Zeit ist Geld. Daher wollen wir Ihnen auch erst gar nicht die über 4 Stunden dauernde YouTube-Vollversion (HIER) der Premiere des von Clean Logistics auf Wasserstoffantrieb umgerüsteten Lkw auf dem Flugplatz in Stade ans Herz legen. Die 1.52 Minuten dauernde Kurzversion (HIER) der Veranstaltung vom 23. Juni 2022 tut es auch. Und ohne an dieser Stelle groß zu spoilern, das mit Spannung erwartete Beschleunigungsrennen mit der klassischen Diesel-Zugmaschine hat der Clean Logistics-Prototyp Fyuriant haushoch gewonnen. „Der Markt fordert den grünen Transport“, hatte CEO Dirk Graszt erst wenige Tage zuvor bei seiner virtuellen Präsentation der Zahlen des – in diesem Fall durchweg lesenswerten – Geschäftsberichts 2021 auf der Montega-Plattform Connect gesagt.
Und tatsächlich kommt die Story von Clean Logistics an Börse ziemlich gut an, wenngleich die Kursschwankungen mitunter enorm sind. Nun: Noch ist Clean Logistics kein wirklich produzierendes Unternehmen, dafür sind die Planungen für die kommenden Jahre umso ambitionierter. Ab 2025 will Clean Logistics bereits mehr als 1.000 Fahrzeuge umrüsten und so auf Erlöse von über 400 Mio. Euro kommen. Boersengefluester.de hatte das Unternehmen und die Aktie bereits Ende 2021 ausführlich vorgestellt (HIER). Beinahe ein wenig untergegangen in der Rennluft und dem Medienrummel von Stade ist die aus Kapitalmarktsicht eigentlich wichtige Nachricht: So hat das Team um Dirk Graszt mit dem in der Nähe von Husum ansässigen Ökokonzern GP Joule einen Vertrag über eine „Reservierung von 40 Umbauplätzen zur Produktion von Sattelzugmaschinen zu Lkw mit wasserstoff-elektrischen Antrieb“ unterzeichnet.
Die Formulierung liest sich etwas sperrig, was allerdings mit den Besonderheiten der öffentlichen Förderung zusammenhängt. Jedenfalls würde allein der Deal mit GP Joule etwas mehr als ein Viertel der für das laufende Jahr geplanten Umbauten abdecken. Das Umsatzvolumen des Auftrags liegt dem Vernehmen nach im „unteren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich“. So etwas gibt Planungssicherheit. „Wir sind jetzt auf dem Weg, das Geschäftsmodell schnell zu skalieren“, hatte Graszt bei der Montega-Konferenz gesagt. Nun ist klar, was er damit meinte. Mindestens ebenso radikal wie die Lkw-Umrüstungen von Clean Logistics (400 km Reichweite bei einer Betankungszeit von unter 15 Minuten) sind freilich die dahinterstehenden Überlegungen von GP Joule: Immerhin plant das Unternehmen künftig Wasserstoff-Lkw und Tankstellen gleich im Doppelpack – und zwar als Mietvariante – für Logistik- und Handelsunternehmen anzubieten.
Boersengefluester.de wird die Entwicklung hier auf jeden Fall weiter verfolgen. Zudem gehen wir davon aus, dass die Hamburger bald mit weiteren Aufträgen an die Öffentlichkeit gehen. Zumindest gab es zuletzt Andeutungen über „fortgeschrittene Gespräche” mit weiteren Interessenten. Es tut sich also einiges bei Clean Logistics. Klingt alles spannend, allerdings hat der Börsenwert von knapp 180 Mio. Euro auch wenig Stauraum für operative Rückschläge und sonstige negative Überraschungen. Dabei lässt sich laut Vorstand Dirk Graszt noch gar nicht abschätzen, mit welchen operativen Margen das Unternehmen perspektivisch agieren wird. Bei aller Zukunftsfantasie und den immer mit viel Überzeugung und Herzblut daherkommenden Präsentationen des Vorstands.
Ein gutes Stück Überraschungs-Ei steckt in der Aktie noch immer drin. Klar ist, dass die Konkurenz durch die etablierten Anbieter wie Daimler, Volvo oder MAN in den kommenden Jahren steigen wird. Und die Wasserstoff-Gang um die US-Konzerne Nikola oder auch Hyzon steht ohnehin auf dem Pedal. Geeignet ist der Titel entsprechend nur für sehr risikobereite Investoren, und auch die sollten den Depotanteil wohl überlegt dosieren. Zum Schluss noch einmal unser Tipp: Wer sich für Clean Logistics interessiert, sollte sich vorher den Geschäftsbericht 2021 – kostenloser Download über unserer Zweitseite geschaeftsberichte-download.de – ansehen. Auf 56 Seiten steht hier unter anderem auch viel zum technischen Konzept und den allgemeinen Rahmenbedingungen für E-Mobility im Nutzfahrzeug-Bereich.
Foto: Clean Logistics SE