Die einfachste Begründung für ein Investment in die Aktie von Blockescence wäre zu sagen: Remco Westermann wird das Ding schon rocken. Immerhin hat der CEO und Großaktionär bei früheren Engagements wie Bob Mobile, die später in Cliq Digital aufgegangen ist, oder aktuell auch Gamigo ebenfalls einen guten Job gemacht. Und so spricht einiges dafür, dass auch sein aktuelles Investmentvehikel durchstartet. Im Grunde genommen handelt es sich bei Blockescence sogar zu einem wesentlichen Teil um den Spielepublisher Gamigo – nun allerdings eingepackt in eine Beteiligungsgesellschaft mit den drei Säulen Spiele, Medien und Technologie. Beim Kapitalmarktlaunch von Blockescence aus dem Börsenmantel der Solidare Real Estate Holding war das Thema Blockchain noch sehr viel höher gehangen und diente wohl als potentieller Kursbeschleuniger. Mittlerweile ist der Hype um Blockchain-Themen allerdings deutlich abgeebbt und Westermann bezeichnet die dritte Säule des Unternehmens auf der Frühjahrskonferenz in Frankfurt nur noch als „Probierküche, in die ein ganz kleiner Teil der Gewinne fließt“. Um die Gesellschaft erfolgreicher an der Börse zu positionieren, hat sich Westermann sogar erneut für eine Umfirmierung entschieden.
Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 29. Mai 2019 soll die Namensänderung in Media & Games Invest beschlossen werden. „Wir haben uns entschieden, einen langweiligen Namen zu nehmen, der aber beschreibt, was wir machen“, sagt Westermann. Ein IPO unter der Gamigo-Flagge, die Gruppe ist als Anleiheemittent in Investorenkreisen durchaus bekannt, schied schon allein deshalb aus, weil Gamigo nicht in vollständigem Besitz der Company ist. Zurzeit hält Blockescence 38 Prozent der Anteile und 53 Prozent der Stimmen. Wesentliche Minderheitsgesellschafter sind ProSiebenSat.1 Digital mit 33,0 Prozent der Aktien und Axel Springer Digital Ventures mit einem Anteil von 13,8 Prozent. Ziel von Westermann ist es, die Quote an Gamigo in einem ersten Schritt auf mehr als 65 Prozent zu hieven. Nach eigenen Angaben unterschätzt hat Westermann derweil, dass der momentane Firmensitz von Blockescence auf Malta so skeptisch von vielen Investoren gesehen wird. Dementsprechend prüfen die Juristen gerade den Umzug in ein „nicht so kritisches” Land innerhalb von Europa. Und auch die gegenwärtige Notiz im Frankfurter Basic Board könnte perspektivisch ein Upgrade Richtung Scale oder auch NASDAQ Nordic bekommen.
Derweil verstärkt sich Blockescence mit weiteren Übernahmen: Zuletzt kamen etwa die in Berlin beheimatete Influencer-Plattform ReachHero oder der US-Spieleentwickler Trion Worlds mit an Bord. „Nächstes Ziel ist es, innerhalb von ein bis zwei Jahren auf mehr als 100 Mio. Euro Umsatz zu kommen“, sagt Westermann. Aussagekräftiges Vergleichsmaterial gibt es – abgesehen vom Gamigo Geschäftsbericht 2018 – noch nicht. Zum Halbjahr kam Blockescence bei Erlösen von 8,90 Mio. Euro auf ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 2,74 Mio. Euro. Der Konzernabschluss von Blockescence, dann Media & Games Invest (MGI), ist für Ende Juni 2019 avisiert. Geprüft wird der Report von Deloitte. Angesichts der noch vergleichsweise dünnen Faktenlage, wollte Westermann die Gesellschaft auf der Frühjahrskonferenz auch „erstmal vorstellen“. Boersengefluester.de war bei der Präsentation vor Ort. Unser Eindruck: MGI hat gute Chancen, eine spannende Investmentstory zu werden. Diejenigen, die sich den Vortrag von Westermann angehört haben, waren jedenfalls positiv überrascht. Klar ist aber auch: Noch ist die Aktie ein reiner Hot Stock. Die Marktkapitalisierung beträgt rund 73 Mio. Euro, wovon etwa 22 Prozent im Streubesitz sind. Rund 78 Prozent hält die Remco Westermann zurechenbare Bodhivas GmbH. Wir bleiben am Ball und werden die weitere Entwicklung verfolgen.