Keine Präsentation von Michael Sieghart, bei der der Finanzvorstand von Cyan nicht auf die gute Geschäftsbeziehung zur I-New Unified Mobile Solutions AG hingewiesen hat. Die in Mattersburg (gut 70 km südlich von Wien) sitzende Gesellschaft ist ein Plattform- und Technologieanbieter für sogenannte virtuelle Mobilfunkprovider (MVNO). Zu den bekanntesten Kunden von I-New gehören neben Media Markt und Saturn Austria auch Virgin Mobile Kolumbien, Peru und Mexiko. Insgesamt zählen die Österreicher rund 40 Mobile Virtual Network Operators (MVNOs) zu ihren Partnern, die wiederum zusammen rund 5,5 Millionen Endkunden bedienen. Um es an einem anderen Beispiel plastisch auszudrücken: ALDI Talk ist ebenfalls so ein MVNO, weil die Discounterkette keine eigenen Netze oder Netzkapazitäten unterhält – diese aber bei einem Unternehmen wie I-New einkaufen könnte. Tatsächlich nutzt ALDI freilich das Telefónica-Netz, in dem das O2- und das E-Plus-Mobilfunknetz verschmolzen sind.
Doch zurück zu Cyan: Der im Börsensegment Scale gelistete Anbieter von Sicherheitslösungen für mobile Anwendungen hat nämlich eine ziemliche Hammermeldung parat: So haben die Münchner ihre ohnehin gute Geschäftsbeziehung zu I-New insofern auf eine neue Basis gestellt, als dass sie einfach mal 76,81 Prozent an der Firma übernommen haben. „Mit I-New sparen wir zwei Jahre an Aufbauarbeit in punkto Operations, Sales und globaler Infrastruktur. Die Synergiepotenziale sollten kurzfristig und mittelfristig signifikant sein“, sagt Sieghart. Der Deal hat ein Volumen von insgesamt 17,1 Mio. Euro, wovon knapp 80 Prozent für die übernommenen I-New-Aktien reserviert sind. Die restlichen 3,5 Mio. Euro sind bis zum Jahr 2021 gestreckte Meilensteinzahlungen – je nach Gewinnentwicklung von I-New. Verkäufer ist der österreichische Glücksspielkonzern Novomatic.
Für die zuletzt an der Börse eher enttäuschende Cyan-Aktie sollte der Deal eine Art Startschuss sein, immerhin spricht viel für eine Neubewertung des Small Caps, der mit 23 Euro gerade mal auf dem Emissionsniveau von Ende März 2018 steht. Zur Einordnung: Kapitalisiert ist Cyan derzeit mit rund 193 Mio. Euro. Die neuen Planzahlen sehen derweil (hochgerechnet auf 12-Monats-Basis) für 2018 Erlöse von mindestens 20 Mio. Euro und für 2019 von Untergrenze 35 Mio. Euro vor. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll im laufenden Jahr auf Pro-forma-Basis mindestens 7 Mio. Euro erreichen – für 2019 sehen die Planungen ein EBITDA von mehr als 20 Mio. Euro vor. Abzuwarten bleibt, was unterm Strich hängen bleibt, zumal – neben Abschreibungen, Steuern und Zinsen – auch Anteile Dritter zu berücksichtigen sind. Firmenkenner werten die Transaktion aber schon jetzt als Megadeal für Cyan, der auch bei den Analysten zu ganz neuen Schätzungen für Umsatz und Ergebnis führen sollte.
Wie boersengefluester.de aus dem Unternehmensumfeld hört, sollen die EBITDA-Prognosen des Cyan-Vorstands extrem konservativ kalkuliert sein, was eine nochmalige Anpassung des Ausblicks – spätestens im kommenden Jahr – durchaus wahrscheinlich macht. Finanziert wird der Kaufpreis über eine Mischung aus Eigenmitteln und Bankdarlehen – was angesichts eines Emissionserlöses von brutto knapp 32 Mio. Euro gut zu stemmen sein sollte. Per saldo macht Cyan einen gewaltigen Schritt nach vorn und wächst auf einen Schlag in eine Doppelrolle: Kümmerte sich das Unternehmen bislang ausschließlich um die Datenbanken zur Implementierung der Sicherheitsupdates in die Netzwerke der Mobilfunker, wird Cyan nun zeitgleich zum Plattform für die MVNOs und kann die Security-Pakete entsprechend promoten. Harald Neumann, Vorstand von Novomatic, betont ebenfalls die Vorteile und blickt sogar noch ein Stück weiter voraus: „Cyan konnte uns von der Qualität ihres Konzeptes für I-New überzeugen und bekennt sich zudem zum österreichischen Standort. Darüber hinaus können wir uns eine künftige Kooperation im Bereich Cyber-Security zwischen Novomatic und Cyan vorstellen und prüfen eine diesbezügliche Zusammenarbeit.“
Für boersengefluester.de hat die Transaktion durchaus Parallelen zu der erfolgreichen Übernahme der XCOM durch die FinTech Group Ende 2014. Auch damals haben sich zwei komplementäre Geschäftsmodelle – Technologie und Bankgeschäft – zusammengeschlossen. Und was in den folgenden Jahren mit dem Aktienkurs der FinTech Group passiert ist, sollte bekannt sein.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 3,59 | 20,01 | 26,75 | 21,29 | 8,48 | 3,80 | 4,72 | |
EBITDA1,2 | 1,63 | 3,40 | 11,67 | -5,06 | -12,32 | -4,36 | -4,47 | |
EBITDA-Marge3 | 45,40 | 16,99 | 43,63 | -23,77 | -145,28 | -114,74 | -94,70 | |
EBIT1,4 | 1,46 | 0,37 | 5,53 | -11,04 | -18,06 | -7,01 | -7,01 | |
EBIT-Marge5 | 40,67 | 1,85 | 20,67 | -51,86 | -212,97 | -184,47 | -148,52 | |
Jahresüberschuss1 | 1,24 | -0,11 | 4,53 | -9,27 | -13,88 | -14,71 | -20,72 | |
Netto-Marge6 | 34,54 | -0,55 | 16,93 | -43,54 | -163,68 | -387,11 | -438,98 | |
Cashflow1,7 | -0,05 | 3,66 | -5,83 | -8,71 | -9,50 | -6,87 | -4,01 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,15 | -0,01 | 0,49 | -0,95 | -1,30 | -0,99 | -1,10 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |