Sowas kommt prima an bei Investoren: Mit Umsätzen von 10,09 Mio. Euro und einem Überschuss von 455.000 Euro hat Roger Heinz, Vorstand von CPU Softwarehouse, für 2019 – insbesondere ergebnismäßig – ein gutes Stück mehr geliefert als versprochen. Beinahe folgerichtig bewegt sich der Aktienkurs des Micro Caps mit knapp 3 Euro auf dem höchsten Stand seit 2002. Es gibt nicht viele Spezialwerte, denen dieses Kunststück im gegenwärtig arg volatilen Marktumfeld gelingt. Bemerkenswert ist diese Entwicklung insbesondere auch deshalb, weil der IT-Dienstleister und Softwareanbieter für die Finanzbranche nicht einmalig Knallerzahlen aus dem Hut gezaubert hat, sondern der Aufwärtstrend nun schon seit mindestens 2015 – damals gelang den Augsburgern der Turnaround – anhält. Die Erfolge zeigen sich auch in der Bilanzqualität: Die Eigenkapitalquote erreicht mittlerweile fast 46 Prozent. Die liquiden Mittel türmen sich auf 1,84 Mio. Euro, was die gegenwärtige Marktkapitalisierung von gut 12 Mio. Euro zu immerhin etwa 15 Prozent abdeckt. „Bankschulden und Darlehen haben wir keine und sind damit völlig unabhängig von externen Geldgebern“, sagt CPU-Vorstand Heinz.
Wer nun nach dem Haar in der Suppe sucht, wird vermutlich anmerken, dass CPU von den knapp 0,50 Mio. Euro Nettogewinn für das Gesamtjahr bereits annähernd 0,40 Mio. Euro in den ersten sechs Monaten eingefahren hatte – die zweite Jahreshälfte 2019 also kaum noch zum Ergebnis beigetragen hat. Touché. Das stimmt. Allerdings hatte die im Münchner Spezialsegment m:access gelistete Gesellschaft frühzeitig darauf hingewiesen, dass Kundenaufträge ins erste Jahreshälfte verlagert wurden und andererseits Investitionen ins dritte und vierten Quartal 2019 fielen. Insgesamt liegt CPU mit einer Nettomarge von zuletzt 4,5 Prozent für das vergangene Jahr jedenfalls schon sehr dicht an der mittelfristigen Zielgröße von drei bis fünf Prozent. Avisiert hatte Roger Heinz für 2019 eigentlich „nur“ eine Rendite nach Steuern von mehr als drei Prozent.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 12,12 | 10,51 | 10,09 | 8,92 | 6,59 | 4,05 | 3,12 | |
EBITDA1,2 | 0,40 | 0,42 | 0,62 | 0,71 | 0,34 | 0,16 | 0,37 | |
EBITDA-Marge3 | 3,30 | 4,00 | 6,14 | 7,96 | 5,16 | 3,95 | 11,86 | |
EBIT1,4 | 0,24 | 0,30 | 0,47 | 0,58 | 0,07 | 0,04 | 0,08 | |
EBIT-Marge5 | 1,98 | 2,85 | 4,66 | 6,50 | 1,06 | 0,99 | 2,56 | |
Jahresüberschuss1 | 0,22 | 0,26 | 0,46 | 0,57 | 0,05 | 0,02 | 0,05 | |
Netto-Marge6 | 1,82 | 2,47 | 4,56 | 6,39 | 0,76 | 0,49 | 1,60 | |
Cashflow1,7 | 0,20 | 0,83 | 0,55 | 0,43 | 0,38 | 0,12 | -0,05 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,05 | 0,06 | 0,11 | 0,14 | 0,01 | 0,01 | 0,01 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Quintaris |
Zum Ausblick für 2020 äußert sich der Vorstand im jetzt vorgelegten Geschäftsbericht nicht dezidiert, schließt aber aus, dass die jüngsten Ertragssteigerungen im laufenden Jahr ihre Fortsetzung finden. „Die Auswirkungen von Covid-19 sind für CPU eine große Herausforderung“, heißt es. Auch wenn das Unternehmen viele Rahmenverträge mit wichtigen Großkunden hat. Letztlich stellen fast alle Gesellschaften momentan auf „Corona-Budget“ um. Soll heißen: Etliche Projekte werden verschoben oder zumindest geschrumpft. Sollte CPU in diesem Umfeld Umsatz und Ergebnis auch nur einigermaßen halten können, wäre das schon ein Erfolg. Zumindest das Chartbild zeigt, dass die Investoren dem Unternehmen eine vergleichsweise stabile Entwicklung zutrauen. Und perspektivisch will Vorstand Roger Heinz CPU ohnehin in ganz andere Regionen führen.
Wer den Titel im Depot hat, sollte also an Bord bleiben. Und für mutige Investoren bieten sich sogar kleine Aufstockungen an. Aber Achtung: Der Börsenhandel ist fürchterlich eng. Ohne Limit geht hier gar nichts. Aus Börsensicht am ehesten vergleichbar ist CPU Softwarehouse – wenn überhaupt – mit den ebenfalls überwiegend im Bereich Bankensoftware tätigen Micro Caps B+S Banksysteme oder auch der jüngst in den m:access eingezogenen Rubean aus München. Und um den Börsendreh abzurunden: Eine wichtige Tochter von CPU ist der 2016 vom MDAX-Konzern Cancom erworbene Personal- und IT-Dienstleister CPU GIS.
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