Auf Rekordhochs ist der Aktienkurs von Continental gefahren: Investoren setzen darauf, dass der Konzern von einer Konjunkturerholung in Europa deutlich profitiert. Anfang August, bei der Vorlage der Halbjahreszahlen, war Finanzchef Wolfgang Schäfer noch auf die Bremse getreten. Er berichtete, dass sich das Pkw-Ersatzreifengeschäft in Europa nicht so deutlich erhole wie erhofft. Der Markt für Ersatzreifen auf dem Heimatkontinent werde daher 2013 nur um höchstens ein Prozent wachsen. Zuvor war der Konzern von einem Plus von drei Prozent ausgegangen. Für das Gesamtjahr prognostizierte Schäfer daher nur noch einen Umsatz von „rund“ statt „mehr als“ 34 Mrd. Euro. Die operative Marge soll jedoch weiterhin über der Marke von zehn Prozent liegen. Um die Prognose zu erreichen, muss sich das Geschäft im vierten Quartal allerdings kräftig beleben. Denn im dritten Quartal solle der Umsatz nicht viel höher als im zweiten Quartal liegen.
Die Reifensparte steuert mehr als ein Drittel der Konzernerlöse bei. Rund 71 Prozent davon stammen aus dem Geschäft mit Ersatzreifen. Der Chef der Reifensparte Nikolai Setzer sagte im September auf der Automobilmesse IAA, dass Europas Reifenmärkte 2014 zur Normalität zurückkehren sollten. „Für 2014 gehen wir davon aus, dass wir tendenziell wieder ein normales Reifenjahr haben – vielleicht etwas gedämpft.“ Normal ist ein Wachstum von drei bis vier Prozent – laut Setzer sollen es im nächsten Jahr mindestens zwei bis drei Prozent werden. Vorstandschef Elmar Degenhart, dessen Vertrag vor kurzem vorzeitig bis August 2019 verlängert worden ist, will vor allem im Geschäft außerhalb der Automobilindustrie expandieren, um so die Abhängigkeit von den starken Schwankungen des Sektors zu verringern. Der Umsatzanteil in Asien soll „mit der Zeit“ von 18 Prozent auf mehr als 30 Prozent ausgebaut werden. Zuletzt hat der Konzern angekündigt, 36 Mio. Euro in den Ausbau einer Bremsenfabrik nahe Shanghai zu investieren. Um außerhalb Europas kräftig zu wachsen investiert der Konzern stark in die Reifenproduktion in den USA, Russland, China und Brasilien.
Die Geschäftsperspektiven von Continental sind hervorragend, ist der DAX-Konzern doch kein Reifenhersteller mehr, sondern ein Anbieter von Elektronik für Autos, von Reifen und von Produkten aus Gummi und Kunststoff. Degenhart sucht weitere Partner für das Zukunftsthema vernetztes Auto udn Elektromobilität. Auf der IAA hat er eine Kooperation mit dem IT-Riesen IBM angekündigt. Die Partner werden im Bereich Cloud Computing zusammenarbeiten. Kurz zuvor hatte Continental bereits eine Kooperation mit Cisco bekanntgegeben.
Der Großaktionär Schaeffler hat die Hausse der Continental-Aktie genutzt, um Mitte September weitere Anteile zu verkaufen. Damit ist die Beteiligung von knapp 50 auf 46 Prozent gesunken. Den Kursrückschlag hat das Papier jedoch schnell wettgemacht. Der Titel dürfte weiter haussieren. Zwar prognostizieren Analysten für 2013 einen Rückgang des Gewinns je Aktie. 2014 soll er jedoch um 14 Prozent auf 12,01 Euro steigen. Das KGV liegt damit bei lediglich gut elf. Solange die Konjunkturindikatoren in Europa weiter nach oben zeigen, sollte die Aktie laufen. Die mittelfristigen Geschäftsperspektiven für Continental sind ohnehin gut.
Foto: Continental AG
Dieser Beitrag stammt von den Kollegen der boersengefluester.de-Partnerseite Feingold Research