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Cancom: Attraktive Kombination

Wer sich mit der Bewertung von heimischen Technologiewerten beschäftigt, wird vermutlich kaum an Cancom vorbeikommen. Um krasse 60 Prozent hat die Aktie des IT-Dienstleisters im Tief seit Jahresbeginn an Wert verloren. Ein nicht unerheblicher Teil davon war sicher gerechtfertigt, immerhin war auch die Cancom-Notiz im Zuge der Corona-induzierten Tech-Euphorie kräftig nach oben geschossen und hat gängige Kennzahlenrelationen in den Hintergrund rücken lassen. Dieser Zustand sollte nun aber bereinigt sein. Mittlerweile liegt sogar die – von vielen Investoren erwartete – Gewinnwarnung auf dem Tisch. Das negative Überraschungspotenzial im Zuge des für den 10. November angesetzten Q3-Zwischenberichts sollte also überschaubar sein. Das registrieren nun offenbar auch erste Investoren, denn von den Ende September erreichten Tiefständen hat sich auch die Cancom-Notiz bereits ein wenig gelöst. Die Prognosekorrektur hat da kaum noch geschockt.

Konkret rechnet CEO Rüdiger Rath für 2022 nun mit weitgehend konstanten Erlösen zwischen1.280 und 1.330 Mio. Euro – statt eines deutlichen Wachstums. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) dürfte mit 116 bis 123 Mio. Euro ebenfalls nur bestenfalls auf Vorjahresniveau verharren. Auch hier hatten die Münchner ursprünglich mit einem deutlichen Zuwachs gerechnet. Zur Einordnung: Nach neun Monaten 2022 kommt Cancom auf ein EBITDA von 80,0 Mio. Euro – nach 85,5 Mio. Euro in der entsprechenden Vorjahresperiode. Die Zeichen stehen also auf Konsolidierung. Unterm Strich werden die Jahreszahlen aber ohnehin kaum vergleichbar sein, da Cancom 2021 eine Reihe von ausländischen Tochtergesellschaften verkauft hat und dafür knapp 393 Mio. Euro in die Kasse geflossen sind. Hintergrund der Transaktion war, dass sich die Gesellschaft nun auf die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) fokussieren will.

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Wie sieht es nun börsentechnisch aus? Beim aktuellen Kurs von knapp 26 Euro kommt Cancom auf einen Börsenwert von rund 915 Mio. Euro. Das entspricht etwa dem Faktor 7,7 bezogen auf das für 2022 avisierte EBITDA. Dabei ist in dieser Betrachtung die Netto-Liquidität von zuletzt mehr als 380 Mio. Euro gar nicht berücksichtigt. Klammert man den Saldo aus Liquidität und zinstragenden Verbindlichkeiten aus, reduziert sich das EBITDA-Multiple auf gerade einmal 4,4. Dabei agiert Cancom grundsätzlich profitabel und kommt bei den wiederkehrenden Erlösen auf eine Quote von deutlich mehr als einem Drittel bezogen auf den Konzernumsatz – mit steigender Tendenz. Normalerweise sollte dieser gut planbare Anteil dem Kapitalmarkt deutlich mehr wert sein. Hilfreich in diesem Zusammenhang auch ein Blick auf die ebenfalls im SDAX gelistete Kontron aus Linz.

Die Österreicher haben vor nicht allzu langer Zeit wesentliche Teile ihres IT-Service-Geschäfts mit einem Umsatz von 338 Mio. Euro für einen (2021er)-EBITDA-Faktor von knapp 10 an die französische Vinci-Gruppe verkauft. Entsprechend geht boersengefluester.de davon aus, dass die Cancom-Aktie noch stattliches Potenzial nach oben besitzt. Nicht ganz uninteressant dürfte die Cancom-Aktie aber auch mit Blick auf die für 2022 zu erwartende Dividende aussehen. Selbst einer möglichen Kürzung der Ausschüttung aus allgemeinen Vorsichtsgründen, sollte die Dividendenrendite noch im Bereich um drei Prozent verharren – mit guter Chance auf etwas mehr. Immerhin hat Cancom eine sehr komfortable Bilanz.

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Foto: Clipdealer


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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.