Vielleicht ist es nicht die schlechteste Strategie, sich schon jetzt ein wenig mit der HV-Saison 2022 und den potenziellen Rendite-Hits zu beschäftigen. Noch gibt es die Bilfinger-Aktie nämlich zu Kursen unter 30 Euro zu kaufen. Dabei dürfte der im SDAX gelistete Titel des Industriedienstleisters der Wert mit der höchsten Dividendenrendite überhaupt aus dem heimischen Index-Universum werden. Grund: Im Zuge des Weiterverkaufs der ehemals zu Bilfinger gehörenden Facility-Management-Gesellschaft Apleona vom schwedischen Finanzinvestor EQT an die französische Private Equity-Company PAI Partners flossen Bilfinger zuletzt rund 450 Mio. Euro zu. Dieses Geld wollen die Mannheimer zum einen in Form einer Sonderdividende von 3,75 Euro je Aktie – entsprechend einer Summe von rund 151 Mio. Euro – ausschütten. Die Hauptversammlung (HV) findet am 11. Mai 2022 statt. Wohlgemerkt: Zuzüglich zur Basisdividende von derzeit 1,00 Euro pro Anteilschein.
Bezogen auf die aktuelle Notiz von 29,50 Euro ergibt sich bei einer Gesamtdividende von 4,75 Euro eine bemerkenswerte Rendite von rund 16 Prozent. Wie stets bei solchen Überlegungen der Hinweis von boersengefluester.de, dass der Begriff Rendite in diesem Zusammenhang womöglich missverständlich ist. Es gibt kein „Gratis-Essen“ an der Börse. Mit der Auszahlung der Dividende wird sich auch der Kurs entsprechend ermäßigen. Unterm Strich ändert sich – vor Abzug von Steuern – im Grunde also nichts an der Vermögenssituation des Anlegers. Gleichwohl ist es natürlich so, dass sich erfahrungsgemäß eine Reihe von Investoren von der enormen Rendite angelockt fühlen, so dass sich schon allein hieraus ein positiver Kurseffekt in den kommenden Monaten ergeben sollte. Darüber hinaus will der Vorstand auf der HV 2022 noch ein Aktienrückkaufprogramm im Volumen von etwa 100 Mio. Euro auf die Schiene setzen. Auch das sollte dem Papier von Bilfinger sicher nicht schaden.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 4.044,20 | 4.152,60 | 4.327,00 | 3.461,00 | 3.737,40 | 4.312,00 | 4.485,60 | |
EBITDA1,2 | -118,30 | -7,40 | 135,70 | 49,50 | 220,70 | 174,20 | 289,40 | |
EBITDA-Marge3 | -2,93 | -0,18 | 3,14 | 1,43 | 5,91 | 4,04 | 6,45 | |
EBIT1,4 | -126,10 | -12,20 | 28,10 | -65,50 | 121,20 | 75,50 | 189,70 | |
EBIT-Marge5 | -3,12 | -0,29 | 0,65 | -1,89 | 3,24 | 1,75 | 4,23 | |
Jahresüberschuss1 | -88,50 | -24,30 | 24,20 | 99,40 | 129,50 | 28,20 | 181,50 | |
Netto-Marge6 | -2,19 | -0,59 | 0,56 | 2,87 | 3,47 | 0,65 | 4,05 | |
Cashflow1,7 | -83,00 | 34,50 | 78,20 | 120,40 | 115,00 | 158,00 | 144,80 | |
Ergebnis je Aktie8 | -2,01 | -0,59 | 0,60 | 2,44 | 3,16 | 0,71 | 4,82 | |
Dividende8 | 1,00 | 1,00 | 0,12 | 1,88 | 4,75 | 1,30 | 1,80 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Rein operativ ist das Unternehmen im ersten Halbjahr nach der umfassenden Restrukturierung wieder besser in Schwung gekommen und steuert auf eine deutliche Ergebnisverbesserung zu. Zudem eröffnet der Mittelzufluss aus dem Apleona-Verkauf – neben der vorzeitigen Schuldentilgung – noch ausreichend Raum für Zukäufe. Insgesamt also eine durchaus ansprechende Gemengelage. Dabei war Bilfinger vor geraumer Zeit selbst in den Fokus von Übernahmespekulationen geraten. Doch der Deal scheiterte dem Vernehmen nach an unterschiedlichen Preisvorstellungen. Immerhin sitzen bei Bilfinger mit Cevian Capital und ENA Investment Capital selbst zwei Finanzprofis im Boot, die zusammen fast 37 Prozent der Stimmen kontrollieren. Annähernd neun Prozent der ausgegebenen Aktie befinden sich im Eigenbestand von Bilfinger. Insgesamt also eine günstige Konstellation für potenzielle Interessenten, um bei dem SDAX-Konzern maßgeblich einzusteigen.
Noch ein Hinweis in eigener Sache: In unserem Kasten „Investor-Informationen“ innerhalb der redaktionellen Beitrage von boersengefluester.de berechnen wir die Dividendenrendite gegenwärtig noch einheitlich auf Basis der Ausschüttung für 2020 – gezahlt nach der HV im Jahr 2021. Momentan bereiten wir die generelle Umstellung der Berechnung auf das Jahr 2021 (zahlbar nach der HV im Jahr 2022) vor. Zeitgleich passen wir dann die Darstellung der Dividendenentwicklung für bislang 2019 und 2020 auf 2020/2021 an. Bitte also nicht wundern, wenn wir im Text von 16 Prozent Rendite schreiben – im Infokasten mit 6,4 Prozent aber eine deutlich niedrigere Zahl steht.
Foto: Bilfinger SE (Geschäftsbereich Technologies)