Eigentlich konnten Investoren den Halbjahres-Call von Binect am 20. September 2024 ganz gelassen entgegensehen. Das im Wesentlichen auf die Digitalisierung des Postausgangs von Unternehmen spezialisierte Unternehmen hat in den vergangenen Jahren viel investiert und signifikante Fortschritte beim Aufbau der Binect ONE-Plattform gemacht. Zudem hat das Unternehmen zahlreiche Kooperationen zur Erweiterung des Geschäftsmodells – insbesondere Richtung Posteingang – auf die Schiene gesetzt. Last but not least sorgte zuletzt ein Folgegroßauftrag der AOK Niedersachsen mit einem jährlichen Umsatz von rund 4,2 Mio. Euro für gute Stimmung. Nun dagegen ein empfindlicher Dämpfer – zumindest auf die kurze Sicht. Demnach wird Binect zwar seine Umsatzprognose mit einem erwarteten Wachstum für 2024 von 25 bis 35 Prozent erfüllen.
Mit Blick auf das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) rechnet Vorstand Frank Wermeyer jedoch nur noch mit einem positiven Resultat. Aus der ursprünglich avisierten Zunahme wird also nichts. „Ausschlaggebend für die Prognoseanpassung sind in erster Linie die konjunkturbedingt schwierige Marktlage und die Wettbewerbssituation im Bereich der Standardprodukte. Hier konnten größere Bestandskunden entgegen ihren Prognosen ihr Transaktionsvolumen nicht steigern, sondern mussten Rückgänge hinnehmen, die in ihrem Kerngeschäft begründet liegen“, heißt es in einer Meldung vom späten Freitag, den 13. September. Unverändert enttäuschend dabei das E-Postbusiness Box-Geschäft mit der Deutschen Post. Dabei hatte Wermeyer bei seinen jüngsten Investorenpräsentationen durchklingen lassen, dass sich hier Besserung ergeben könnte.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 6,62 | 1,16 | 8,86 | 9,08 | 10,11 | 12,48 | 14,78 | |
EBITDA1,2 | -4,31 | -0,10 | -3,77 | 1,15 | 0,63 | 0,74 | 0,85 | |
EBITDA-Marge3 | -65,11 | -8,62 | -42,55 | 12,67 | 6,23 | 5,93 | 5,75 | |
EBIT1,4 | -17,37 | -0,13 | -5,28 | 0,45 | 0,19 | 0,32 | 0,35 | |
EBIT-Marge5 | -262,39 | -11,21 | -59,59 | 4,96 | 1,88 | 2,56 | 2,37 | |
Jahresüberschuss1 | -16,46 | -13,65 | -4,76 | 0,45 | 0,10 | 0,15 | 0,10 | |
Netto-Marge6 | -248,64 | -1.176,72 | -53,72 | 4,96 | 0,99 | 1,20 | 0,68 | |
Cashflow1,7 | -3,15 | -13,61 | 0,59 | 0,85 | -0,46 | 1,45 | 0,97 | |
Ergebnis je Aktie8 | -7,07 | -11,20 | -1,79 | 0,17 | 0,03 | 0,05 | 0,03 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: ba audit |
Nun: Wer sich als Investor mit der täglichen Meldungslage der meisten Unternehmen beschäftigt, kann von der Prognosekorrektur nicht gänzlich überrascht sein. Immerhin berichten momentan ganz viele Gesellschaften über ähnliche Probleme und Verzögerungen. Trotzdem ist es natürlich ein Rückschlag für die Aktienstory von Binect, zumal es der Titel als Microcap mit einem Börsenwert von nur etwas mehr als 6 Mio. Euro schon schwer genug hat, genügend Interesse auf sich zu lenken. Es bleibt aber dabei: Mit Sicht auf 2025 und insbesondere 2026 ist die Aktie im Normalfall deutlich zu günstig. Allerdings muss der Vorstand dann auch den Nachweis erbringen, dass höhere Umsätze zu merklich steigenden Ergebnissen führen. Kurzfristig kommt dagegen viel darauf an, wie CEO Frank Wermeyer die aktuelle Gemengelage auf dem von der BankM organisierten Conference-Call rüberbringt. Vorerst stuft boersengefluester.de die Aktie als Halten-Postion ein.
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