Klaus Weinmann, Gründer und Aufsichtsrat von Cancom, hat zuletzt einen kurzen Beitrag auf LinkedIn zum Thema KI (Künstliche Intelligenz) geschrieben, den man als Anleger unbedingt kennen sollte: „Die Deutsche Bank hat extrem schnell erkannt was läuft. Michael Dell ist der große Gewinner der NVIDIA KI-Fabriken. Accenture profitiert vom Beratungstrend in Sachen künstlicher Intelligenz. Und wenn man dann konsequent durchdenkt, wer mittelfristig vom KI-Trend in Deutschland profitieren wird, dann sind das – wie schon im Cloud-Zyklus – die großen Systemhäuser: CDW, Bechtle, Cancom, Computacenter. Cancom ist aktuell im Vergleich zu den anderen Systemhäusern relativ schwach bewertet, aus Gründen die uns im Aufsichtsrat bewusst sind und die wir konsequent ändern werden. Für die Aktionäre ist das eine gute Nachricht. Technologischer Rückenwind aus dem Markt, eine aufkommende konjunkturelle Erholung und das fixen der Probleme bei Cancom werden dazu führen, dass Cancom die nächsten Jahre besser performen wird als Bechtle. Das ist der Grund warum wir über die Primepulse mehr als 3.000.000 Cancom-Aktien gekauft haben.“
Nun ist offensichtlich, dass Weinmann – via Primepulse – als indirekter Großaktionär das Potenzial von Cancom in ein besonders helles Licht stellt, doch clevere Investoren sollten sich gegenwärtig in der Tat näher mit den Aktien von Cancom – und auch der größeren Bechtle – beschäftigen. Immerhin gibt es die Anteilscheine der IT-Service-Unternehmen als nachgelagerte Profiteure des KI-Booms deutlich günstiger als die der offensichtlichen KI-Pioniere. So sieht der Ausblick von Cancom für 2024 schon jetzt vielversprechend aus: Bei Erlösen zwischen 1.750 und 2.000 Mio. Euro dürfte das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) in einer Bandbreite von 130 bis 155 Mio. Euro ankommen. Im Mittel würde das auf eine EBITDA-Marge von rund 7,6 Prozent hinauslaufen, was dem Niveau von 2023 entspricht. Für Cancom ist das historisch gesehen eine relativ normale Rendite, wenngleich die Margen während der heißen Corona-Phase ein gutes Stück höher waren.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1.161,24 | 1.317,27 | 1.549,29 | 1.649,43 | 1.304,46 | 1.292,88 | 1.522,73 | |
EBITDA1,2 | 84,48 | 103,84 | 119,25 | 123,05 | 121,48 | 104,86 | 115,71 | |
EBITDA-Marge3 | 7,27 | 7,88 | 7,70 | 7,46 | 9,31 | 8,11 | 7,60 | |
EBIT1,4 | 60,49 | 63,99 | 54,39 | 63,85 | 77,44 | 49,82 | 55,78 | |
EBIT-Marge5 | 5,21 | 4,86 | 3,51 | 3,87 | 5,94 | 3,85 | 3,66 | |
Jahresüberschuss1 | 40,02 | 42,07 | 36,63 | 61,84 | 272,99 | 30,75 | 55,78 | |
Netto-Marge6 | 3,45 | 3,19 | 2,36 | 3,75 | 20,93 | 2,38 | 3,66 | |
Cashflow1,7 | 124,95 | 81,93 | 129,81 | 68,24 | 72,31 | -53,57 | 94,63 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,16 | 1,20 | 1,04 | 1,60 | 7,08 | 0,86 | 1,00 | |
Dividende8 | 0,50 | 0,50 | 0,50 | 0,75 | 1,00 | 1,00 | 1,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
Mit Blick auf die Umsatzspanne für 2024 wirkt sich die zum 1. Juni 2023 mit in den Konsolidierungskreis aufgenommene KBC-Gruppe aus Österreich – mittlerweile als Cancom Austria firmierend – positiv aus. Insgesamt stehen die Chancen nach Auffassung von boersengefluester.de gut, dass die Münchner im laufenden Jahr ihren Ausblick sicher erreichen und es nicht – wie 2023 – zu einer Kürzung der Prognose kommt. Die Analysten der Deutschen Bank trauen dem Titel jedenfalls ein Kursziel von 42 Euro zu, womit sie noch nicht einmal ganz oben liegen, denn Hauck Aufhäuser ist noch einen Tick zuversichtlicher, was das Potenzial für die SDAX-Aktie angeht.
Sei es drum: Sollte die Cancom-Aktie in den kommenden zwölf Monaten tatsächlich um ein Drittel an Wert gewinnen, wird sich wohl niemand beschweren. Gut zu wissen: Selbst unter Berücksichtigung der Pensionsrückstellungen bei den Finanzverbindlichkeiten weist Cancom zurzeit eine Netto-Liquidität von fast 185 Mio. Euro in der Bilanz aus. Entsprechend beträgt der Unternehmenswert (Enterprise Value) – also Börsenwert minus Netto-Liquidität – zurzeit nur 962 Mio. Euro – und damit etwa dem Faktor 6,75 auf das für 2024 zu erwartenden EBITDA. Da gibt es nichts zu meckern. Anleger, die Wert auf eine ansprechende Dividende legen, sind bei Cancom grundsätzlich ebenfalls an der richtigen Adresse. Allerdings fand die Hauptversammlung bereits am 5. Juni 2024 statt. Bis zur nächsten Ausschüttung dauert es also noch rund ein Jahr.
Vorerst steht damit die Kursentwicklung der Aktie klar im Vordergrund. Und wir nehmen Aufsichtsrat Klaus Weinmann beim Wort, dass die Probleme aus Kapitalmarktsicht bei Cancom nach zwei eher mittelmäßigen Jahren gefixt werden. Per saldo stehen die Ampeln damit auf Grün – und so verkehrt sieht das Chartbild schon jetzt nicht aus. Dabei notiert der Anteilschein um etwa 50 Prozent unter dem Rekordhoch vom November 2021.
Foto: Adobe Stock
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