Nur knapp 10 Mio. Euro Marktkapitalisierung: Damit gehört CPU Softwarehouse selbst innerhalb des Münchner Spezialsegments m:access zu den kleinsten Gesellschaften. Wer als Investor gesteigerten Wert auf einen möglichst liquiden Börsenhandel legt, ist bei diesem Unternehmen momentan also an der falschen Adresse. Da boersengefluester.de seit jeher aber auch Micro Caps sehr intensiv verfolgt, haben wir uns Zeit genommen und CPU-Vorstand Roger Heinz zu einem Gespräch in der Lobby des Frankfurter Hilton Hotels getroffen. Am Ende wurden daraus fast 1,5 Stunden, so detailliert fiel das Update von Roger Heinz zu den kürzlich veröffentlichten Halbjahreszahlen und den weiteren Perspektiven aus. Regelmäßige Leser von boersengefluester.de kennen die Story des vorzugsweise auf Kunden aus dem Finanzsektor spezialisierten Softwareentwicklers in ihren Grundzügen (siehe dazu etwa auch unseren jüngsten Bericht HIER): Nach jahrelangem Stillstand hat sich CPU zu einem agilen Unternehmen mit soliden Bilanzen und einer immer stärkeren Expertise in der Schweiz entwickelt. So haben die Graubündner, Schaffhauser und Urner Kantonalbanken zuletzt ihre Wartungsverträge mit CPU verlängert, was ein super Erfolg ist.
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Doch die durch COVID-19 ausgelösten Schockwellen sind auch an CPU nicht spurlos vorbeigegangen: Über die vor einigen Jahren von Cancom gekaufte Tochter CPU GIS sind die Augsburger nämlich auch als Personaldienstleister im IT-Bereich tätig. Und es braucht keine besondere hellseherische Gabe um zu erkennen, dass die Masse der Unternehmen derzeit andere Sorgen hat, als zusätzliche Zeitarbeiter zur Abdeckung von Spitzenlasten einzustellen. So gesehen kommen die Halbjahreszahlen 2020 von CPU noch überraschend gut daher, zumal die Vergleichsbasis aus dem Vorjahr ziemlich hoch ist: Bei einem Erlösrückgang von 9,6 Prozent auf 4,63 Mio. Euro fiel der Gewinn nach Steuern „nur“ um 11,7 Prozent auf knapp 347.000 Euro zurück. „Wir haben nichts aktiviert. Das ist ein blitzsauberes Cash-Ergebnis“, sagt Heinz. Mit zu dem guten Resultat beigetragen hat, dass die CPU-Mitarbeiter ihre Urlaube sehr flexibel auf das zweite Halbjahr schieben konnten und so in den ersten sechs Monaten einfach viel Arbeitskraft zur Verfügung stand.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 12,12 | 10,51 | 10,09 | 8,92 | 6,59 | 4,05 | 3,12 | |
EBITDA1,2 | 0,40 | 0,42 | 0,62 | 0,71 | 0,34 | 0,16 | 0,37 | |
EBITDA-Marge3 | 3,30 | 4,00 | 6,14 | 7,96 | 5,16 | 3,95 | 11,86 | |
EBIT1,4 | 0,24 | 0,30 | 0,47 | 0,58 | 0,07 | 0,04 | 0,08 | |
EBIT-Marge5 | 1,98 | 2,85 | 4,66 | 6,50 | 1,06 | 0,99 | 2,56 | |
Jahresüberschuss1 | 0,22 | 0,26 | 0,46 | 0,57 | 0,05 | 0,02 | 0,05 | |
Netto-Marge6 | 1,82 | 2,47 | 4,56 | 6,39 | 0,76 | 0,49 | 1,60 | |
Cashflow1,7 | 0,20 | 0,83 | 0,55 | 0,43 | 0,38 | 0,12 | -0,05 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,05 | 0,06 | 0,11 | 0,14 | 0,01 | 0,01 | 0,01 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Quintaris |
Keinesfalls sollten Investoren daher den Halbjahresgewinn mit zwei multiplizieren. Dass diese Rechnung nicht aufgeht, zeigte sich bereits 2019, wo nahezu der gesamte Jahresgewinn von 0,46 Mio. Euro auf die erste Jahreshälfte entfiel. Hinzu kommt, dass sich die Situation bei CPU GIS kurz- und mittelfristig wohl nicht entspannen wird. Entsprechend will sich Heinz gegenwärtig auch nicht auf eine konkrete Konzernprognose für das Gesamtjahr festlegen. Ziel bleibt es aber, auch im zweiten Halbjahr profitabel zu arbeiten und an die 2019er-Netto-Marge von rund 4,5 Prozent anzuknüpfen. Nun: Ohne jetzt hier auf der zweiten Nachkommastelle herumzureiten. Vermutlich ist es sinnvoll, sich als CPU-Aktionär für 2020 auf ein leicht rückläufiges Ergebnis einzustimmen, was angesichts der konjunkturell allgemein angespannten Lage kein Drama ist. Zudem hat CPU mit der Schweiz und dem Consulting bzw. der Softwareentwicklung „zwei Rennpferde im Stall“, wie Vorstand Roger Heinz es mit Blick auf 2021 ausdrückt. Ein Thema bleibt derweil auch anorganisches Wachstum, selbst wenn es zurzeit keine konkreten Akquisitionspläne gibt.
Indirekt damit zusammen hängt freilich der Gedanken an eine Dividende. Zum Jahresende 2019 hat die frei von Bankverbindlichkeiten agierende Gesellschaft in der AG einen – einen für die Ausschüttung maßgeblichen – Bilanzgewinn fast 1 Mio. Euro aufgebaut. Zum Halbjahr 2020 türmten sich die liquiden Mittel innerhalb der Gruppe auf 1,94 Mio. Euro. Bislang gab es in der wechselvollen Historie von CPU ausschließlich Nullrunden was die Dividende angeht. Aber spätestens zur nächsten Hauptversammlung im Juli 2021 dürfte die Frage nach einer Gewinnbeteiligung wieder auf den Tisch kommen – zumindest, wenn es bis dahin zu keinen größeren volkswirtschaftlichen Verwerfungen kommt. Leisten kann sich CPU eine Ausschüttung locker. Bei zurzeit annähernd 4,1 Millionen Aktien, würde eine Dividende von bspw. 0,05 Euro zu einer Ausschüttungssumme von etwas mehr als 200.000 Euro führen.
Damit käme der Micro Cap zwar längst noch in die Rendite-Charts, aber es wäre zumindest ein Statement für die weitere Investmentstory der CPU-Aktie. Boersengefluester.de bleibt dran, denn wir haben den Eindruck, dass sich das Unternehmen auf einem guten Weg befindet. Und der sollte am Ende auch dazu führen, dass CPU ein paar Stufen nach oben klettert im Börsenwert-Ranking des Münchner m:access.
Foto: Mario Gogh auf Unsplash