Die Aktie des Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga zu kaufen, ist schon eine krasse Sache – selbst wenn das Unternehmen Borussia Dortmund heißt. Bei genau dieser Anlageempfehlung bleibt jedoch boersengefluester.de. Klar: Sportlich geht momentan nichts zusammen. Und die Erfahrung zeigt, dass Mannschaften, die sich normalweise in wesentlich nördlicheren Punkteregionen aufhalten, sich schwer damit tun, wieder aus dem Keller zu kommen. Aber selbst wenn die Borussen den Dreh schaffen sollten: Die Saison 2014/15 können sie abhaken. Champions-League-Spiele gibt es für die Schwarz-Gelben 2015/16 nur in der Glotze. Die finanziellen Folgen sind bitter, aber im Etat und den Schätzungen der Analysten weitgehend berücksichtigt.
Wie sieht es also bewertungstechnisch aus? Nach der Pleite gegen die Eintracht aus Frankfurt ist die Notiz der BVB-Aktie auf unter 4 Euro gerutscht. Auf genau diesem Niveau hatte der Anteilschein Mitte Oktober einen Boden gefunden und war anschließend bis auf gut 4,50 Euro geklettert. Nun folgt ein neuerlicher Test dieser Unterstützung. Sollte die Marke erneut halten, wäre das ein starkes Signal. Der Börsenwert von Borussia Dortmund beträgt zurzeit rund 367 Mio. Euro. Das entspricht einem Aufschlag zum Buchwert von knapp 31 Prozent. Das ist eine durchaus moderate Relation, zumal der Club mittlerweile frei von zinstragenden Verbindlichkeiten ist. Für die BVB-Aktie spricht auch, dass die Marktkapitalisierung zurzeit weniger als zehn Prozent über dem Wert des Spielerkaders (transfermarkt.de) liegt. Dabei haben die Dortmunder noch erhebliche Zusatzwerte in Form des Stadions und der BVB FanWelt in der Bilanz. Das macht die Aktie zunehmend zum Substanzwert.
Aus heutiger Sicht fast schon positiv – zumindest aus Vereinsbrille – ist der Umstand, dass die jüngste Kapitalerhöhung noch zu einem Kurs von 4,66 Euro untergebracht werden konnte. Beim jetzigen Tabellenstand wäre das Unterfangen wohl ungleich schwieriger geworden. Aus Aktionärssicht ist die Performance hingegen super enttäuschend und manch Zeichner dürfte bereits froh sein, seine jungen Aktien in der nächsten Aufwärtsbewegung wieder zu verkaufen, um irgendwie plus/minus null aus der Sache herauszukommen – Evonik Industries, Puma und Signal Iduna einmal ausgenommen. Bis zur Weihnachtspause muss Dortmund in der Liga noch gegen Hoffenheim (H), Hertha BSC (A), Wolfsburg (H) und Werder Bremen (A) ran – die Wochen der Wahrheit. Auf den Rängen machen sich zunehmend Fassungslosigkeit und Wut breit. Das ist verständlich. Anleger sollten die Sache jedoch weniger emotional angehen. Panik war schon immer ein schlechter Ratgeber.
Boersengefluester.de bleibt daher vorerst bei der Kaufen-Empfehlung für das Papier. Gemessen am Tabellenabsturz hält sich der SDAX-Wert ohnehin noch vergleichsweise wacker. Vor zwölf Monaten kostete der Titel 3,70 Euro. Dazwischen standen 52-Wochen-Extremkurse von 3,52 Euro und 5,19 Euro. Der Abstand zum 52-Wochen-Hoch beträgt demnach 23 Prozent. Die charttechnisch wichtige 200-Tage-Durchschnittslinie hat das Papier bereits vor einigen Tagen wieder signifikant nach unten durchstoßen.