Sascha Wilhelm, CEO der Corestate Capital Holding, legt ein beachtliches Tempo vor: Seit der Notizaufnahme Anfang Oktober 2016 zu 17,40 Euro – damals noch im Entry Standard – hat der Aktienkurs bereits um gut 60 Prozent zugelegt und die Marktkapitalisierung des Immobilien-Investmentmanagers auf mittlerweile fast 381 Mio. Euro befördert. Das ist nahezu All-Time-High. In diesem Zeitraum hat Wilhelm eine kleine Kapitalerhöhung durchgeführt, reihenweise Immobiliendeals entwickelt und – last but not least – die gesamte Branche mit der Übernahme der Hannover Leasing von der Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale (Helaba) überrascht. Immerhin ist der Wert der Transaktion im mittleren zweistelligen Millionen- Euro-Bereich anzusiedeln. Kein Wunder, dass die einschlägigen Fachpublikationen aus dem Immobiliensektor groß berichteten. Verglichen damit ist die Gesellschaft in Börsenkreisen noch relativ unbekannt. Wir treffen CEO Wilhelm hoch oben in der Frankfurter Niederlassung unweit des Messeturms. „Wir sind ein Immobiliendienstleister und kein Bestandshalter. Unsere Bilanz hat kein Immobilienvermögen“, stellt Wilhelm gleich einmal klar. Konkret heißt das: Corestate kauft für vermögende Privatkunden, Family Offices und andere institutionelle Adressen Immobilien und formt daraus strukturierte Anlageprodukte.
Die Erlöse setzen sich in erster Linie aus Akquisitionsgebühren, der laufenden Managementvergütung sowie Exit-Zahlungen zusammen. 2016 waren das in Summe 42,2 Mio. Euro. Daraus zog die Gesellschaft ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 23,1 Mio. Euro sowie einen (bereinigten) Nettogewinn von 19,4 Mio. Euro. Von diesem bereinigten Ergebnis – der „normale“ Überschuss erreichte 15,6 Mio. Euro – will Corestate Capital rund 70 Prozent als Dividende ausschütten. Bezogen auf die gegenwärtige Aktienzahl von 13.606.999 Stück entspricht das einer Dividende von ziemlich genau 1,00 Euro pro Anteilschein – oder knapp 3,7 Prozent Rendite. „Wir wollen die Aktie als attraktiven Dividendenwert positionieren“, sagt Wilhelm. Innerhalb des Entry-Standard-Nachfolgesegments Scale, in dem das Papier mittlerweile gelistet ist, gibt es nicht viele Titel, die da mithalten können. Noch mehr Rendite verspricht nur der Immobilienmanager publity. Auch wenn die Geschäftsmodelle nicht direkt vergleichbar sind – zur Peer Group zählen die Leipziger auf jeden Fall. Das gilt auch für Gesellschaften wie Patrizia Immobilien (dem vermutlich am besten vergleichbaren Unternehmen) oder mit Abstrichen auch DIC Asset. In Teilbereichen bietet sich auch die Bewertung der Aktie von MPC Capital als Maßstab an. Mit Blick über die Landesgrenze hinweg, ist die Partners Group aus Schweiz so etwas wie das große Vorbild.
Um das weitere Wachstum auch finanziell zu unterlegen, kann es gut sein, dass Corestate im Jahresverlauf eine weitere Kapitalerhöhung auf die Schiene setzt. Dem Vernehmen nach, würde es sich dann aber um ein größeres Kaliber, als den „Zehn-Prozenter“ vom Februar 2017 handeln. Im Zuge solch einer Maßnahme kann sich Wilhelm dann auch ein Upgrade in den Prime Standard vorstellen. Perspektivisch dürfte die Gesellschaft damit sogar zu einem SDAX-Kandidaten reifen, zumal Großaktionär Ralph Winter sich bei solchen Transaktionen wohl zu einem gewissen Grad verwässern lassen wird. Gegenwärtig befindet sich nur ein knappes Drittel der Aktien im Streubesitz. Von Analystenseite verfolgen derzeit Berenberg (Kursziel: 30,00 Euro), die Baader Bank (Kursziel: 31,50 Euro) sowie Equinet Research (Kursziel: 33,00 Euro) die Corestate-Aktie. Zumindest in der optimistischeren Analysten-Variante hätte der Titel also noch ausreichend Luft nach oben. Dabei ist ohnehin die große Frage, wie die Integration von Hannover Leasing über die Bühne geht. Für 2017 setzt der Corestate-Vorstand Sascha Wilhelm die Erwartungshaltung an den Ergebnisbeitrag der Vermögensverwaltungsgesellschaft noch eher niedrig an. Eine Bandbreite zwischen 0 und 5 Mio. Euro (Net-Income) wäre für ihn vermutlich in Ordnung. Ab 2018 dürfte er die Messlatte dann aber bereits deutlich höher legen. Unterm Strich hat boersengefluester.de einen guten Eindruck von der Gesellschaft. Der Titel von Corestate Capital Holding eignet sich insbesondere für dividendenorientierte Anleger.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 161,71 | 204,43 | 250,91 | 199,60 | 205,80 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA1,2 | 104,68 | 174,13 | 175,03 | 16,60 | 24,70 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA-Marge3 | 64,73 | 85,18 | 69,76 | 8,32 | 12,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT1,4 | 83,82 | 147,06 | 143,93 | -38,10 | -187,90 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | 51,83 | 71,94 | 57,36 | -19,09 | -91,30 | 0,00 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | 56,36 | 103,49 | 108,79 | -68,90 | -200,10 | 0,00 | 0,00 | |
Netto-Marge6 | 34,85 | 50,62 | 43,36 | -34,52 | -97,23 | 0,00 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | 15,39 | 251,35 | 78,06 | -60,10 | 31,00 | 0,00 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 3,24 | 4,93 | 5,11 | -3,04 | -6,29 | -17,00 | -0,20 | |
Dividende8 | 2,00 | 2,50 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |