Normalerweise steht die Aktie der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft –Aktiengesellschaft von 1877 alles andere als in den Schlagzeilen der Finanzpresse. Kein Wunder: Das Handelsvolumen in der Aktie ist verschwindend gering. Zudem ist auch die potenzielle Ertragskraft vergleichsweise limitiert, denn das Geschäftsmodell des Unternehmens erstreckt sich lediglich auf die Haftungs- und Geschäftsführungsfunktion für das Seehafen und Logistikunternehmen BLG Logistics Group AG & Co. KG. An der BLG selbst beteiligt ist die Bremer Lagerhaus-Gesellschaft nicht. Das ist wichtig für die Beurteilung der Aktie und hat in der Vergangenheit häufig für Verunsicherung gesorgt.
Für die Haftungsübernahme erhalten die Bremer eine Vergütung von fünf Prozent auf das im Vorjahr ausgewiesene Eigenkapital der BLG KG. Der Geschäftsführungspart wird mit fünf Prozent des Jahresüberschusses der BLG vor Abzug der Vergütung belohnt. Interessanter aus Börsensicht ist die Aktionärsstruktur: 63,03 Prozent sind mittlerweile der Hansestadt Bremen zuzurechnen. Noch vor einigen Wochen waren es 12,61 Prozentpunkte weniger, doch dieser bis dato von der Bremer Landesbank (BLB) gehaltene Anteil ist auf die Hansestadt übergegangen. Hintergrund: Die Norddeutsche Landesbank (NordLB) hat im Spätsommer 2016 die wegen fauler Schiffskredite in Schwierigkeiten geratene BLB vollständig übernommen.
Dabei handelte es sich um eine komplexe Transaktion, die neben einer Cash-Komponente von 180 Mio. Euro einen Beteiligungstausch im Wert von 82 Mio. Euro beinhaltete, in dem auch die BLG eingebunden war. So wurde die Logistikgruppe wurde zusammen mit zwei Wohnungsgesellschaften aus der BLB filetiert und an die Stadt Bremen übertragen. Die entsprechende Stimmrechtsmitteilung wurde Mitte Dezember veröffentlicht (HIER). Interessant ist, dass kurz zuvor auch die Waldemar Koch-Stiftung ihren Anteil an der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft von 3,99 auf 5,23 Prozent aufgestockt hat. Weiterhin mit 12,61 Prozent engagiert ist die Sparkasse Bremen. Damit beträgt der Streubesitz zurzeit 19,13 Prozent. Offensichtlich hat die Stimmrechtsverschiebung hin zur Stadt Bremen nun Spekulationen ausgelöst, wonach es vielleicht auf ein Abfindungsangebot hinauslaufen könnte. Jedenfalls ist der Kurs zwischenzeitlich auf ein All-Time-High von 22,00 Euro geschossen. Wie nachhaltig dieser Sprung ist, bleibt allerdings abzuwarten.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 8,20 | 9,25 | 8,02 | 9,19 | 8,20 | 10,29 | 7,77 | |
EBITDA1,2 | 2,19 | 2,43 | 1,10 | 0,72 | 0,72 | 0,62 | 1,20 | |
EBITDA-Marge3 | 26,71 | 26,27 | 13,72 | 7,83 | 8,78 | 6,03 | 15,44 | |
EBIT1,4 | 2,19 | 2,43 | 1,10 | 0,72 | 0,72 | 0,62 | 1,20 | |
EBIT-Marge5 | 26,71 | 26,27 | 13,72 | 7,83 | 8,78 | 6,03 | 15,44 | |
Jahresüberschuss1 | 2,32 | 2,54 | 1,45 | 1,12 | 1,15 | 0,97 | 1,96 | |
Netto-Marge6 | 28,29 | 27,46 | 18,08 | 12,19 | 14,02 | 9,43 | 25,23 | |
Cashflow1,7 | 2,32 | 2,54 | 1,45 | 1,12 | 1,15 | 0,97 | 1,96 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,60 | 0,66 | 0,38 | 0,29 | 0,30 | 0,25 | 0,51 | |
Dividende8 | 0,40 | 0,45 | 0,40 | 0,11 | 0,30 | 0,28 | 0,45 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Foto: BLG LOGISTICS