Das Schöne an Fußball-Aktien: Quasi jede Woche bekommen Anleger einen kleinen Zwischenbericht in Form des Punktekontos aus der Ligatabelle. Als Bonus gibt es die – zumindest finanziell wesentlich wichtigeren – Champions-League-Partien. Genügend Gelegenheiten also, sich aussichtsreich in Position zu bringen – oder eben ins Abseits zu tapsen. Keine Frage: Beim BVB läuft es momentan lausig. Tabellenplatz 14 in der Bundesliga hätte sich vor ein paar Wochen wohl niemand vorstellen können. Dass nach einem solchen Rumpelauftakt mit Niederlagen gegen den 1. FC Köln, den Hamburger SV, Schalke 04, Mainz 05 und Bayer Leverkusen die Sportjournaille von den Socken ist und die große BVB-Krise ausruft, gehört wohl zum Geschäft und überrascht wohl kaum jemanden. Aus Investorensicht bemerkenswert ist allerdings, wie heftig auch die BVB-Aktie die sportlichen Misserfolge quittiert, als gäbe es keine Substanz mehr. Kostete der Anteilschein der Borussen vor drei Monaten noch 5,05 Euro, gehen die Stücke mittlerweile für 3,90 Euro übers Parkett. Das entspricht einem Wertverlust von annähernd 23 Prozent. So hatten sich Anleger ihr Investment sicher nicht vorgestellt, zumal die Aktien aus der jüngsten Kapitalerhöhung zu 4,66 Euro ausgegeben wurden. Gegenwärtig notiert der SDAX-Titel etwa wieder auf dem Niveau von Anfang Juni. Damals hatte der Verein mitgeteilt, dass die zuvor spekulierte Beteiligung der Deutschen Bank geplatzt sei und der Verein sich nach anderen Partnern umschaue. Für den Aktienkurs hatte die Brautschau mit Investoren eindeutige Signalwirkung nach oben. Mit Blick auf den Aktienkurs heißt es nun allerdings wieder: Zurück auf Los!
Vor zwei Monaten, bei Kursen von knapp über 5 Euro, kam das SDAX-Unternehmen auf eine Marktkapitalisierung von 341 Mio. Euro. Zu dem Zeitpunkt war die Kapitalerhöhung I mit Evonik bereits über die Bühne gegangen und hat die Anzahl der umlaufenden Aktien um rund zehn Prozent auf rund 67,55 Millionen erhöht. Mittlerweile befinden sich 92 Millionen Papiere im Umlauf. Demnach beträgt der Börsenwert auf dem aktuellen Kursniveau von 3,90 Euro knapp 369 Mio. Euro. Zur Einordnung: Allein die beiden jüngsten Finanzierungsrunden haben brutto gut 140 Mio. Euro eingebracht und dürften das Eigenkapital auf mehr als 250 Mio. Euro gehievt haben. Demzufolge würde die BVB-Aktie derzeit gerade einmal mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von 1,44 gehandelt. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser gehen in ihrer Analyse von einem Wert des Spielerkaders in Höhe von 344 Mio. Euro aus – bilanziert sind die schwarz-gelben Sportler hingegen nur mit knapp 62 Mio. Euro. Das Kursziel der Hamburger Banker von 7 Euro wirkt angesichts des sportlichen Fehlstarts zwar reichlich weit entfernt. Doch innerhalb von vier Wochen kann eigentlich nicht alles, was der BVB in den vergangenen Jahren richtig gemacht hat, plötzlich verkehrt sein.
Schon jetzt zeichnet sich allerdings ab, dass die Hauptversammlung von Borussia Dortmund am 24. November 2014 in der Westfalenhalle wohl keine reine Schönwetterveranstaltung werden wird. Wichtig für Aktionäre: Die Dividende von 0,10 Euro wird am 26. November ausgezahlt und dann auch vom Kurs abgezogen. Auf Basis der gegenwärtigen Notiz kommt das Papier auf eine Rendite von brutto immerhin gut 2,5 Prozent. Um Enttäuschungen vorzubeugen, an dieser Stelle der Hinweis, dass die jungen Aktien aus den Kapitalerhöhungen von Juli und September für das Geschäftsjahr 2013/14 noch nicht dividendenberechtigt sind. Keine Frage: Auch boersengefluester.de lag mit seiner Einschätzung „Kaufen“ zuletzt nicht richtig. Doch wir bleiben bei der Empfehlung und gehen davon aus, dass sich die Anleger bald wieder auf die wahren Werte des Clubs besinnen. Die nächsten Punkte werden bereits am 22. Oktober vergeben. Dann muss Jürgen Klopp mit seinen Borussen in der Türk Telekom-Arena von Istanbul gegen Galatasaray antreten.