Auf mittlerweile 21,44 Prozent hat die Beteiligungsgesellschaft Primepulse ihr Engagement bei Cenit aufgestockt. Und es würde uns nicht wundern, wenn in den kommenden Monaten noch weitere Zukäufe erfolgen – zumindest bis zur Marke von 30 Prozent. Ob es darüber hinaus zu einer Pflichtofferte für die restlichen Cenit-Anteilseigner kommt, ist derweil noch offen. Losgelöst davon bietet die Aktie des IT-Beratungs- und Softwarehauses eine spannende Sondersituation. Erst vor wenigen Wochen hatte der langjährige Cenit-Vorstand Kurt Bengel zum Jahresende seinen Rückzug aus dem Unternehmen angekündigt. Ein Schritt, der – angesichts der sich verändernden Aktionärsstruktur – vielleicht nicht ganz überraschend kommt. Andererseits gehört Bengel zu den Vorständen, die boersengefluester.de seit vielen Jahren außerordentlich schätzt. Bestimmt gibt es Manager, die den Shareholder Value-Ansatz konsequenter durchziehen und auch sonst in Sachen Investor Relations-Aktivitäten umtriebiger sind. Dafür halten wir Bengel aber für absolut integer und verlässlich. Und bestimmt hat er selbst am ehesten gespürt, dass es nach mehr als 33 Jahren bei Cenit, davon über die Hälfte als CEO, Zeit für eine Veränderung ist.
Genau hier liegt auch die Chance aus Anlegersicht. Immerhin sind die Stuttgarter seit jeher ein bilanziell kerngesundes Unternehmen, was viel mehr PS unter der Haube hat, als man es bei der Entwicklung der Margen in den vergangenen Jahren vermuten kann. Dabei besitzt Cenit schon allein deshalb einen großen Hebel, weil die Kunden im Wesentlichen aus dem Automobil- und Luftfahrtbereich – Top-Adresse ist Airbus – oder dem Maschinenbau kommen. Allesamt Branchen, die durch Corona eine ordentliche Delle erfahren haben. Ab dem zweiten Halbjahr sollte sich die Erholung in den Kernbranchen dann auch bei Cenit niederschlagen. Mindestens stabil läuft es schon jetzt im Finanzdienstleistungsbereich sowie dem Sektor Medizintechnik.
Die Prognose für das Gesamtjahr sieht bei Erlösen von rund 152 Mio. Euro ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) im Bereich um 4,9 Mio. Euro vor. Zur Einordnung: Nach Ablauf des ersten Quartals bewegte sich das EBIT mit minus 522.000 Euro noch im negativen Terrain. Welches Potenzial in dem Unternehmen schlummert, zeigen die Langfristziele bis 2025: Demnach will Cenit – auch via Zukäufe auf Konzernerlöse von rund 300 Mio. Euro sowie eine EBIT-Marge von acht bis zehn Prozent kommen. Das wiederum würde auf ein Betriebsergebnis von 24 bis 30 Mio. Mio. Euro hinauslaufen. Beachtlich, wenn man bedenkt, dass Cenit an der Börse derzeit nur gut 122 Mio. Euro wert ist und dabei noch eine Netto-Liquidität von etwas mehr als 30 Mio. Euro in der Bilanz stehen hat.
So gesehen hat sich das Primepulse-Team um den früheren Cancom-Vorstand Klaus Weinmann mit Cenit ein schönes Ziel ausgesucht. Und Anleger können sich dem locker anschließen. Keine heiße Spekulationskiste, sonder eher eine solide Wette auf eine bessere Zahlen und weitere Zukäufe durch Primepulse.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 151,70 | 169,99 | 171,71 | 147,24 | 146,07 | 162,15 | 184,72 | |
EBITDA1,2 | 15,27 | 11,95 | 15,24 | 9,59 | 11,27 | 11,94 | 16,41 | |
EBITDA-Marge3 | 10,07 | 7,03 | 8,88 | 6,51 | 7,72 | 7,36 | 8,88 | |
EBIT1,4 | 12,84 | 9,03 | 9,20 | 3,63 | 6,23 | 6,31 | 9,22 | |
EBIT-Marge5 | 8,46 | 5,31 | 5,36 | 2,47 | 4,27 | 3,89 | 4,99 | |
Jahresüberschuss1 | 8,99 | 6,13 | 6,96 | 2,92 | 4,35 | 6,61 | 4,99 | |
Netto-Marge6 | 5,93 | 3,61 | 4,05 | 1,98 | 2,98 | 4,08 | 2,70 | |
Cashflow1,7 | 3,92 | 9,62 | 11,68 | 12,28 | 8,24 | 11,49 | 5,33 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,07 | 0,73 | 0,82 | 0,28 | 0,51 | 0,75 | 0,54 | |
Dividende8 | 1,00 | 0,60 | 0,00 | 0,47 | 0,75 | 0,50 | 0,04 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Grant Thornton |
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