Ganz bestimmt gibt es griffigere Eckpfeiler für eine Aktienstory als eine ZAG-Lizenz durch die BaFin. Andererseits ist das Siegel für die Erbringung von Zahlungsauslöse- und Kontoinformationsdiensten für ein Unternehmen wie B+S Banksysteme ein „wichtiges Qualitätskriterium“, wie es uns Vorstand Wilhelm Berger im Hintergrundgespräch erläutert. Und so wundert es dann nicht, dass auch andere Player aus dem Sektor, wie die Münchner finAPI das Thema prominent nach außen spielen. Selbst Finanz-Töchter von bekannten Konzernen wie Zalando oder Deutsche Lufthansa kommen ohne ZAG-Lizenz nicht aus, wenn es um Zahlungsströme mit Kundengeldern geht. Insgesamt nur knapp 100 Unternehmen haben in Deutschland eine solche Eignungsprüfung bestanden. Für B+S Banksysteme ist sie Türöffner für Neukunden wie zuletzt etwa aus dem Volksbankenbereich, gleichzeitig dient die ZAG-Lizenz aber auch als Bleibeargument für die bestehende Klientel.
Entsprechend zuversichtlich zeigt sich Berger, was die Planung für das Geschäftsjahr 2020/21 (30. Juni) angeht: Demnach ist bei Erlösen von rund 12 Mio. Euro mit einem Turnaround beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) auf rund 1,5 Mio. Euro zu rechnen. Zum Halbjahr steht zwar erst ein Betriebsergebnis von 281.000 Euro in den Büchern, in guten Jahren hat das Unternehmen aber bereits bewiesen, dass es auch mehr als 1 Mio. Euro innerhalb von sechs Monaten verdienen kann. Zudem hat B+S – neben der ZAG-Thematik – wichtige Weichenstellungen hinbekommen: Aus Börsenperspektive am plastischsten ist vermutlich die Einbindung der Konzerntochter ByteWorx in das eigene B+S-Rechenzentrum sowie die gleichzeitige Integration des – ansonsten freilich eher gefloppten – Fintech-Zukaufs Clinc, das mit einer Spar-App den Markt aufrollen wollte. ByteWorx an sich ist derweil in zurzeit attraktiven Bereichen wie der Durchführung von Börsenspielen, Portfolio- und Chartserver und Finanzportalen tätig. „Dort sind wir gut vorangekommen und auch positiv unterwegs“, sagt Berger mit Blick auf die Ertragslage von ByteWorx.
Boersengefluester.de ist überzeugt davon, dass dieser Teil des Investmentszenarios der B+S-Aktie noch eher unterschätzt wird. Gleiches gilt für spezielle Produktlösungen, etwa im Bereich Devisen- und Edelmetallhandel. Überhaupt ist auffällig, dass die Münchner in Sachen Pressearbeit etwas forscher vorangehen wollen. Perspektivisch wird Vorstand Wilhelm Berger, den boersengefluester.de schon seit vielen Jahren etwa auf den IR-Fahrten von Rüttnauer Research und von zahlreichen Interviews kennt, altersbedingt aus dem täglichen Geschäft ausscheiden. „Ich werde meine Agenda dann in gute Hände übergeben“, sagt Berger. Man muss wohl kein Prophet sein, um daraus die Botschaft zu entnehmen, dass sein Sohn Simon Berger bald zusätzliche Verantwortung bekommt. Mit Blick auf die Aktionärsstruktur – Wilhelm Berger sind etwas mehr als ein Viertel der Anteilscheine von B+S zuzurechnen – brauchen sich Anleger nicht um einen potenziellen Aktienüberhang sorgen. Das Paket bleibt innerhalb der Familie.
Summa summarum ist B+S Banksysteme zwar kein richtig heißes Fintech wie etwa Mambu oder besitzt unmittelbares Börsenflair – trotz Byteworx. Die direkte Peer Group an der Börse sind eher Unternehmen wie CPU Softwarehouse oder in Teilen auch die – allerdings sehr viel größere – GFT. Wer sich vor dem Mini-Börsenwert von zurzeit 17 Mio. Euro nicht scheut, findet in der B+S-Aktie zumindest ein sehr geerdet bewertetes Investment. Das hat vor einiger Zeit auch Petra Neureither mit ihrem Family Office PEN so gesehen und sich mit 4,46 Prozent engagiert. Das bisherige Kursziel 2,50 Euro der Analysten von Warburg Research findet boersengefluester.de freilich wenig inspirierend. Hier könnte eine Neueinschätzung deutliches Potenzial freisetzen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 9,83 | 9,05 | 9,85 | 10,44 | 11,08 | 11,23 | 12,71 | |
EBITDA1,2 | 2,56 | 0,74 | 1,40 | 1,76 | 2,04 | 1,49 | 2,92 | |
EBITDA-Marge3 | 26,04 | 8,18 | 14,21 | 16,86 | 18,41 | 13,27 | 22,97 | |
EBIT1,4 | 1,71 | -0,20 | -0,21 | 0,21 | 0,41 | 0,24 | 1,75 | |
EBIT-Marge5 | 17,40 | -2,21 | -2,13 | 2,01 | 3,70 | 2,14 | 13,77 | |
Jahresüberschuss1 | 1,07 | -0,33 | -0,27 | 0,23 | 0,03 | 0,44 | 1,24 | |
Netto-Marge6 | 10,89 | -3,65 | -2,74 | 2,20 | 0,27 | 3,92 | 9,76 | |
Cashflow1,7 | 3,94 | -0,52 | 2,09 | 0,73 | 1,48 | 0,28 | 2,83 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,17 | -0,05 | -0,05 | 0,04 | 0,01 | 0,07 | 0,20 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
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