Die Kursrally vom Mai 2023 war noch nicht nachhaltig. Sie zeigt jedoch, welche Aufwärtsdynamik die Notiz von Cenit entfalten kann, wenn die Aktie stärker in den Fokus der Investoren rückt. Nun: In Nebenwertekreisen gilt das IT-Beratungs- und Software-Unternehmen spätestens seit dem Wechsel des ehemaligen Datagroup-Managers Peter Schneck Ende Oktober 2021 zu Cenit als heißer Tipp. So galt das Unternehmen innerhalb des IT-Sektors zwar über viele Jahre als solider Titel mit robuster Dividendenrendite. Allerdings eben auch mit dem Makel versehen, dass die Stuttgarter ihre Potenziale nicht ausreichend auf die Straße bekommen haben. Entsprechend gering war früher das Vertrauen der Börsianer in die durchaus ambitionierten Langfristziele von Cenit. Nun: Zaubern kann auch Peter Schneck nicht und vor der Gesellschaft liegt noch eine ordentliche Wegstrecke.
Die bisherigen Resultate können sich aber durchaus sehen lassen und müssten sich normalerweise schon stärker im Aktienkurs widerspiegeln. Zum Halbjahr kletterte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 1,12 auf 2,62 Mio. Euro, was – insbesondere mit Blick auf die schwarze Null aus dem ersten Quartal 2023 – eine kräftige Verbesserung ist. Im Hinterkopf sollten Anleger jedoch behalten, dass Cenit aus dem kürzlich erfolgten Verkauf der japanischen Tochtergesellschaft an Argo Graphics einen Entkonsolidierungserfolg von 871.000 Euro ergebniswirksam in das zweite Quartal 2023 gebucht hat. Die Zahlen sind demnach durch einen Sondereffekt positiv beeinflusst. Mindestens ebenso auffällig ist, dass der Personalaufwand trotz einer weitgehend unveränderten Mitarbeiterzahl im ersten Halbjahr um 27,5 Prozent auf 39,74 Mio. Euro gestiegen ist, hier wirken sich die höheren Lohnabschlüsse also deutlich aus. Ein Effekt, den es dann auch bei vielen anderen Unternehmen in der anstehenden Berichtssaison zu beobachten geben wird.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 151,70 | 169,99 | 171,71 | 147,24 | 146,07 | 162,15 | 184,72 | |
EBITDA1,2 | 15,27 | 11,95 | 15,24 | 9,59 | 11,27 | 11,94 | 16,41 | |
EBITDA-Marge3 | 10,07 | 7,03 | 8,88 | 6,51 | 7,72 | 7,36 | 8,88 | |
EBIT1,4 | 12,84 | 9,03 | 9,20 | 3,63 | 6,23 | 6,31 | 9,22 | |
EBIT-Marge5 | 8,46 | 5,31 | 5,36 | 2,47 | 4,27 | 3,89 | 4,99 | |
Jahresüberschuss1 | 8,99 | 6,13 | 6,96 | 2,92 | 4,35 | 6,61 | 4,99 | |
Netto-Marge6 | 5,93 | 3,61 | 4,05 | 1,98 | 2,98 | 4,08 | 2,70 | |
Cashflow1,7 | 3,92 | 9,62 | 11,68 | 12,28 | 8,24 | 11,49 | 5,33 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,07 | 0,73 | 0,82 | 0,28 | 0,51 | 0,75 | 0,54 | |
Dividende8 | 1,00 | 0,60 | 0,00 | 0,47 | 0,75 | 0,50 | 0,04 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Grant Thornton |
Insgesamt bestätigt CEO Peter Schneck jedoch seine Ziele für das Gesamtjahr und geht von Erlösen im Bereich um 180 Mio. Euro sowie einem EBIT von etwa 9,5 Mio. Euro – entsprechend einer operativen Marge von 5,3 Prozent – aus. Angesichts eines insbesondere vom starken Beratungs- und Servicegeschäft angetriebenen Halbjahresumsatzes von 87,47 Mio. Euro sehen die Ziele auf der top line gut erreichbar aus. Hintergrund: Die wichtigsten Kunden von Cenit stammen aus den Bereichen Luft- und Raumfahrt, Automotive, Anlagen- und Maschinenbau. Insgesamt also ein sehr zyklischer Bereich. Wichtige und langjährige Partner der Schwaben auf Produktebene sind dabei Großkonzerne wie die aus Frankreich stammende Dassault Systèmes, IBM oder auch SAP.
Wesentlich ambitionierter wird es ohnehin auf der EBIT-Ebene, selbst wenn es hier die im IT-Sektor üblichen Saisonalitäten Richtung Q4 zu berücksichtigen gilt. Nochmal eine andere Hausnummer sind die für 2025 avisierten Konzernerlöse von 300 Mio. Euro bei einer EBIT-Marge zwischen 8 und 10 Prozent. Im mittleren Szenario könnten davon unterm Strich vermutlich rund 18 Mio. Euro als Gewinn hängen bleiben. Das wiederum korrespondiert mit einem Börsenwert von zurzeit 109 Mio. Euro – bei Netto-Finanzverbindlichkeiten (inklusive Leasing und Pensionen) von zurzeit 10,8 Mio. Euro. Sollte die Planung aufgehen, wäre die Cenit-Aktie also ein echter Hingucker. Zeit also, für den nächsten Ausbruchsversuch.
Foto: Unsplash+
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