Banken-Software galt lange Zeit nicht unbedingt als das angesagteste Geschäftsmodell an der Börse. Mit dem Digitalisierungsdruck und dem Aufkommen der FinTechs hat sich das freilich komplett geändert. Dementsprechend ist auch der Aktienkurs des auf Software für den Einsatz in Bereichen wie Zahlungsverkehr oder Risikomanagement tätigen Unternehmens B+S Banksysteme kräftig angesprungen. Seit einigen Monaten konsolidiert die Notiz jedoch, obwohl B+S regelmäßig die erhofften Zahlen geliefert hat und kürzlich durch einen Zukauf für Aufmerksamkeit sorgte. Im Gespräch mit boersengefluester.de verrät Vorstand Wilhelm Berger, warum sich B+S für die Clinc GmbH entschieden hat. Außerdem gibt Berger eine Einschätzung zu den jüngsten Zahlen und kommentiert den Aktienkurs.
Herr Berger, die B+S Banksysteme AG hat Anfang Februar das unter anderem auf automatisiertes Sparen spezialisierte Fintech-Unternehmen Clinc mit Sitz in Berlin übernommen. Welche Bedeutung hat diese Akquisition für Sie?
Wilhelm Berger: Diese Übernahme ist für uns ein Meilenstein auf dem Weg, die digitale Transformation der B+S-Gruppe zu beschleunigen. Sie ist zudem ein Beleg für unser Bekenntnis, durch technologische Innovationen einen kundenzentrierten Ansatz zu entwickeln und uns stärker im digitalen und mobilen Banking zu engagieren. Das Know-how der Clinc GmbH kombiniert mit unserer langjährigen Erfahrung im Bereich Online-Banking und dem DDBAC-Multibanking-Service stellen eine neue schlagkräftige Basis dar.
Welche Zielgruppe hat Clinc im Visier und was ist das Besondere an der Clinc App?
Wilhelm Berger: Nachdem wir den sogenannten Fintech-Markt nun einige Jahre intensiv beobachtet haben und sich zumindest in der DACH-Region nicht wirklich etwas bewegt hat, wollen wir unseren DDBAC-Service mit eigenen Ideen und Lösungen bestücken und diese unseren Kunden – Banken und Finanzdienstleistern – anbieten.
Welche Synergien versprechen Sie sich von diesem Zusammenschluss?
Wilhelm Berger: Wir erwarten durch die Clinc-Akquisition eine Optimierung unseres Know-hows und unserer Lösungen im Bereich der mobilen Bankanwendungen. So bietet die Clinc GmbH neben komfortablen mobilen Bankanwendungen auch Innovationen im Bereich der Kontoeröffnung und Authentifizierung an. B+S bringt mit ihrem DDBAC-Service die technische Plattform und die Multibanking-Funktionalität ein.
Im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahrs 2017/18 steigere B+S Banksysteme die Umsatzerlöse um 17 Prozent auf 5,1 Mio. Euro. Kamen die Wachstumsimpulse dabei vor allem aus dem Neugeschäft oder auch aus dem bestehenden Kundenkreis?
Wilhelm Berger: Wir haben im ersten Halbjahr 2017/18 alle Projekte wie geplant erfolgreich abgeschlossen. Das genannte Umsatzwachstum resultiert aus dem Standardgeschäft (ASP, Wartung), das uns im Geschäftsjahr 2016/17 über das Neugeschäft zugeflossen ist und beinhaltet keine Sondereffekte.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 9,83 | 9,05 | 9,85 | 10,44 | 11,08 | 11,23 | 12,71 | |
EBITDA1,2 | 2,56 | 0,74 | 1,40 | 1,76 | 2,04 | 1,49 | 2,92 | |
EBITDA-Marge3 | 26,04 | 8,18 | 14,21 | 16,86 | 18,41 | 13,27 | 22,97 | |
EBIT1,4 | 1,71 | -0,20 | -0,21 | 0,21 | 0,41 | 0,24 | 1,75 | |
EBIT-Marge5 | 17,40 | -2,21 | -2,13 | 2,01 | 3,70 | 2,14 | 13,77 | |
Jahresüberschuss1 | 1,07 | -0,33 | -0,27 | 0,23 | 0,03 | 0,44 | 1,24 | |
Netto-Marge6 | 10,89 | -3,65 | -2,74 | 2,20 | 0,27 | 3,92 | 9,76 | |
Cashflow1,7 | 3,94 | -0,52 | 2,09 | 0,73 | 1,48 | 0,28 | 2,83 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,17 | -0,05 | -0,05 | 0,04 | 0,01 | 0,07 | 0,20 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
Das operative Ergebnis kam sogar um 66 Prozent auf 1,4 Mio. Euro voran, die EBIT-Marge gegegenüber dem Vorjahreshalbjahr von 19,4 Prozent auf stattliche 27,5 Prozent. Gab es auf der Ergebnisseite in den ersten sechs Monaten Sondereffekte, die diesen Margenanstieg begünstigt haben?
