Was für eine Veränderung: Als wir Coreo-Vorstand Marin N. Marinov im Juni 2017 auf der Prior-Kapitalmarktkonferenz zum ersten Mal haben präsentieren gesehen, hörte sich alles noch mehr nach einer Konzeptstudie als nach einem operativ tätigen börsennotierten Immobilienunternehmen an. Außer einer Handvoll Häuser in Bad Köstritz, hatte die aus der Beteiligungsgesellschaft Nanostart hervorgegangene Coreo noch nicht viel zu bieten. Entsprechend zurückhaltend äußerten sich auch viele Nebenwerteprofis auf der Prior-Konferenz. Auf der von Edison und BankM unterstützten Frühjahrskonferenz im Mai 2018 zeigte sich dagegen ein ganz anderer Marinov. Kein Wunder, schließlich hatten die Frankfurter erst wenige Tage zuvor eine Ausschreibung der Commerzbank über insgesamt zwölf Wohn- und Geschäftshäuser – in der Regel ehemalige Bankfilialen – gewonnen (siehe dazu auch den Beitrag von boersengefluester.de HIER). Firmenkenner bezeichneten den Zuschlag für Coreo als Megadeal. Soweit ging Marinov zwar nicht auf der Frühjahrskonferenz.
Gleichwohl konnte er seine Freude kaum verbergen: „Unser Eintritt in die Top 7-Standorte. Das Portfolio wird sich super positiv entwickeln.“ In einem ersten Schritt geht es nun darum, das Gesamtpaket aus der „Hydra-Ausschreibung“ zu separieren. Nicht alle Objekte sollen zwangsläufig dauerhaft bei Coreo bleiben. So ist von einem Sale- und einem Hold-Portfolio die Rede. Aus dem Sale-Portfolio will Marinov bis Ende des Jahres einen hohen einstelligen Millionen-Euro-Betrag herausholen. Zu den Sahnestücken des insgesamt rund 22,5 Mio. Euro schweren Investments zählen dagegen Immobilien in Frankfurt, Darmstadt, Hanau, Gießen, Wetzlar und Trier. Um das volle Potenzial zu heben, wird Coreo zunächst sogar rund 5,5 Mio. Euro in die Sanierung und die Neuvermietung stecken. Erst ganz am Ende will das Unternehmen dann entscheiden, ob die Hold-Objekte langfristig im Bestand bleiben sollen oder ebenfalls veräußert werden sollen. Schon sehr viel früher will Marinov dagegen die Finanzierungsstruktur verbessern. Konkret geht es um die vorzeitige Ablösung einer Ende 2017 begebenen Optionsanleihe im Volumen von 20 Mio. Euro, an die ein üppiger Zins-Kupon von 10 Prozent geheftet ist. Zeichner der Blindpool-Anleihe waren damals Investoren der amerikanischen Serengeti Asset Management. Einer Gesellschaft, mit denen Coreo bislang keine Geschäfte gemacht hatte oder die in Verbindung zu bisherigen Aktionären steht, wie Marino versichert.
Nicht in die Karten schauen lässt sich der Manager derweil mit Blick auf die rund 2 Millionen – noch aus der Zeit als Nanostart – im Depot befindlichen Magforce-Aktien. „Mittelfristig werden wir den Beteiligung abbauen“, räumt Marinov zwar ein. Zum Timing macht der Immobilienprofi jedoch keine Angaben. In der Tat will dieser Abschmelzprozess sehr gut überlegt werden. Immerhin hat das auf die Behandlung von Gehirnturmoren spezialisierte Unternehmen erst kürzlich eine wichtige Zulassungshürde in den USA genommen. „Die FDA-Zulassung war ein viel größerer Erfolg, als der Kapitalmarkt bisher realisiert hat. Wichtig ist zu verstehen, dass wir von der FDA bereits vor einiger Zeit als Medizintechnikprodukt eingestuft worden sind. Die Anforderungen der FDA für ein medizinisches Gerät sind deutlich weniger belastend und riskant. Wenn wir nun in der kommenden Studie, die sich auf die Behandlung von Prostatakrebs bezieht, unsere prognostizierten Ergebnisse liefern können, werden wir schnell die kommerzielle Zulassung erhalten. Ich bin zuversichtlich, dass wir spätestens 2019 die Zulassung in den USA erhalten werden“, sagte Magforce-Vorstand Ben Lipps kürzlich im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin Bilanz (das komplette Interview finden Sie HIER auf welt.de).
Damit nicht genug: Die Analysten der MainFirst Bank haben sich in einer 39 Seiten umfassenden Studie die Aktie von Magforce ebenfalls genau angesehen und nennen in ihrer Erststudie jetzt ein Kursziel von 15,60 Euro. Aktuelle Notiz für die im Scale gelistete Magforce-Aktie: 5,80 Euro. Für den Fall, dass sämtliche Erwartungen zu 100 Prozent erfüllt werden, hält MainFirst in einem „Bull-Case-Scenario“ sogar ein ungewöhnliches Kursziel von bis zu 46 Euro für möglich. Demnach soll die bislang nahezu umsatzfreie Magforce bis zum Jahr 2022 auf Erlöse von 84,5 und ein Betriebsergebnis von 20,6 Mio. Euro kommen. Zurück zu Coreo: Es wird also unglaublich schwierig für Marinow, den richtigen Exit-Zeitpunkt zu finden. Immerhin geht es – wenn alles gut läuft – um einen stattlichen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag. Ein Joker im Ärmel ist die eigentlich gar nicht zu einem Immobilienunternehmen passende Magforce-Beteiligung damit allemal.
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