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Capital Stage: “Freuen uns über jeden Chorus-Aktionär, der an Bord kommt”

Nicht einmal ein Jahr nach dem Börsengang am 7. Oktober 2015 bekamen die Aktionäre von Chorus Clean Energy eine Übernahmeofferte durch den Solarparkbetreiber Capital Stage serviert. Für jeweils drei Anteilscheine von Chorus boten die Hamburger fünf neue Papiere von Capital Stage. Nicht nur die Großaktionäre von Chorus standen dem Angebot freundlich gegenüber. Nach Ablauf der regulären Angebotsfrist wurde die Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent plus 1 Aktie signifikant überschritten. Boersengefluester.de sprach mit den beiden Vorstandsvorsitzenden Klaus-Dieter Maubach (Capital Stage) und Holge Götze (Chorus Clean Energy) über die weiteren Börsenpläne, den Charme des Zusammenschlusses, die bilanzieren Auswirkungen und die künftige Dividendenpolitik.


Herr Prof. Dr. Maubach, mit einer Annahmequote von mehr als 84 Prozent zum Ende der regulären Frist war nicht unbedingt zu rechnen. Bis zum 5. Oktober haben Aktionäre von Chorus Clean Energy, die bislang nicht auf das Übernahmeangebot eingegangen sind, nun eine weiterte Frist, um ihre Papiere in Anteile in Capital Stage zu tauschen. Warum sollten sie das tun?

Klaus-Dieter Maubach: Wer das Angebot annimmt, kann nach dem Zusammenschluss am erhöhten, langfristigen Wertsteigerungspotenzial des größten unabhängigen Solar- und Windparkbetreibers in Europa partizipieren. Darüber hinaus erhalten auch „Nachzügler“ die gleiche attraktive Prämie wie die 84 Prozent der Chorus-Aktionäre, die unser Angebot bereits in der regulären Annahmefrist angenommen haben. Wir freuen uns, wenn weitere Chorus-Aktionäre unser Übernahmeangebot annehmen. Die weitere Annahmefrist ist die letzte Möglichkeit, dies zu tun. Wer das Angebot nicht annimmt, muss beachten, dass die Liquidität, also die Handelbarkeit der Chorus-Aktie, nach dem Aktienumtausch deutlich nachlässt.

Mit welcher Annahmequote rechnen Sie nach dem Ende der erweiterten Frist?

Maubach: Eine Prognose möchte ich an dieser Stelle nicht abgeben. Wir freuen uns aber über jeden weiteren Chorus-Aktionär, der noch mit an Bord kommt. Je mehr Chorus-Aktionäre unser Angebot annehmen, desto größer ist die Vertrauensbasis für den Zusammenschluss.

Herr Maubach, Herr Götze, wie geht es nach dem formalen Abschluss des Deals operativ weiter? Müssen sich Aktionäre von Capital Stage und Chorus auf ein „Übergangsjahr“ gefasst machen?

Maubach: Zunächst warten wir das Ergebnis der weiteren Annahmefrist ab, die am 5. Oktober endet. Anschließend werden die zum Tausch eingereichten Chorus-Aktien in Capital Stage-Aktien umgetauscht. Das wird voraussichtlich im vierten Quartal des laufenden Jahres geschehen, möglicherweise schon im Oktober.

Holger Götze: Sobald dieser Prozess abgeschlossen ist, werden wir gemeinsam die nächsten Schritte des Zusammenschlusses des operativen Geschäfts in die Wege leiten. Sowohl Capital Stage als auch Chorus sind sehr schlank aufgestellt. Insofern dürfte sich die Integration nicht als sehr kompliziert gestalten, und wir können uns sofort um die Umsetzung der gemeinsamen Wachstumsstrategie kümmern.

 

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Herr Götze, warum passen beide Unternehmen Ihrer Meinung nach so gut zusammen?

Götze: Die Geschäftsmodelle beider Unternehmen ergänzen sich in idealer Weise. Während Capital Stage beispielsweise in der technischen Betriebsführung von Solarparks über langjährige Erfahrung verfügt, bringen wir unseren Geschäftsbereich Asset Management mit einem breiten Dienstleistungsspektrum für institutionelle Investoren in das neue Gemeinschaftsunternehmen ein. Unser oberstes Ziel besteht darin, weitere und möglicherweise auch größere Projekte zu akquirieren und neue Märkte zu erschließen. Das können wir gemeinsam leichter erreichen.

Herr Maubach, welche Effekte wird die Vollkonsolidierung von Chorus Clean Energy auf die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung von Capital Stage haben?

Maubach: Durch den Zusammenschluss von Capital Stage und Chorus entsteht einer der führenden unabhängigen Erzeuger Erneuerbarer Energien in Europa. Gemeinsam erreichen wir eine Gesamtkapazität von über 1 Gigawatt, das entspricht in etwa der Erzeugungsleistung eines Atomkraftwerks. Die Marktkapitalisierung wird sich nach dem Zusammenschluss beider Unternehmen auf mehr als 800 Millionen Euro erhöhen. Auch die Finanzkennzahlen des dann konsolidierten Unternehmens werden diese neue Größe widerspiegeln und uns neue Optionen im operativen Geschäft sowie im Bereich der weiteren Wachstumsfinanzierung ermöglichen und unsere Markposition stärken. Das dürfte mittelfristig am Kapitalmarkt dann auch zu einer Neubewertung der konsolidierten Gewinn-, Cash Flow- und Dividendenströme führen – und damit zu einer Neubewertung der Capital Stage-Aktie.

