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Cashcloud: FinTech-IPO mit Schwung

Bei seiner kleinen Eröffnungsrede im Vorraum des Handelssaals der Frankfurter Börse sparte Sven Donhuysen, Vorstandschef von Cashcloud, nicht mit großen Worten: „Wir wollen die Zahlungswelt revolutionieren.” Bis dahin ist es allerdings ein weiter Weg. Noch sind die Umsätze des Anbieters von Mobile-Payment-Lösungen nämlich kaum messbar. Dafür produzierte Cashcloud im vergangenen Jahr einen Fehlbetrag von umgerechnet 2,8 Mio. Euro – und die Verluste werden vorerst noch steigen. Vermutlich erst 2018 ist mit schwarzen Zahlen zu rechnen. Mit der Erstnotiz von 3,75 Euro bringt die Gesellschaft trotzdem knackige 45 Mio. Euro auf die Waagschale. Gut 28 Prozent davon sind dem Streubesitz zuzuordnen. Anleger, die sich hier engagieren, schenken dem Unternehmen also einen enormen Vertrauensbonus. Ein Gefühl für die mögliche Qualität von Cashcloud liefern allerdings Preise wie „Bester Paymentdienst 2015” und „Bestes Fintech Startup 2015”, die die Gesellschaft kürzlich abräumen konnte. Zudem gibt es eine größere Kooperation mit Mastercard. Kursfantasie besteht also, zumal auch die Deutsche Börse froh ist, dass der Sektor FinTech endlich auch via Neuemissionen auf dem Parkett stattfindet. Bislang gab es hier ja im Prinzip erst das auf mobile Konsumentenkredite fokussierte Unternehmen Ferratum. Und das IPO der Finnen liegt auch schon wieder vier Monate zurück.

Der nun erfolgte Börsengang weitet allerdings noch nicht die finanziellen Spielräume von Cashcloud aus, denn es handelt sich um eine reine Notizaufnahme ohne begleitende Kapitalerhöhung. Anleger können jedoch die Uhr danach stellen, dass Cashcloud im zweiten Halbjahr nachlegen wird. Getuschelt wird in Finanzkreisen, dass bis zu 10 Mio. Schweizer Franken eingesammelt werden sollen, um das weitere Wachstum zu finanzieren. Boersengefluester.de nimmt die Gesellschaft in seine Coverage auf. Das Thema Mobile Payment ist super interessant, noch lässt sich allerdings kaum sagen, welche Unternehmen am Ende auf der Gewinnerseite stehen. Viel hängt davon ab, welche Anreizsysteme die Gesellschaften schaffen können, um Kunden von der eigenen Bezahllösung zu überzeugen. Kaum ein Nutzer wird zehn verschiedene elektronische Brieftaschen auf seinem Smartphone installieren. Hierzulande wirbt UMT United Mobility Technology mit seiner Bezahllösung iPAYst noch um die Gunst der Investoren und Kunden. Zumindest auf dem Frankfurter Parkett war UMT zuletzt aber kaum ein Thema mehr. Irgendwie scheint die Gesellschaft in der Versenkung verschwunden zu sein. Dabei sollte der im November 2014 mit dem Bonusprogrammanbieter Payback geschlossene Lizenzvertrag doch den Durchbruch liefern. Die Analysten von Dr. Kalliwoda setzen den fairen Wert für die Cashcloud-Aktie in ihrer Auftaktstudie mit umgerechnet 4,05 Euro an. Dieses Niveau hat der Titel im Laufe des ersten Handelstages allerdings gleich mal überschritten. Der Börsenstart hatte es also in sich. Anleger sollten sich aber bewusst sein, dass es sich – bei allen Chancen – um ein hoch riskantes Investment handelt. Ohne erfolgreiche Kapitalerhöhungen wird Cashcloud nicht über die Runden kommen.

 

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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.