Rückblickend sieht es zwar etwas unglücklich aus, aber es bleibt natürlich eine gute Nachricht. Nachdem Blue Cap Ende Oktober 2023 – vor dem Hintergrund der schwachen Entwicklung im dritten Quartal – von seiner für das Gesamtjahr prognostizierten Umsatzspanne an beiden Enden 10 Mio. Euro auf somit 265 bis 285 Mio. Euro abknapste und die damit verbundene EBITDA-Marge um jeweils 1 Prozentpunkt auf 7 bis 8 Prozent kürzte, stellt sich die Situation jetzt schon wieder etwas vorteilhafter dar. So wird die Beteiligungsgesellschaft bei den Erlösen zwar innerhalb der nach unten angepassten Range bleiben, bezogen auf die um Sondereffekte adjustierte EBITDA-Rendite dürfte Blue Cap aber auf eine Spanne von 8,3 bis 8,5 Prozent kommen. Mit anderen Worten: Stand jetzt wird das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen im Mittelwert wohl nur um rund 1,2 Mio. Euro niedriger sein als ursprünglich gedacht. Neben den operativen Erfolgen bei der Tochter Neschen profitieren die Münchner dabei auch von Sondereffekten.
So ist den im Plastik-Segment zusammengefassten Unternehmen con pearl sowie H+E gelungen, höher als gedachte Kompensationszahlungen aufgrund von Minderabnahmen durchzusetzen. Die Analysten von Warburg und SMC Research sehen die Entwicklung positiv und haben ihre Kaufen-Einschätzungen bestätigt und sehen beträchtliches Aufwärtspotenzial für den Anteilschein. Boersengefluester.de hatte die Investmentstory Ende November – nach einem Hintergrundgespräch mit Neu-CEO Henning von Kottwitz auf dem Eigenkapitalforum der Deutschen Börse in Frankfurt vorgestellt (HIER). Im Kern geht es darum, dass von Kottwitz künftig noch mehr M&A-Transaktionen zeigen will und sich darüber hinaus auch stärker an Unternehmen in Sondersituationen wagen will. Damit setzt Blue Cap den bereits unter dem früheren Vorstand Tobias Hoffmann-Becking eingeleiteten Strategiewechsel noch fokussierter um.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 141,76 | 176,11 | 225,67 | 232,00 | 267,35 | 347,51 | 273,32 | |
EBITDA1,2 | 11,18 | 11,52 | 15,01 | 34,47 | 25,41 | 30,30 | 15,18 | |
EBITDA-Marge3 | 7,89 | 6,54 | 6,65 | 14,86 | 9,50 | 8,72 | 5,55 | |
EBIT1,4 | 8,48 | 6,60 | 4,65 | 21,37 | 7,82 | 16,96 | -13,51 | |
EBIT-Marge5 | 5,98 | 3,75 | 2,06 | 9,21 | 2,93 | 4,88 | -4,94 | |
Jahresüberschuss1 | 40,01 | 4,62 | 2,82 | 16,49 | 4,72 | 10,44 | -20,28 | |
Netto-Marge6 | 28,22 | 2,62 | 1,25 | 7,11 | 1,77 | 3,00 | -7,42 | |
Cashflow1,7 | 3,15 | 0,28 | 1,84 | 12,60 | 12,44 | 16,99 | 19,60 | |
Ergebnis je Aktie8 | 10,05 | 1,16 | 0,71 | 4,15 | 1,24 | 2,78 | -4,02 | |
Dividende8 | 1,00 | 0,75 | 0,75 | 1,00 | 0,85 | 0,90 | 0,65 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
Zum weiteren Hintergrund: Historisch kommt Blue Cap um den damaligen Gründer Hannspeter Schubert aus der klassischen Buy-and-Hold-Strategie von profitablen Mittelstands-Unternehmen. Selbst Verkäufe von nicht betriebsnotwendigen Immobilien waren früher eher ein Tabuthema. Mit dem Exit von Schubert Mitte 2018 hat sich das dann radikal geändert. Gänzlich losgelöst von der Geschichte ist die Gesellschaft freilich noch immer nicht, denn die PartnerFonds AG – an diese Gruppe hatte Hannspeter Schubert damals seine Anteile verkauft – befindet sich seit geraumer Zeit selbst in der Auflösung. Entsprechend suchen alle Parteien nach einer sinnvollen und marktschonenden Lösung für das noch verbliebene Blue Cap-Paket von knapp 27 Prozent. Vor gut einem Jahr gab es hier bereits einen ersten Teilerfolg, in Form einer Umplatzierung von 15,2 Prozent an das Family Office der unter anderem auch bei Fortec Elektronik und Geratherm Medical engagierten Unternehmerfamilie Wiegand.
Ebenfalls interessant in diesem Zusammenhang: Tobias Hoffmann-Becking, der Blue Cap im Spätsommer 2023 überraschend und sehr plötzlich verlassen hat, startet mit Birkenstein Capital ein Comeback im Restrukturierungsgeschäft – unterstützt durch die Finanzpower des namhaften US-Investmenthauses Davidson Kempner. Derweil wird es für Blue Cap 2024 in erster Linie darum gehen, die enorme Lücke zwischen dem Aktienkurs von 17 Euro und dem Net Asset Value (NAV) von 30 Euro zu verringern. Ein ohnehin schon ambitioniertes Vorhaben, zumal Henning von Kottwitz den NAV bis Ende 2026 zusätzlich noch auf 60 Euro je Aktie hieven will. Dazwischen werden vermutlich etliche Transaktionen und hoffentlich auch attraktive Dividenden für die Aktionäre liegen.
Und was das Thema PartnerFonds angeht, haben die Investoren ebenfalls eine gesteigerte Erwartungshaltung, weil von Kottwitz in Personalunion auch Abwickler der PartnerFonds AG ist. Insgesamt eine ansprechende Investmentstory, die mit etwas Rückenwind von der Konjunkturseite erheblich an Kurshöhe gewinnen kann.
Foto: Unsplash+
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