Boersengefluester.de legt sich einfach mal fest: Von den zurzeit knapp 30 Unternehmen, die wir aus unserer Datenbank dem Sektor Mittelstands-Holdings zuordnen, macht Blue Cap den mit Abstand attraktivsten Geschäftsbericht. Zumindest für unseren Geschmack bekommen die Münchner es auch im laufenden Jahr am besten hin, die Geschäftsmodelle der einzelnen Portfolio-Unternehmen sowie die eigene Strategie so vorzustellen, dass man als Aktionär oder potenzieller Investor Lust bekommt, sich näher mit der Gesellschaft zu beschäftigen. On top kommen ein lesenswertes Vorstandsinterview sowie ein aussagekräftiger Investor Relations-Teil mit den wichtigsten Aktieninfos – abseits der eigentliche Kernkennzahlen aus Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung sowie der Cashflow-Betrachtung.
Wir haben den frisch veröffentlichten Blue Cap-Geschäftsbericht 2022 bereits auf unsere Satellitenseite geschaeftsberichte-download.de hochgeladen, so dass Sie sich bequem ein eigenes Bild von dem Report bzw. dem Unternehmen machen können. Ein Besuch lohnt sich! Sehen lassen kann sich darüber hinaus die Dividendenrendite von zurzeit knapp 4 Prozent. Zur Wahrheit gehört dabei allerdings auch, dass die Rendite zur Hauptversammlung am 23. Juni 2023 nicht nur wegen der um 5 Cent auf 0,90 Euro heraufgesetzten Dividende so hoch ist, sondern auch wegen der relativ schwachen Entwicklung des Aktienkurses angezogen hat. Da haben vergleichbare Unternehmen wie Indus, KAP, Mutares oder auch Gesco zuletzt deutlich mehr Performance am Kapitalmarkt gezeigt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 141,76 | 176,11 | 225,67 | 232,00 | 267,35 | 347,51 | 273,32 | |
EBITDA1,2 | 11,18 | 11,52 | 15,01 | 34,47 | 25,41 | 30,30 | 15,18 | |
EBITDA-Marge3 | 7,89 | 6,54 | 6,65 | 14,86 | 9,50 | 8,72 | 5,55 | |
EBIT1,4 | 8,48 | 6,60 | 4,65 | 21,37 | 7,82 | 16,96 | -13,51 | |
EBIT-Marge5 | 5,98 | 3,75 | 2,06 | 9,21 | 2,93 | 4,88 | -4,94 | |
Jahresüberschuss1 | 40,01 | 4,62 | 2,82 | 16,49 | 4,72 | 10,44 | -20,28 | |
Netto-Marge6 | 28,22 | 2,62 | 1,25 | 7,11 | 1,77 | 3,00 | -7,42 | |
Cashflow1,7 | 3,15 | 0,28 | 1,84 | 12,60 | 12,44 | 16,99 | 19,60 | |
Ergebnis je Aktie8 | 10,05 | 1,16 | 0,71 | 4,15 | 1,24 | 2,78 | -4,02 | |
Dividende8 | 1,00 | 0,75 | 0,75 | 1,00 | 0,85 | 0,90 | 0,65 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
Immerhin geht Blue Cap insofern neue Wege, als dass die Gesellschaft ihre Ausschüttung – sofern Anleger sich im Einzelfall dafür entscheiden – erstmals auch als Aktiendividende anbietet. „Der Vorteil einer Aktiendividende für uns ist: Wir schonen unsere Liquidität und haben mehr innere Finanzkraft für die Umsetzung unserer Expansionsvorhaben. Und die Aktionäre können ihre Dividende einfach und direkt wieder in ihr Unternehmen reinvestieren, also eine Win-Win-Situation“, sagt CEO Tobias Hoffmann-Becking. Offen ist, ob der Vorstoß für dieses Prozedere von dem neuen Ankeraktionär – einem bislang namentlich nicht genannten Family Office – stammt, der Ende 2022 sich mit rund 15 Prozent bei Blue Cap engagiert hat. Die Stücke stammten vom bisherigen Großinvestor PartnerFonds, der seinen Anteil im Zuge der Transaktion auf 26,9 Prozent gedrückt hat – gelöst ist das Dauerthema um die sich in Auflösung befindliche PartnerFonds AG damit aber eben auch noch nicht.
Und wer gehofft hatte, dass Blue Cap mit Veröffentlichung des Geschäftsberichts auch den Namen des Family Offices verrät, dürfte ebenfalls enttäuscht sein. Kursdämpfend ist jedoch insbesondere die Tatsache, dass Blue Cap 2023 als Übergangsjahr mit vergleichsweise stabilen Erlösen zwischen 340 und 350 Mio. Euro sowie einer bereinigten EBITDA-Marge (bezogen auf die Gesamtleistung) in einer Bandbreite von 8 bis 9 Prozent einstuft – nach 8,6 Prozent im Jahr zuvor. „Auf der Akquisitionsseite rechnen wir in diesem Jahr mit keinen großen Bewegungen. Die Erweiterung der bestehenden Plattformen steht im Vordergrund und weniger Investitionen in komplett neue Unternehmen“, sagt Tobias Hoffmann-Becking.
Wesentliche Management-Aufgabe aus Investorensicht wird es sein, die Schere zwischen dem aktuellen Aktienkurs von 22,60 Euro sowie dem NAV (Substanzwert) von zuletzt 36,60 Euro zu verkleinern. Potenzial ist reichlich vorhanden, zumal es das erklärte Ziel ist, den NAV bis 2025 auf 55 Euro je Aktie zu hieven. Nun: Selbst wenn es beim derzeitigen Discount von rund 38 Prozent auf den Net Asset Value bleiben würde, Blue Cap es jedoch schafft, sein 2025er-NAV-Ziel einzulösen, wäre ein Aktienkurs von 34 Euro mit Sicht auf drei Jahre vorstellbar. Damit würde das Unternehmen dann auf einen Börsenwert von rund 150 Mio. Euro kommen, was die Sichtbarkeit am Kapitalmarkt zusätzlich spürbar verbessern würde. Normalerweise sollte aber noch mehr drin sein.
Zurzeit bewegt sich Blue Cap mal wieder an der psychologisch wichtigen Schwelle von 100 Mio. Euro, ab der es überhaupt erst interessant wird – zumindest für viele institutionelle Anleger. Per Saldo findet boersengefluester.de die Investmentstory von Blue Cap aber schon jetzt sehr ansehnlich, und zwar nicht nur wegen des schicken Geschäftsberichts. Am 9. Mai folgte bereits das nächste Update in Form der Zahlen für das erste Quartal 2023.
Foto: Unsplash+
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