Wilhelm Berger: Wichtig für uns ist, dass wir die operative Marge auch in der Zukunft halten können, um die notwendigen laufenden Investitionen weiterhin aus eigener Kraft tätigen zu können. Auch auf der Ergebnisseite hat es in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres keine Sondereffekte gegeben.
Was hat sich auf Produktseite in den vergangenen Monaten bei B+S getan? Und welche Innovationen haben Sie in der Pipeline?
Wilhelm Berger: Neben der Abrundung der bestehenden Produktpalette liegt der Schwerpunkte auf der Entwicklung von Mobil-Services auf Basis unserer Mobilebanking-Plattform. Darüber hinaus arbeiten derzeit mit allen verfügbaren Kräften daran, unseren Kunden die Lösungen für regulatorische Erfordernisse (MIFID II, PSD II, Instant-Payment usw.) zeitgerecht auszurollen.
Wie sieht vor dem Hintergrund der starken Entwicklung im ersten Halbjahr Ihre Prognose für das Gesamtjahr 2017/18 aus?
Wilhelm Berger: Wir gehen von einem stabilen Gesamtverlauf des Geschäftsjahres 2017/18 gemäß Planung aus. Diese sieht einen Umsatz von rund 9,9 Mio. Euro und ein EBIT in der Größenordnung von 2,2 Mio. Euro vor. Wir halten den Ball dabei vorerst bewusst weiter flach, da man das Neugeschäft nicht auf den Tag (Stichtag) genau planen kann.
Haben Sie nach der Übernahme von Clinc weitere Akquisitionen im Visier?
Wilhelm Berger: Hier gilt weiterhin unsere Aussage auf der Hauptversammlung: Wir wollen zuallererst organisch auf der gesicherten Basis unserer Standard-Einkünfte wachsen. Sollte sich die Möglichkeit für eine konfliktfreie Übernahme ergeben, haben wir entsprechende Vorsorge getroffen.
Die Umplatzierung des ehemaligen Großaktionärs hat die B+S-Aktie im vergangenen Jahr erstaunlich gut weggesteckt. Welche neuen Investoren konnten Sie im Gegenzug gewinnen?
Wilhelm Berger: Dass ein circa 30-Prozent-Paket schmerzfrei vom Markt aufgenommen wird, betrachten wir als außerordentlichen Vertrauensbeweis, dem wir auch weiterhin gerecht werden wollen. Soweit wir die Meldungen beobachten konnten, handelt es sich bei den „neuen“ Aktionären gut verteilt um Publikumsfonds, Family-Offices und Einzelinvestoren.
Wilhelm Berger ist seit August 2008 Vorstand der B+S Banksysteme Aktiengesellschaft und verantwortet dort die Bereiche Finanzen und Personal. Begonnen hat Berger – Jahrgang 1950 – seine berufliche Karriere bei Nixdorf Computer. 1982 gründete er in Salzburg dann die B+S Banksysteme. Zur Börsennotiz kam die Gesellschaft durch einen Reverse-Takeover des ehemaligen Neuer-Markt-Unternehmens DataDesign, die wiederum zuvor den Internet-Banking-Bereich von Brokat aus deren Insolvenzmasse übernommen hatte. Der Hauptsitz von B+S Banksysteme befindet seit 2008 in München, weitere Standorte gibt es in Salzburg und im Kanton Bern in der Schweiz.
Fotos: B+S Banksysteme AG, Clinc GmbH