Daran müssen sich die Anleger von Continental auch erst einmal wieder gewöhnen. Nachdem die Aktie des Autozulieferers im Vorjahr mit einer Performance von 85 Prozent – vor Deutsche Post und Daimler – die mit Abstand beste Kursentwicklung aus dem DAX vorzuweisen hatte, kommt der Titel 2014 per saldo kaum vom Fleck. Vor dem Hintergrund der allgemein deutlich schwierigeren Marktphase sollten Conti-Investoren damit aber auch nicht unzufrieden sein. Immerhin hat fast die Hälfte aller DAX-Aktien im laufenden Jahr um mehr als fünf Prozent an Wert verloren. Die Papiere von Deutsche Lufthansa, Volkswagen, Deutsche Bank und Adidas gaben sogar um mehr als 15 Prozent ab. Aus Sicht der Analysten hat die Conti-Aktie ohnehin das Zeug, den Aufwärtstrend wieder aufzunehmen. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei rund 200 Euro – die jüngsten Empfehlungen schwankten dabei zwischen 190 und 210 Euro.
Für manch Privatanleger mag die optisch teure Notiz von gegenwärtig 163 Euro womöglich ein wenig abschreckend wirken. Aus dem Kreis der DAX-Aktien sind nur die Vorzüge von Volkswagen absolut teurer. Knapp 150 Euro kosten die nächstfolgenden Anteilscheine von Linde und Münchener Rück. Getrennt davon ist allerdings die Bewertung der Continental-Aktie zu sehen – und an der gibt es nichts zu meckern. Für das laufende Jahr rechnen die Hannoveraner aufgrund unvorteilhafter Wechselkursentwicklungen zwar nur noch mit einem Umsatzanstieg auf rund 34,5 Mrd. Euro (zuvor 35 Mrd. Euro). Dafür ist Vorstandschef Elmar Degenhart bei der Rentabilität einen Tick zuversichtlicher geworden und siedelt die zu erwartende EBIT-Marge jetzt bei rund elf Prozent an. Damit würde der Conti-Konzern lediglich etwa mit dem 8,5fachen des bereinigten operativen Ergebnisses für 2014 bewertet. Das damit korrespondierende KGV auf Basis der Schätzungen von boersengefluester.de liegt bei rund 13. Mit Blick auf unsere Schätzungen für 2016 würde es sich sogar auf 11,2 ermäßigen. Das liegt deutlich unterhalb des von boersengefluester.de berechneten Zehn-Jahres-Durchschnitts.
Weniger interessant ist die Conti-Aktie dafür unter Dividendenaspekten. Die Rendite bewegt sich mit 1,6 Prozent nicht nur unter dem Durchschnittsniveau des DAX von rund 2,7 Prozent, sondern ist auch niedriger als die Verzinsung anderer Autozulieferaktien wie Bertrandt, ElringKlinger, Grammer, Leoni, PWO, SAF-Holland oder SHW. Leicht hinter der Konkurrenz liegt Conti auch beim Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV). Zurzeit wird der DAX-Titel etwa mit dem 3,5fachen des Eigenkapitals bewertet, während der Branchenschnitt bei lediglich rund drei liegt. Rein charttechnisch ist das Papier in dem seit März währenden Seitwärtstrend noch relativ schwer zu greifen. Immerhin: Zwischen grob 152 und 154 Euro scheint sich eine passable Unterstützung zu befinden. Nach oben signalisieren die im März und April erreichten Hochs bei etwa 180 Euro einen Widerstand. Kurzfristig hat die Conti-Aktie jedenfalls Tempo aufgenommen und zeigt neuen Drang nach Norden. Ein genereller Trendwechsel ist das zwar noch nicht. Dennoch eröffnen sich Chancen für tradingorientierte Investoren. Das Potenzial: Mit Unterstützung des Gesamtmarkts könnte es – sofern die Hürde um 180 Euro genommen wird – bis an den Bereich um 200 Euro gehen. Damit hätte der Titel noch rund 20 Prozent Luft nach oben. Fazit: Conti ist eine starke Aktie, die allerdings auch ihren Preis hat.
Foto: Continental AG