Bereits bei unserem 1on1 auf der von GBC organisierten MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz Mitte November 2022 machte Binect-Vorstand Frank Wermeyer einen zuversichtlichen Eindruck, was die operative Entwicklung des auf die Digitalisierung von Geschäfts- und Behördenbriefen spezialisierten Unternehmens angeht. Kein Wunder, immerhin hatte Bincet nur wenige Tage vorher kommuniziert, dass die bisherige Prognose für das 2022er-Umsatzwachstum zwischen 10 und 15 Prozent „sehr wahrscheinlich“ übertroffen wird. Jetzt hat Frank Wermeyer erste Eckdaten für das abgelaufene Jahr vorgelegt und nochmals leicht positiv überrascht, denn die hohe Erlösdynamik hat sich zum Jahresende fortgesetzt. Demnach hat das Unternehmen aus Weiterstadt 2022 den Umsatz um 23,5 Prozent auf annähernd 12,5 Mio. Euro verbessert.
„Es ist uns neben der Gewinnung einer Vielzahl neuer Kunden gelungen, insbesondere unsere größeren Accounts zu einer Ausweitung des Einsatzes unserer Lösungen auf weitere Bereiche und Abteilungen und der entsprechenden Nutzung zu motivieren“, sagt Wermeyer. Bezogen auf die Rentabilität bleibt es bei der bisherigen Aussage, wonach für 2022 – trotz der anhaltenden Investitionen in den Ausbau der eigenen Plattform (Projekt ONE) – mit einem positiven Ergebnis vor Steuern zu rechnen sei. Zur Einordnung: Zum Halbjahr 2022 kam Binect hier auf ein Ergebnis von knapp 195.000 Euro. Die Analysten der BankM kalkulierten in ihrer jüngsten Studie mit einem Gewinn vor Steuern von 138.000 Euro für das Gesamtjahr 2022, was uns wiederum eher konservativ erscheint. Die genaue Zahl wird es mit der Vorlage des Geschäftsberichts – vermutlich wieder im April – geben.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 6,62 | 1,16 | 8,86 | 9,08 | 10,11 | 12,48 | 14,78 | |
EBITDA1,2 | -4,31 | -0,10 | -3,77 | 1,15 | 0,63 | 0,74 | 0,85 | |
EBITDA-Marge3 | -65,11 | -8,62 | -42,55 | 12,67 | 6,23 | 5,93 | 5,75 | |
EBIT1,4 | -17,37 | -0,13 | -5,28 | 0,45 | 0,19 | 0,32 | 0,35 | |
EBIT-Marge5 | -262,39 | -11,21 | -59,59 | 4,96 | 1,88 | 2,56 | 2,37 | |
Jahresüberschuss1 | -16,46 | -13,65 | -4,76 | 0,45 | 0,10 | 0,15 | 0,10 | |
Netto-Marge6 | -248,64 | -1.176,72 | -53,72 | 4,96 | 0,99 | 1,20 | 0,68 | |
Cashflow1,7 | -3,15 | -13,61 | 0,59 | 0,85 | -0,46 | 1,45 | 0,97 | |
Ergebnis je Aktie8 | -7,07 | -11,20 | -1,79 | 0,17 | 0,03 | 0,05 | 0,03 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: ba audit |
Letztlich handelt es sich aber ohnehin nur um eine Momentaufnahme. Die Aktienstory von Binect dreht sich vielmehr darum, was die Gesellschaft in der Lage ist, in ein bis zwei Jahren zu erwirtschaften. So rechnet die BankM für 2024 mit einem Ergebnis vor Steuern von rund 0,5 Mio. Euro und für 2025 dann mit einem nochmaligen Sprung auf 1,1 Mio. Euro. Gemessen daran wäre der Microcap mit einem Börsenwert von derzeit 9 Mio. Euro in der Tat seht moderat bewertet. Bis dahin sollte Bincet dann allerdings auch einen deutlichen Schritt nach vorn gemacht haben bei der Ausweitung des bisherigen Geschäfts rund um Postausgangslösungen hin auf den Bereich Posteingang.
Zunächst einmal werden die Investoren freilich darauf schauen, mit welchem Ausblick CEO Frank Wermeyer für 2023 demnächst an den Start gehen wird und wie sich die zuletzt auf die Schiene gesetzten Kooperationen – etwa mit der Bertelsmann-Tochter Campaign, dem aus Bochum stammenden Dokumenten-Softwareanbieter Windream sowie der ebenfalls auf die Digitalisierung von Dokumenten spezialisierten One Click Solutions – anlassen. Keine Frage: Angesichts der geringen Marktkapitalisierung wird es Bincet wohl noch eine ganze Weile schwer haben, am Kapitalmarkt die nötige Aufmerksamkeit zu bekommen.
Fakt ist aber auch, dass das Projekt ONE längst Konturen zeigt, die Kundenbasis deutlich breiter wird und damit auch die Erlösströme besser planbar werden. So gesehen ist der Investmentcase bei Binect voll intakt, und das sollte sich dann mittelfristig auch in einem deutlich höheren Börsenwert widerspiegeln. Wir werden jedenfalls weiter über die Story berichten, immerhin gehören Aktien von Unternehmen wie Binect mit zur DNA von boersengefluester.de. Geeignet ist der marktenge Titel aber nur als Depotbeimischung für sehr erfahrene Anleger. Limits sind bei einer Aktie wie Binect sowieso Pflicht.
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