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Bike24: Tour der Leiden

Etwas mehr als zwei Jahre nach dem Börsengang zu 15,00 Euro ist der Aktienkurs von Bike24 auf ein All-Time-Low unterhalb von 2,40 Euro gerutscht. Grund für den neuerlichen Absturz ist eine kräftige Umsatz- und Ergebniswarnung für das laufende Jahr, da sich die Hoffnung auf eine Besserung der Konsumentenstimmung zunehmend auflöst und die Fahrradbranche nach dem Corona-Boom weiterhin von Überkapazitäten geprägt ist. So ging der Umsatz im zweiten Quartal 2023 um 6,1 Prozent auf 62,9 Mio. Euro zurück. Das um diverse außerordentliche Faktoren adjustierte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes EBITDA) drehte gegenüber dem ersten Quartal 2023 zwar um knapp 3,2 Mio. auf 0,57 Mio. Euro ins Plus. Verglichen mit dem bereinigten EBITDA aus dem zweiten Quartal 2022 von plus 5,3 Mio. Euro liegen die Dresdner aber unter Plan.

„In den vergangenen Jahren haben wir zwar immer wieder Aufs und Abs, aber noch keine vergleichbar herausfordernde Situation erlebt“, sagt CEO Andrés Martin-Birner. „Um diese Zeiten erfolgreich zu meistern, haben wir bereits zu Jahresbeginn unseren Fokus verstärkt auf Profitabilität gerichtet.“ Gleichwohl befürchtet das Management des Onlinehändlers für Fahrräder und -Equipment, dass für das Gesamtjahr 2023 nur noch eine bereinigte EBITDA-Marge zwischen minus 1 und plus 1 Prozent möglich sein wird – bei einem Umsatzrückgang von bis zu 10 Prozent. Im besten Fall wird Bike24 dass 2022er-Umsatzniveau von 261,5 Mio. Euro halten können. Bislang hatte die Gesellschaft ein Erlöswachstum von Obergrenze 10 Prozent für möglich gehalten. Den Rotstift setzt das Unternehmen insbesondere bei Personal und Marketing an – die Klassiker also. Zudem legt Bike 24 noch mehr Augenmerk auf die Preisstrategie. Rabattschlachten wollen die Sachsen demnach so gut es geht vermeiden. Von einer Anpassung der internationalen Expansionsstrategie ist hingegen nicht die Rede.

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Losgelöst davon: Die erst kürzlich von den Montega-Analysten prognostizierten Erlössteigerungen lassen sich jedenfalls nicht umsetzen, und auch beim Ergebnis wird Bike24 nicht im erhofften Umfang liefern. So gesehen ist auch der mittlerweile auf fast 50 Prozent gewachsene Discount zum Buchwert ein trügerisches Kennzahlensignal, zumal eine erheblicher Teil der Aktivseite auf Firmenwerte entfällt und möglicher Abschreibungsbedarf mit dem Eigenkapital verrechnet würde. Auf der Finanzierungsseite hat das Unternehmen durch kürzlich erfolgte Umstrukturierungen der Darlehen hin zu einer langfristigen Einordnung zwar für einen Puffer gesorgt. Dennoch drücken die Finanzaufwendungen aufs Ergebnis und engen den operativen Spielraum ein. Gleichwohl betont Mitgründer Andrés Martin-Birner, dass Bike24 „robust aufgestellt“ sei.

An der Börse ist das Unternehmen noch knapp 106 Mio. Euro wert. Unter normalen Umständen wäre das nicht besonders viel, zumal die Company früher regelmäßig profitabel war. In der aktuellen Situation ist es jedoch gut möglich, dass die Notiz noch weiter absackt. Keine Frage: Bei dieser Aktie hatte boersengefluester.de zu früh auf den Umschwung spekuliert. Wer den Titel als Anleger schon seit dem IPO im Depot hat, liegt meilenweit hinten und wird sich auf seiner Tour der Leiden kaum mehr mit einem Verkauf beschäftigen. Auch wenn es auf Jahre kaum Chancen gibt, dass man den Einstiegskurs jemals wiedersieht – wenn überhaupt. Dennoch ist die Aktie auf dem aktuellen Crash-Niveau eine Halten-Position.

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Foto: Unsplash+


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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.