Nicht schlecht: Den Blitz-Crash von Anfang März hat die Cenit-Aktie schon wieder wettgemacht. Neben der allgemein günstigen Bewertung – inklusive einer attraktiven Dividendenrendite von 5,5 Prozent – punktete das Software- und Beratungshaus zuletzt insbesondere mit der mehrheitlichen Übernahme (74,9 Prozent) des Braunschweiger Softwareanbieters ISR Information Products. Immerhin rund 28 Mio. Euro lässt sich der neue Cenit-Vorstand Peter Scheck den Deal kosten. Das ist selbst für die traditionell cashstarken Stuttgarter eine Stange Geld. Andererseits ist klar, dass Cenit seine ambitionierten Mittelfristziele nur durch flankierende Akquisitionen wird erreichen können.
Zudem zeigt Cenit Muskelkraft, denn selbst der Kaufpreis für ISR lässt sich ohne Kapitalerhöhung stemmen. Zeitgleich hat Peter Schneck auch die Prognosen für 2022 deutlich heraufgesetzt. Demnach kalkuliert er jetzt mit Erlösen von etwa 170 Mio. Euro sowie einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von rund 9 Mio. Euro. Zum Vergleich: Der im Geschäftsbericht 2021 kurz vorher kommunizierte Ausblick lag bei 150 Mio. Euro Umsatz sowie einem EBIT von 6,7 Mio. Euro. Die Differenz geht also voll auf das Konto der ISR-Übernahme. Einstellen müssen sich Anleger – neben den üblichen Transaktions- und Integrationsaufwendungen – künftig allerdings auf einen größeren Ergebnisanteil Dritter, der beim Gewinn je Aktie nicht berücksichtigt wird. Insgesamt ist die Transaktion aber wohl von Beginn an wertstiftend. Zudem dürfte sie auch Ausdruck dafür sein, dass Großaktionär Primepulse, der unter anderem auch bei Katek, Stemmer Imaging und Cancom engagiert ist, sein Investment in Cenit mit Hochdruck voranbringen will.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 151,70 | 169,99 | 171,71 | 147,24 | 146,07 | 162,15 | 184,72 | |
EBITDA1,2 | 15,27 | 11,95 | 15,24 | 9,59 | 11,27 | 11,94 | 16,41 | |
EBITDA-Marge3 | 10,07 | 7,03 | 8,88 | 6,51 | 7,72 | 7,36 | 8,88 | |
EBIT1,4 | 12,84 | 9,03 | 9,20 | 3,63 | 6,23 | 6,31 | 9,22 | |
EBIT-Marge5 | 8,46 | 5,31 | 5,36 | 2,47 | 4,27 | 3,89 | 4,99 | |
Jahresüberschuss1 | 8,99 | 6,13 | 6,96 | 2,92 | 4,35 | 6,61 | 4,99 | |
Netto-Marge6 | 5,93 | 3,61 | 4,05 | 1,98 | 2,98 | 4,08 | 2,70 | |
Cashflow1,7 | 3,92 | 9,62 | 11,68 | 12,28 | 8,24 | 11,49 | 5,33 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,07 | 0,73 | 0,82 | 0,28 | 0,51 | 0,75 | 0,54 | |
Dividende8 | 1,00 | 0,60 | 0,00 | 0,47 | 0,75 | 0,50 | 0,04 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Grant Thornton |
Kursmäßig hat der Titel freilich immer noch einiges an Potenzial, zumal der Börsenwert von 116 Mio. Euro weniger als dem 13fachen des für 2022 avisierten EBIT beträgt und Cenit darüber hinaus (per Jahresende 2021) eine Netto-Liquidität von rund 25 Mio. Euro in der Bilanz stehen hatte. Eine Größenordnung, die sich mit der Umsetzung des ISR-Deals freilich spürbar verschieben dürfte. Sei es drum: Zur Hauptversammlung am 20. Mai 2022 steht erst einmal die Ausschüttung der Dividende von 0,75 Euro je Aktie an – insgesamt entspricht das einer Dividendensumme von fast 6,3 Mio. Euro. Nur in den Jahren 2014 bis 2017 hat Cenit mehr Geld an die Aktionäre ausgekehrt. Abzuwarten bleibt allerdings, wie sich die Geschäfte mit den so wichtigen Kunden aus den Bereichen Luftfahrt, Automotive und Maschinenbau entwickeln werden. Für eine IT-Company ist Cenit hier also durchaus sehr zyklisch unterwegs.
Momentan ist das für die Investoren aber scheinbar kein Malus. Schnell abgehakt waren auch die kleinen Schmälerungen auf der Umsatzseite durch eine geänderte Bilanzierungspraxis für Software-Reseller. Eine Thematik, die auch Stemmer Imaging betrifft. Ergebnistechnisch ergeben sch ohnehin keine Veränderungen. Summa summarum bleibt es ohnehin dabei, dass Cenit bis 2025 auf Erlöse von rund 300 Mio. Euro bei einer EBIT-Marge von 8 bis 10 Prozent kommen will, was die aktuelle Bewertung nochmal in einem vorteilhafteren Licht erscheinen Licht.
Nicht zu vergessen auch die Fantasie, wonach Primepulse seinem aktuellen Anteil von etwas mehr als einem Viertel wohl Richtung 30 Prozent aufstocken dürfte. Die zurzeit starke Performance der Cenit-Aktie kommt also nicht von ungefähr. Charttechnisch fein wäre nun, wenn der Kurs auch die nahende 200-Tage-Durchschnittslinie mit Elan von unten nach oben durchstoßen würde. Das würde vermutlich noch weitere Investoren anlocken.
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