Brockhaus Capital Management ist bislang so etwas wie der Problembär unter den Neuemissionen 2020 auf dem heimischen Kapitalmarkt. Seit der Emission Mitte Juli im streng regulierten Prime Standard zu 32 Euro hat der Anteilschein der Beteiligungsgesellschaft nun um 13 Prozent an Wert eingebüßt. Das hatte sich alle Beteiligten ganz anders vorgestellt. Gut für Privatanleger, dass sich die Gesellschaft bei ihren IPO-Planungen mit einer Kapitalerhöhung im Volumen von rund 115 Mio. Euro rein auf institutionelle Investoren konzentriert hat. Umso bemerkenswerter, dass der Kurs – trotz des geschlossenen Kreises aus Profianlegern – quasi seit der Emission unter Druck steht. Nun hat das erst 2017 in Frankfurt gegründete Unternehmen Halbjahreszahlen vorgelegt, die erwartungsgemäß durch erhebliche bilanzielle Sonderabschreibungen im Zuge der jüngsten Zukäufe geprägt sind. So steht einem ausgewiesenen Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von minus 1,80 Mio. Euro ein bereinigtes Betriebsergebnis von plus 3,97 Mio. Euro gegenüber. Etwas mehr als zwei Drittel dieses Deltas gehen auf das Konto von PPA-Abschreibungen (so der Fachjargon hierfür), der Rest entfällt im Wesentlichen auf Aufwendungen für Eigenkapitalmaßnahmen.
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Grundsätzlich ist Brockhaus Capital Management zurzeit an zwei Gesellschaften beteiligt: Deutlich größer ist dabei die auf leistungsfähige Übertragungstechniken für Anwendungen etwa in den Bereichen Medizintechnik, Medien oder Transport spezialisierte IHSE-Gruppe. Gut ein Viertel der überraschend hohen Halbjahresumsätze von 23,16 Mio. Euro auf Konzernebene entfällt wiederum auf die in Karlsruhe ansässige Palas – einem Anbieter von Geräten für die Messung und Verdünnung von Partikeln und Aerosolen in der Luft. Galt das Interesse der Öffentlichkeit bislang der Feinstaubmessung an dicht befahrenen Straßen, läuft IHSE jetzt beinahe schon in der Rubrik „Corona-Profiteur“, etwa bei der Qualitätssicherung von Atemschutzmasken. Ein populäres Thema, bei dem die meisten Investoren zurzeit aber vermutlich nicht direkt an Brockhaus Capital Management denken.
Wie immer an der Börse: Am Ende ist alles eine Frage der Bewertung. Für das Gesamtjahr 2020 stellt CEO Marco Brockhaus ein Umsatzplus im mittleren einstelligen Prozentbereich in Aussicht. Bezugsbasis sind dabei die pro forma berechneten 54,3 Mio. Euro, die gestanden hätten, wenn Brockhaus bereits 2019 auf volle zwölf Monate in der jetzigen Konstellation aufgestellt gewesen wäre. Mit Blick auf die bereinigte EBITDA-Marge hält sich der Manager vergleichsweise bedeckt. Brockhaus weist aber darauf hin, dass insbesondere die IHSE-Gruppe mit Corona-bedingten Verzögerungen bei der Erteilung von Großaufträgen zu kämpfen hat. Unterstellt man, dass die Frankfurter am Jahresende auf ein bereinigtes EBITDA von rund 9 Mio. Euro kommen und legt man gedanklich noch gut 110 Mio. Euro an liquiden Mitteln aus dem Börsengang – der erst nach Bilanzstichtag 30. Juni – erfolgte oben drauf, dann ergibt sich eine stattliche Relation von Enterprise Value zu EBITDA von fast 24.
Entsprechend muss die Gesellschaft in den kommenden Jahren deutlich an Ertragskraft gewinnen. Die Schätzungen der Analysten gehen freilich davon aus, dass Brockhaus Capital Management (BCM) dieses Ziel erreichen wird und sehen schon für 2021 ein EBITDA von rund 25 Mio. Euro vor. „Unser organisches Wachstum in dieser gesamtwirtschaftlich schwierigen Zeit bestätigt mich darin, dass wir als Technologiegruppe gut für die Zukunft aufgestellt sind“, sagt CEO Marco Brockhaus. Nun: Vielleicht wurde die BCM-Aktie bislang tatsächlich zu skeptisch beurteilt am Markt und ist nun reif für eine Gegenbewegung.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 0,00 | 1,10 | 16,56 | 51,58 | 60,32 | 142,71 | 186,63 | |
EBITDA1,2 | 0,00 | -1,31 | 15,99 | 8,33 | 0,42 | 46,73 | 62,03 | |
EBITDA-Marge3 | 0,00 | -119,09 | 96,56 | 16,15 | 0,70 | 32,74 | 33,24 | |
EBIT1,4 | 0,00 | -1,53 | 5,90 | -1,04 | -9,26 | 29,30 | 38,70 | |
EBIT-Marge5 | 0,00 | -139,09 | 35,63 | -2,02 | -15,35 | 20,53 | 20,74 | |
Jahresüberschuss1 | 0,00 | -1,64 | 1,31 | -6,76 | -18,76 | 58,46 | 9,32 | |
Netto-Marge6 | 0,00 | -149,09 | 7,91 | -13,11 | -31,10 | 40,96 | 4,99 | |
Cashflow1,7 | 0,00 | -1,02 | 1,43 | 5,69 | -6,21 | 34,91 | 34,80 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,00 | -0,16 | -0,37 | -0,81 | -1,52 | 4,48 | -0,31 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,22 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
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