148,52 | |
Jahresüberschuss1 | 1,24 | -0,11 | 4,53 | -9,27 | -13,88 | -14,71 | -20,72 | |
Netto-Marge6 | 34,54 | -0,55 | 16,93 | -43,54 | -163,68 | -387,11 | -438,98 | |
Cashflow1,7 | -0,05 | 3,66 | -5,83 | -8,71 | -9,50 | -6,87 | -4,01 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,15 | -0,01 | 0,49 | -0,95 | -1,30 | -0,99 | -1,10 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
Foto: Pixabay