„Wir haben alle Top-Marken bei uns auf der Plattform“, sagt Timm Armbrust, CFO der Bike24 Holding, bei seiner Präsentation auf dem Eigenkapitalforum (EKF) der Deutschen Börse und nennt etwa die Edel-Räder des US-Herstellers Specialized als einen Verkaufsschlager auas dem Programm. Damit sollte klar sein: Es geht hier eher um Räder für Fahrrad-Enthusiasten – gern in der Preisregion zwischen 2.000 und 8.000 Euro und nicht um billige Baumarktware. Ein Rad in dieser Preiskategorie kaufen freilich selbst Hardcore-Fans nicht alle paar Monate, was wiederum einer Markenbindung an den Webshop von Bike24 grundsätzlich im Wege steht. Umso überraschter ist boersengefluester.de, dass nur etwas mehr als 10 Prozent der Erlöse tatsächlich auf Fahrräder entfallen. Weitaus wichtiger für die Dresdner ist der Verkauf von Ersatzteilen, Komponenten oder auch Bekleidung ist. Und gerade was den Bereich für Ersatzteile wie Reifen, Bremsen, Ketten oder Schaltgetrieben angeht, lassen sich die meisten Kunden eben nicht von den allgemeinen Inflationssorgen abschrecken und ordern weiter ganz normal die für ihr Hobby benötigten Teile.
Aber keine Frage: Ob man sich momentan tatsächlich ein neues Zweit- oder Drittbike bzw. das teuerste Elektrorad anschafft, ist eben doch so eine Sache. Und das drückt sich auch in der zuletzt gedrosselten Umsatzplanung von Bike24 aus. Immerhin zeichnet sich Besserung bei einem Punkt ab, der manchen Käufer und auch Händler zuletzt am meisten bedrückt hat: Die Verfügbarkeit von Teilen. „Wir sehen gerade eine deutliche Entspannung bei den Lieferketten“, sagt Timm Armbrust. Tatsächlich ist es wohl sogar so, dass bekannte Hersteller wie Shimano jetzt derart viel mehr an Waren rausschicken, dass die ohnehin aufgefüllten Lagerkapazitäten bei den Händlern nochmals aufgestockt werden. „Das erhöht den Druck auf die Gross-Marge“, räumt Timm Armbrust ein. Bei Bike24 etwa türmen sich die Lagerbestände im dritten Quartal 2022 auf jetzt mehr als 96 Mio. Euro.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 103,63 | 118,66 | 137,10 | 199,15 | 250,16 | 261,52 | 226,34 | |
EBITDA1,2 | 11,25 | 12,66 | 15,24 | 23,97 | 20,34 | 7,21 | -6,08 | |
EBITDA-Marge3 | 10,86 | 10,67 | 11,12 | 12,04 | 8,13 | 2,76 | -2,69 | |
EBIT1,4 | 7,55 | 3,15 | 6,33 | 10,33 | 6,11 | -7,78 | -83,50 | |
EBIT-Marge5 | 7,29 | 2,65 | 4,62 | 5,19 | 2,44 | -2,98 | -36,89 | |
Jahresüberschuss1 | 2,62 | -9,07 | -4,08 | 0,56 | 2,23 | -6,63 | -80,40 | |
Netto-Marge6 | 2,53 | -7,64 | -2,98 | 0,28 | 0,89 | -2,54 | -35,52 | |
Cashflow1,7 | 2,19 | -1,03 | 3,46 | 21,10 | -9,54 | -11,88 | 6,20 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,06 | -0,21 | -0,09 | 0,01 | 0,05 | -0,15 | -1,82 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
Keine besonders vorteilhafte Entwicklung, im Gegensatz zu Modeartikeln sind Ersatzteile für Fahrräder aber kaum von klassischen Abwertungszyklen betroffen. „Der Peak beim Lageraufbau ist erreicht“, sagt Armbrust bei seiner Präsentation auf dem EKF. Mit umgekehrten Vorzeichen gilt das seit einiger Zeit auch für den zuvor heftig abgestürzten Aktienkurs der Bike24 Holding. Vom Ende September erreichten Tief unterhalb von 2,50 Euro hat sich die Notiz bis auf 3,75 Euro erholt. Gemessen am Mitte 2021 aufgerufenen Emissionspreis von 15 Euro ist das zwar erst ein Tropfen auf den heißen Stein – aber immerhin. Die deutlich reduzierte Prognose für 2022 sowie die Belastungen aus der weiteren Internationalisierung sind jedenfalls abgehakt.
Finanziell steht das Unternehmen dank der Mittel aus dem Börsengang jedenfalls robust da, zudem gibt es ein erhebliches Bankdarlehn über 39 Mio. Euro, mit dem Dresdner ihren Wachstumskurs forcieren. Nach Spanien, Frankreich und Italien steht im ersten Quartal 2023 Benelux auf dem Programm. Der Fokus bei der Internationalisierung liegt jedoch klar organischer Expansion. Interessant: Noch immer wird die Bike24-Aktie mit einem Abschlag von rund einem Viertel auf den Buchwert gehandelt.
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Foto: Markus Spiske auf Pixabay