Als Lichtblick im Small-Cap-Sektor hatte boersengefluester.de kürzlich die Aktie von CLIQ Digital vorgestellt. Schließlich laufen die Geschäfte des auf den Vertrieb von digitalen Produkten wie Spiele, Apps oder Software spezialisierten Unternehmens auch – oder vielleicht sogar gerade – in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen ziemlich rund. Darüber hinaus hat CLIQ Digital aber auch an wichtigen operativen Stellschrauben gedreht, was sich nun immer stärker in den Zahlen niederschlagt. Im Interview verrät Vorstand Ben Bos, was die wichtigsten Treiber für CLIQ Digital sind, wie der Ausblick für 2020 aussieht und was seiner Meinung nach für ein Investment in die CLIQ-Aktie spricht.
Herr Bos, mit den Zahlen zum Geschäftsjahr 2019 konnten Sie den positiven Trend aus dem dritten Quartal 2019 bestätigen. Der Nettoumsatz stieg auf Jahressicht um 13 Prozent auf 44,2 Mio. Euro, das EBITDA ist von 3,9 Mio. Euro um knapp 50 Prozent auf 5,8 Mio. Euro gesprungen. Was sind die Gründe für die starke Ergebnisverbesserung?
Ben Bos: Das Umsatzwachstum und die gestiegene Profitabilität sind das Ergebnis der seit Anfang 2018 getätigten Investitionen in Inhalte, die Anpassung unserer Marketingstrategie im Media-Einkauf sowie die Integration und Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den Tochtergesellschaften. Die getätigten Investitionen und die mit dem Media-Einkauf gesammelten Erfahrungen in Kombination mit den Informationen aus der Abteilung Business Intelligence führten zu effizienteren Marketingkampagnen und zu einer deutlichen Ergebnisverbesserung.
Der von Ihnen ausgewiesene CLIQ-Faktor, eine Kennziffer zur Messung der Profitabilität, stieg von 1,36 im Jahr 2018 auf 1,51 per Jahresende 2019. Können Sie uns erklären, was es mit der Kennziffer auf sich hat und an welchen Stellschrauben Sie gedreht haben, um noch profitabler zu werden?
Ben Bos: Der CLIQ-Faktor gibt an, wie profitabel wir arbeiten. Er setzt den Umsatz pro Kunde in den ersten sechs Monaten ins Verhältnis zu den Marketingaufwendungen, also den Kosten, um einen Kunden zu gewinnen. Bei einem CLIQ-Faktor von 1,51 erlösen wir so gesehen 1,51 Euro pro eingesetzten Euro je Kunde. Werte höher als 1 weisen also auf profitables Wachstum hin. Im Jahr 2019 haben wir unsere Marketingausgaben um knapp 19 Prozent auf 22,2 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr 2018 angehoben. Gleichzeitig waren diese erfolgreicher, da wir auf wichtige Erkenntnisse aus unserer Busines-Intelligence-Abteilung zurückgreifen konnten. Kurz gesagt verstehen wir jeden Tag besser, was unser Kunde möchte und bringen diese Erfahrungen effizient ein. Das führt zu zielgerichteteren Angeboten für unsere Kunden und somit zu einer höheren Konversion. Zusätzlich zu diesen Maßnahmen hat sich der Direkt-Media-Einkauf (Direct-Media-Buying) positiv auf die Entwicklung des CLIQ-Faktors ausgewirkt. Für das laufende Geschäftsjahr sind wir zuversichtlich, den CLIQ-Faktor auf 1,58 weiter verbessern zu können.
Welche Vorteile bietet das sogenannte Direct-Media-Buying gegenüber dem Umweg über eine Agentur bzw. einen Affiliate Partner? Müssen Sie hierzu noch mehr Personal aufbauen?
Ben Bos: Beim Direct-Media-Buying haben wir die Fäden selbst in der Hand und können effizienter agieren. Hierbei geht es nicht nur darum, was der Kunde zu sehen bekommt, sondern auch um die Besonderheiten in den einzelnen Ländern, in denen wir unterwegs sind. Wir haben viel Know-how aufgebaut und haben im vergangenen Jahr zusätzlich verstärkt in unser Direct-Media-Buying investiert. Das führt zwar zunächst zu leicht steigenden Personalkosten, doch der positive Einfluss auf die Bruttomarge wir diese überkompensieren. Der Anstieg des CLIQ-Faktors zeigt dies deutlich. So sind wir auf dem Weg zu einem noch besser skalierbaren Geschäftsmodell.
Zuletzt haben Sie die Beteiligung an der Red27Mobile Ltd. von 51 Prozent auf 80 Prozent erhöht. Welche strategische Überlegung steckt hinter der Transaktion?
Ben Bos: Die Aufstockung ist ein wichtiger Baustein unserer Wachstumsstrategie. Seit der Gründung von RedMobile27 im Jahr 2017 ist das Unternehmen kraftvoll gewachsen. Durch die Ausweitung der Beteiligung stärken wir unsere Position, verzahnen die Unternehmensteile und nutzen die Chance, weitere Umsatzpotenziale und Synergien zwischen den Unternehmen heben zu können.
