Es ist ja nun wahrlich nicht so, dass die Finanzpresse der Aktie von PEH Wertpapier in den vergangenen Jahren besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt hat. Am interessantesten aus Mediensicht war beinahe noch die Zeit um 2011, als sich einzelne Aktionärsgruppen und das Management öffentlich um die weitere Strategie des Finanzdienstleisters und Asset-Managers aufrieben. Nun: Vorstandschef und Großaktionär Martin Stürner hat die Weichen längst gestellt und die Gesellschaft befindet sich operativ wieder auf Kurs. Für die meisten Anteilseigner dürfte PEH Wertpapier insbesondere wegen der überdurchschnittlich hohen Dividendenrendite interessant sein. Bezogen auf den jeweiligen Aktienkurs am Tag der Hauptversammlung (HV) kam die PEH-Aktie in den letzten drei Jahren auf eine durchschnittliche Dividendenrendite von gut 3,7 Prozent. Und auch zur HV am 28. Juni 2018 liegt die Rendite – bezogen auf den gegenwärtigen Kurs von 35 Euro – bei stattlichen 3,1 Prozent. Insgesamt kann sich der Chart des Small Caps damit super gut sehen lassen.
Deutlich mehr als das Thema Dividende elektrisiert die Anleger zurzeit aber das laufende IPO der Tochter Capsensixx. Hinter dieser, erst im November 2017 gegründeten, Gesellschaft verbergen sich im Wesentlichen die Finanzverwaltung Axxion und der auf Verbriefungen spezialisierte Beratungsdienstleister Oaklet. Insbesondere Axxion dürfte einigen Investoren ein Begriff sein; so hat zum Beispiel die Shareholder Value Beteiligungen AG um Frank Fischer ihren Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen bei der Axxion-Gruppe in Luxemburg gebündelt. Für PEH sind die Aktivitäten von Axxion und Oaklet ein einträgliches und vor allen Dingen gut planbares Geschäft. Da die Frankfurter an beiden Gesellschaften aber nur einen Wimpernschlag mehr als 50 Prozent halten, sind in der Gewinn- und Verlustrechnung regelmäßig hohe Anteile Dritter vom Gewinn der PEH-Gruppe abzuziehen. Der eigentliche Kicker für den Börsengang von Capsensixx ist jedoch eine wirtschaftliche Beteiligung von zwei Dritteln an der Coraixx GmbH & Co. KGaA.
Hier hinter verbirgt sich ein Joint Venture mit der INQUENCE GmbH aus Dresden zur Vermarktung einer von der Fraunhofer Gesellschaft in Dresden entwickelten Digitalisierungslösung für die Erfassung von Belegen auf Basis künstlicher Intelligenz. Einen Pilotkunden hat das Unternehmen mit der TUI auch bereits – weitere dürften folgen. Im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de sprüht Capsensixx-Vorstand Sven Ulbrich jedenfalls vor Zuversicht: „Mit dem Emissionserlös wollen wir die Wachstumschancen im Bereich der Digitalisierung von Finanzbelegen konsequent nutzen.“ Bei einer Emissionsspanne von 16 bis 19 Euro und 330.000 Aktien aus einer Kapitalerhöhung könnte Ulbrich auf diese Weise mit rund 5 Mio. Euro an frischen Mitteln planen. Damit lässt sich schon einiges bewerkstelligen – und in den Zahlenkolonnen zum Börsengang ist Coraixx noch gar nicht enthalten.
Auf welche Bewertungskennzahlen müssen Anleger also achten? PEH Wertpapier bringt es derzeit auf eine Marktkapitalisierung von knapp 63 Mio. Euro. An der künftig im Prime Standard gelisteten Capsensixx wird PEH (bei kompletter Ausübung des Greenshoes) 71,25 Prozent halten. Bezogen auf die beiden Extrempunkte der Preisspanne käme Capsensixx auf einen Börsenwert zwischen 54,88 und 65,17 Mio. Euro. Das zeigt bereits: Wer mit Airbag an der Entwicklung von Capsensixx profitieren will, investiert lieber in die Muttergesellschaft PEH. Capsensixx hat dagegen den größeren Hebel, sofern die Digitalisierungssoftware der Fraunhofer Gesellschaft einschlägt. Dividenden will freilich auch Vorstand Sven Ulbrich auskehren. Laut Wertpapierprospekt soll mehr als die Hälfte des auf die Aktionäre von Capsensixx entfallenden Überschusses ausgekehrt werden. Damit käme der Small Cap zwar nicht ganz in die Renditeregionen von PEH, eine „Zwei“ sollte aber durchaus vor dem Komma stehen.
Börsenmäßig vergleichbar ist der Teil „Axxion/Oaklet“ von Capsensixx am ehesten mit – freilich viel größeren – Unternehmen wie der britischen SANNE (Börsenwert: 1,10 Mrd. Euro – bei einem erwarteten EBITDA für 2018 von 55 Mio. Euro) oder der niederländischen Intertrust Group (Unternehmenswert: 2,14 Mrd. Euro – bei einem erwarteten EBITDA für 2018 von 199 Mio. Euro). Bei Capsensixx dürfte die Relation von Enterprise Value (Börsenwert plus Netto-Finanzschulden zu dem für 2018 zu erwartenden Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA)) bei rund 6 liegen. Mit Blick auf SANNE und Intertrust lässt sich dagegen nichts sagen und spricht für ein anständiges Kurspotenzial zum Börsenstart.
Aus heimischer Small Cap-Sicht bietet sich – zumindest, was den Datenerfassungs-Part angeht – die JDC Group als Vergleich an. Immerhin erfassen die Wiesbadener – neben dem Versicherungsmaklergeschaft – auch große Belegmengen; etwa für die Lufthansa-Versicherungstochter Albatros. Börsennotierte Softwarefirmen aus dem Bereich Dokumentenmanagement sind dagegen etwa Easy Software oder Fabasoft. Wer die Capsensixx-Aktie zeichnen will: Die Frist läuft noch bis zum 18. Juni 2018. Der Handelsstart ist für den 21. Juni 2018 angesetzt. Begleitet wird der Börsengang von der ICF Bank. Abzüge in der B-Note gibt es von boersengefluester.de dafür, dass der Webauftritt von Capsensixx erst zum Börsengang live geschaltet wurde und viele Dinge – etwa die Social Media-Kanäle – noch nicht laufen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 116,20 | 116,66 | 112,09 | 110,31 | 179,95 | 119,75 | 126,95 | |
EBITDA1,2 | 8,17 | 7,86 | 10,12 | 8,13 | 9,24 | 10,29 | 8,64 | |
EBITDA-Marge3 | 7,03 | 6,74 | 9,03 | 7,37 | 5,14 | 8,59 | 6,81 | |
EBIT1,4 | 7,19 | 4,46 | 7,25 | 6,17 | 7,77 | 8,76 | 9,10 | |
EBIT-Marge5 | 6,19 | 3,82 | 6,47 | 5,59 | 4,32 | 7,32 | 7,17 | |
Jahresüberschuss1 | 4,98 | 2,34 | 5,08 | 4,65 | 6,25 | 6,12 | 5,58 | |
Netto-Marge6 | 4,29 | 2,01 | 4,53 | 4,22 | 3,47 | 5,11 | 4,40 | |
Cashflow1,7 | 5,95 | 5,81 | 0,74 | 6,08 | 7,70 | 8,91 | 3,59 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,74 | -0,25 | 0,70 | 0,66 | 0,94 | 0,92 | 0,96 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,35 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
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