Von den Mitte Juni erreichten Tiefständen bei rund 4,40 Euro vermochte sich die Aktie von Cropenergies zuletzt erfolgreich lösen und konnte zwischenzeitlich sogar wieder über die Marke von 5 Euro klettern. Nun: Für die meisten Anleger ist das wohl ein schwacher Trost. Ein halbes Jahr zuvor stand die Notiz der Südzucker-Tochter nämlich noch bei rund 7 Euro. Zu dem jüngsten Stimmungsumschwung beigetragen haben die bereits am 23. Juni gemeldeten Vorabzahlen des Bioethanolherstellers für das Auftaktquartal des Geschäftsjahres 2014/15 (per Ende Februar). Jetzt haben die Mannheimer ihren kompletten Zwischenbericht vorgelegt. Wesentliche Änderungen gegenüber den bereits gemeldeten Eckdaten gibt es nicht, und auch am Ausblick hat der Vorstand nicht gedreht. Demnach bleibt es dabei: Für 2014/15 kalkuliert das Unternehmen bei Erlösen von 850 bis 900 Mio. Euro mit einem operativen Ergebnis in einer sehr weiten Spanne von minus 30 bis plus 20 Mio. Euro. Zum Ende des ersten Jahresviertels kam Cropenergies bei Umsätzen von 207,87 Mio. Euro auf einen Betriebsgewinn von 4,49 Mio. Euro. Das Ergebnis je Aktie schmolz von 0,12 auf 0,01 Euro zusammen.
Als kleinen Mutmacher wendet sich das Cropenergies-Management mit dieser Aussage an die Investoren: „Die kürzlich erreichte Einigung des Europäischen Rats zur Änderung der “Erneuerbare-Energien-Richtlinie” und der “Kraftstoffqualitätsrichtlinie” lässt hoffen, dass das Europäische Parlament und der Rat bald zu einem Ergebnis kommen und damit endlich wieder stabile Rahmenbedingungen für die Biokraftstoffbranche in Europa geschaffen werden.“ Zur Hauptversammlung am 15. Juli 2014 werden die Anteilseigner mit einer von 0,26 auf 0,10 Euro gekürzten Dividende bedient. Damit bringt es das Papier auf eine Rendite von knapp zwei Prozent. 69 Prozent der gesamten Ausschüttungssumme von brutto 8,75 Mio. Euro fließen an den Großaktionär Südzucker. Der MDAX-Konzern wird bereits am 10. Juli seinen mit Spannung erwarteten Auftaktbericht vorlegen. Trotz nahezu einhellig negativer Analystenkommentare konnte sich auch die Südzucker-Aktie zuletzt ein wenig aus ihrem Würgegriff befreien. Doch die Rahmenbedingungen in Folge der geänderten europäischen Zuckerverordnung bleiben schwierig. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser kalkulieren bei Südzucker für das erste Viertel mit einem Umsatzrückgang von 12,5 Prozent auf 1,775 Mrd. Euro sowie einem Verfall des Gewinns vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 61 Prozent auf 89,2 Mio. Euro. Beim Nettoergebnis befürchten sie gar einen Einbruch um 74 Prozent auf 34,1 Mio. Euro. Ihre Einschätzung für die Südzucker-Aktie: verkaufen mit Kursziel 10,20 Euro.
Boersengefluester.de ist zuversichtlicher und traut dem MDAX-Papier – vor allem auf die mittlere und lange Sicht – einen deutlichen Kursumschwung nach oben zu. Nun kommt es darauf an, dass die Gesellschaft ihre Prognosen nicht noch weiter nach unten anpassen muss. Der von Cropenergies vorgelegte Quartalsbericht lässt schon einmal hoffen, auch wenn sich hier ebenfalls alles auf deutlich erniedrigtem Niveau abspielt. Dafür wird der Anteilschein des Bioethanolherstellers allerdings auch nicht sonderlich ambitioniert gehandelt. Der Buchwert je Aktie liegt bei 4,47 Euro. Dementsprechend kommt das Papier auf ein KBV von gerade einmal 1,10. Die Marktkapitalisierung von 431 Mio. Euro entspricht etwa nur der Hälfte des Umsatzziels für 2014/15. In diesen Kennzahlen spiegelt sich klar die ungewisse Ertragsprognose wider. Eine Range von minus 30 bis plus 20 Mio. Euro lässt eben viel Interpretationsspielraum. Für boersengefluester.de ist die Aktie momentan eine gute Halten-Position. Für Südzucker bleiben wir etwas zuversichtlicher und raten perspektivisch zum Einstieg. Mindestanforderung an den Quartalsbericht am 10. Juli ist, dass der MDAX-Kontern seine – ohnehin düstere – Ergebnisprognose nicht noch einmal kappt.
Foto: CropEnergies AG