Erklärtes Ziel ist es, mit dem kombinierten Unternehmen in den MDAX aufzusteigen. Welchen Zeitrahmen haben Sie sich hierfür gesteckt?

Maubach: Der Aufstieg in den MDAX ist mittelfristig geplant. Wir würden uns freuen, wenn uns der Indexwechsel in den kommenden Jahren gelingt. Je stärker wir wachsen, desto früher können wir dieses Ziel erreichen. Eine Mitgliedschaft im Mid Cap-Segment würde das Interesse von Investoren und Analysten für unser Unternehmen deutlich erhöhen und auch die Wahrnehmung durch Marktteilnehmer im Ausland schärfen. Wenn die Übernähme vollzogen worden ist, steigen unsere Marktkapitalisierung und der Streubesitz. Das macht uns für Anleger wesentlich attraktiver, zumal die Höhe des Börsenwerts vor allem für internationale Investoren eine wichtige Rolle spielt.

Wie sehen die Planungen bezüglich eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags (BuG) aus?

Maubach: Wir warten das Ende der laufenden Annahmefrist am 5. Oktober ab, dann werden wir wissen, wie hoch die Annahmequote ausgefallen ist. Wir beabsichtigen nicht, weitere Maßnahmen für eine vollständige Übernahme der Gesellschaft zu ergreifen.

 

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Herr Götze, bleibt Chorus Clean Energy im Prime Standard gelistet oder denken Sie bereits über ein Downlisting nach?

Götze: Ich kann mich meinem zukünftigen Vorstandskollegen nur anschließen.

Vielleicht kommt die Frage jetzt noch ein wenig verfrüht, aber glauben Sie, dass die Aktie von Chorus Clean Energy in zwei Jahren noch auf dem Kurszettel steht?

Götze: Eine Aussage hierzu wäre zum gegenwärtigen Zeitpunkt ebenfalls reine Spekulation.

Herr Maubach, wie stehen Sie zu dem Thema Squeeze-out oder gar Delisting von Chorus Clean Energy?

Maubach: Capital Stage beabsichtigt nicht, Maßnahmen für eine vollständige Übernahme der Gesellschaft zu ergreifen.

Capital Stage hat in den vergangenen fünf Jahren stets die Dividende erhöht. Auf welche Ausschüttungspolitik können sich die Investoren in Zukunft einstellen?

Maubach: Durch unser Geschäftsmodell erzielen wir langfristig planbare und stabile Cashflows. Daher werden wir unsere attraktive Dividendenpolitik nach dem Zusammenschluss fortsetzen.

 

 

csm_prof-_dr-_klaus-dieter_maubach_csag_f2551c69f1Prof. Dr. Klaus-Dieter Maubach ist seit dem 1. November 2015 Vorsitzender des Vorstands der Capital Stage AG in Hamburg. Nach seiner Promotion zum Dr.-Ing. im Jahr 1994 arbeitete er bei der Energieversorgung Offenbach AG. 1998 wechselte Maubach zur Elektrizitätswerk Wesertal GmbH in Hameln. 2001 wurde Maubach in den Vorstand der E.ON Avacon AG mit Sitz in Helmstedt berufen. Nach dem Wechsel zur E.ON Energie AG im Jahr 2006 war er zunächst als Mitglied des Vorstandes zuständig für die Strom- und Gasnetze, später dann Vorsitzender des Vorstandes. Im Jahr 2010 wurde er als Chief Technology Officer in den Konzernvorstand der E.ON SE berufen. Seit 2013 ist Dr. Maubach als selbstständiger Berater im Bereich der Energieversorgung und Energiewende aktiv. Über die von ihm gegründete maubach.icp GmbH, München, investiert er in Start-Ups und ist zudem für die Technische Universität Clausthal in Clausthal-Zellerfeld als Honorarprofessor tätig.

 

 

goetze-holgerHolger Götze ist seit 2012 als Geschäftsführer für die in Neubiberg bei München sitzende Chorus-Gruppe tätig und verantwortet seit 2014 als Vorstandsvorsitzender der Chorus Clean Energy AG die Bereiche Unternehmensstrategie, Investitionen, Investor Relations, Recht und Compliance. Geboren 1969 in Hameln, verantwortete nach seinem Abschluss als Diplom-Betriebswirt (BA) und Stationen bei einem Kredit-Versicherungsunternehmen sowie einer Tochtergesellschaft einer international tätigen Bank den Immobilien- und Großanlagenbereich eines führenden deutschen Leasingunternehmens für Nord- und Westdeutschland. Nach dessen Übernahme durch die LHI-Gruppe im Jahr 2006 war er dort zuletzt als Prokurist für den Bereich Institutionelle Investoren verantwortlich. Sein Schwerpunkt lag dabei im Ausbau der Assetklasse der Erneuerbaren Energien.


 

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Fotos: Windpark Kemberg, Deutschland (Aufmacher), Chorus Clean Enery, Capital Stage

Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.