Die Bilanz enthält einen Goodwill-Anteil von 43,2 Mio. Euro aus dem Merger mit der damaligen Bob Mobile. Eine Abschreibung auf den Firmenwert könnte unangenehme Folgen für das Eigenkapital von CLIQ Digital haben. Wie bewerten Sie diese Position?
Ben Bos: Wir analysieren und bewerten die Position jedes Jahr sehr sorgfältig. Dabei verlassen wir uns nicht ausschließlich auf unsere eigenen Modelle und Prognosen, sondern ziehen die Expertise von externen Beratern und dem Wirtschaftsprüfer hinzu. Letzterer hat erst Ende März unseren Jahresabschluss für 2019 testiert. Die Goodwill-Wertminderung ist einer der Hauptpunkte, auf die die externen Prüfer hohe Aufmerksamkeit richten. Mit dem positiven Geschäftsverlauf sinkt zudem die Wahrscheinlichkeit einer notwendigen Abschreibung.
CLIQ Digital verfügt mit etwa 0,7 Mio. Euro nicht über ausnehmend hohe liquide Mittel. Wie finanzieren Sie die geplante Wachstumsstrategie?
Ben Bos: In einer Zeit von niedrigen Zinsen ist nicht allein der Cash-Bestand entscheidend. Wir haben ausreichend Spielraum, um sich uns bietende Chancen zu ergreifen und flexibel auf die Marktgegebenheiten zu reagieren. Per Ende Dezember haben wir uns eine zinsgünstige Finanzierung mit einem Bankenkonsortium bestehend aus Commerzbank und Postbank in Höhe von 13,5 Mio Euro gesichert, die im Moment noch nicht voll ausgeschöpft ist. Damit ist unsere Wachstumsstrategie, die verstärkte Marketingaktivitäten zur Kundengewinnung vorsieht, ausreichend finanziert.
Spielen weitere Akquisitionen oder Beteiligungen in der Wachstumsstrategie eine Rolle?
Ben Bos: Wir analysieren kontinuierlich die Märkte nach Unternehmen, die für CLIQ einen Mehrwert bieten können. Allerdings haben wir derzeit kein spezifisches Ziel, sondern konzentrieren uns darauf, im Jahr 2020 organisch zu wachsen. Sollte sich eine Chance für eine Kooperation oder Akquisition auftun, werden wir diese natürlich prüfen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA1,2 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA-Marge3 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT1,4 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Netto-Marge6 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Während sich zahlreiche Unternehmen mit Prognosen schwer tun, blickt CLIQ Digital optimistisch in die Zukunft. Mehr noch, Sie haben erstmalig eine quantitative Prognose herausgegeben. Demnach rechnen Sie mit einem Anstieg der Bruttoerlöse von 63,1 Mio. Euro auf rund 75,0 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll den Vorjahreswert um rund 30 Prozent toppen und damit in den Bereich von 7,5 Mio. Euro vordringen. Was stimmt Sie derzeit so optimistisch?
Ben Bos: Wir sind gut positioniert, unsere Strategie greift und wir wachsen operativ dynamisch. Dieser Trend begann bereits in der zweiten Hälfte des Jahres 2019 und setzte sich Anfang 2020 fort. Dass das Coronavirus weite Teile des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens lahm legt, ist eine große Tragödie. Dennoch zeigt sich, dass die Menschen weiterhin den Wunsch nach Filmen und Spielen haben. Das war zu Zeiten der großen Depression in den 1930er Jahren nicht anders. Menschen gingen trotzdem in die Kinos. Das Bedürfnis nach Zerstreuung ist immer vorhanden – und in diesen Tagen besonders. So oder so blicken wir optimistisch in die Zukunft.
Warburg Research-Analyst Felix Ellmann scheint von der Wachstumsstory angetan und hat die CLIQ Digital-Aktie zum Kauf mit einem Kursziel von 6,10 Euro empfohlen (HIER). Das sind noch einmal 0,70 Euro mehr gegenüber seiner vorigen Empfehlung. Wäre die Aktie damit für Sie fair bewertet?
Ben Bos: Ich möchte keine dezidierten Kursziele ausrufen oder kommentieren. Klar ist allerdings, dass viel mehr Potenzial in CLIQ Digital steckt, als es der Aktienkurs derzeit widerspiegelt. Aktionäre bekommen mit einem Investment in CLIQ Digital die Chance, sich an einem etablierten Unternehmen zu beteiligen, das seine Strategie noch einmal geschärft hat und weiter auf dem Wachstumspfad unterwegs ist. Das haben wir zuletzt eindrucksvoll bewiesen.
Ben Bos ist seit Juni 2014 Vorstand von CLIQ Digital – zusammen mit Luc Voncken. Von 1993 bis 1997 war Ben Bos bei Arcade Entertainment tätig. Bis 2014 leitete er dann die Odd World Consultancy und fungierte als unabhängiger Finanzberater mit Schwerpunkt auf M&A und Restrukturierung. Innerhalb des Vorstand von CLIQ Digital verantwortet Ben Bos, Jahrgang 1962, die Bereiche Finanzen, Recht, Unternehmensentwicklung und Kapitalmärkte. Seinen Vorstandsvertrag hat er Ende 2019 um weitere fünf Jahre verlängert.
Fotos: Clipdealer, CLIQ Digital