Was wird in der Börsenpresse nicht alles über die Deutsche Bank, die Commerzbank sowie die Aareal Bank geschrieben? Fakt ist: Die beste deutsche Bank-Aktie kommt weder aus dem DAX noch aus dem MDAX. Am meisten Geld ließ sich in den vergangenen Monaten und Jahren nämlich mit dem SDAX-Titel comdirect bank machen. Inklusive der Dividendenzahlungen ergibt sich auf Sicht von zwölf Monaten eine Performance von fast 38 Prozent. Da kann keine andere Bank-Aktie aus dem Index-Universum mithalten. Auch schön zu beobachten ist, dass die Dividende einen gehörigen Teil der Performance ausmacht – aber natürlich auch nur, weil der Dividendenabschlag von 0,40 Euro (für 2014) und 0,36 Euro (für 2013) jeweils zügig aufgeholt wurde. Während sich die großen Institute häufig mehr mit sich selbst als mit den veränderten Kundenwünschen beschäftigen, geht die comdirect bank konsequent neue Wege und versteht es geschickt, auch angesagte Themen wie FinTech in die eigene Equity-Story zu integrieren. Das kommt an auf dem Kapitalmarkt. Einzig von dem bereits am ersten Börsentag im Juni 2000 erreichten All-Time-High bei 38,79 Euro ist der frühere NEMAX50-Titel noch meilenweit entfernt – selbst unter Berücksichtigung der seitdem aufgelaufenen Dividendenzahlungen von brutto 5,45 Euro pro Aktie.
Immerhin: Mit den nun vorgelegten Neun-Monats-Zahlen stehen die Chancen gut, dass der Aktienkurs der comdirect sein bisheriges 52-Wochen-Hoch bei 10,32 Euro signifikant nach oben durchbricht. So kam die in Quickborn angesiedelte Gesellschaft nach neun Monaten 2015 auf einen Gewinn vor Steuern von 76,18 Mio. Euro. Das entspricht einem Zuwachs von 17,3 Prozent gegenüber dem entsprechenden Wert aus dem Vorjahreszeitraum. Das Ergebnis je Aktie zog von 0,34 auf 0,39 Euro an. „Ein sehr gutes Ergebnis mit Höchstwerten bei Erträgen, Trades und Kundenzahlen – und keine Spur vom Sommerloch”, sagt Arno Walter, Vorstandsvorsitzender der comdirect bank. Zudem betont Walter, dass die Rekordzuwächse im Trading nicht nur marktgetrieben, sondern auch Folge des „fortlaufend verbesserten CFD-Angebots” sind. Da fügt es sich ins Bild, dass sich die zu 81,27 Prozent im Besitz der Commerzbank befindliche comdirect über ihre Start-up-Garage als Förderer der hiesigen Fintech-Szene einordnet. „Das passt zu comdirect – denn genau wie bei den Fintechs ist die DNA von comdirect durch und durch digital”, sagt Walter.
Den für das Gesamtjahr 2015 avisierten Gewinn vor Steuern siedelt das Unternehmen nun bei „mehr als 85 Mio. Euro” an. Erst zum Halbjahr hatte Walter die Vorgabe auf „mehr als 80 Mio. Euro” heraufgesetzt. Dabei ging er ursprünglich davon aus, dass die comdirect Gruppe aufgrund höherer Verwaltungsaufwendungen im laufenden Jahr unter dem 2014er-Wert von 82,62 Mio. Euro bleiben würde. Die Analysten rechneten im Schnitt allerdings ohnehin damit, dass die bisherigen Prognosen mit Spielraum nach oben versehen waren und taxierten den für 2015 zu erwartenden Gewinn vor Steuern im Schnitt auf annähernd 89 Mio. Euro. Allzu große Änderungen in den Kalkulationen der Finanzexperten wird der aktualisierte Ausblick also nicht zwangsläufig auslösen. Das wäre allerdings auch nicht weiter tragisch. Die Vorjahresdividende von 0,40 Euro wird es wohl mindestens auch für 2015 geben, womit es der Titel auch auf dem aktuellen Niveau auf eine ansehnliche Rendite von 3,9 Prozent bringt. Und angesichts des Wachstumstempos und der Zuverlässigkeit, mit der die comdirect starke Zahlen abliefert, ist auch das KGV von rund 20 akzeptabel. Für boersengefluester.de bleibt der SDAX-Titel jedenfalls ein klarer Kauf.