Eine faustdicke Überraschung hat Bijou Brigitte mit den Halbjahreszahlen in der Auslage. Bei Erlösen von 149,21 (Vorjahr: 156,28) Mio. Euro erzielte der Modeschmuckfilialist ein Ergebnis vor Steuern von 11,19 Mio. Euro – nach 12,21 Mio. Euro im entsprechenden Vergleichszeitraum 2014. Das Ergebnis je Aktie ging leicht von 0,98 auf 0,93 Euro zurück. Klar: Eine Wachstumsstory sieht anders aus. Aber nach den vielen Enttäuschungen der Vorjahre – insbesondere durch das schwache Geschäft in den südeuropäischen Ländern – war mit wesentlich schlechteren Zahlen zu rechnen. Mutmacher ist der um zwei Drittel verringerte Verlust im Segment Spanien. Dafür rutschte Italien etwas tiefer in die roten Zahlen. Der wesentliche Ergebnisträger bleibt aber klar Deutschland, selbst wenn der Gewinn vor Steuern hier um zwölf Prozent auf 12,3 Mio. Euro schrumpfte. Immerhin: Für das Gesamtjahr 2015 zeigte sich der Vorstandsvorsitzende Roland Werner bislang zuversichtlicher. Zwar bleibt die Umsatzprognose mit einer Spanne von 315 bis 325 Mio. Euro genauso bestehen wie der in Aussicht gestellte Gewinn vor Steuern von 25 bis 30 Mio. Euro. Allerdings geht Werner jetzt davon aus, dass das Ergebnis eher am oberen Ende der Bandbreite anzusiedeln ist.
Was heißt das für die Bewertung der Aktie? Bei einer Steuerquote von 35 Prozent könnten die Hamburger im laufenden Jahr unterm Strich rund 19,5 Mio. Euro verdienen. Das entspräche einem Ergebnis je Aktie von 2,40 Euro. Zum Vergleich: 2014 kam Bijou Brigitte auf einen Überschuss von 26,3 Mio. Euro – oder 3,34 Euro je Anteilschein. Der Aktienkurs von Bijou Brigitte ist auf die jüngsten Neuigkeiten um gut fünf Prozent auf rund 52 Euro gestiegen. Demnach wird das Papier derzeit mit einem 2015er Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von mehr als 21,5 gehandelt –der „Bling-Bling-Faktor” ist also immer noch ganz schön hoch. Deutlich geerdeter sieht die Bewertung allerdings aus, wenn man die – in dieser Höhe sicher nicht betriebsnotwendige – Nettoliquidität von 145 Mio. Euro (oder 17,88 Euro pro Anteilschein) in die Kalkulation einbezieht. Dann würde sich ein cashbereinigtes KGV von gut 14 ergeben. So günstig, dass man die Aktie unbedingt haben muss, ist der Small Cap damit aber noch immer nicht. Und auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von gut 1,7 signalisiert – bei einer für 2015 zu erwartenden Eigenkapitalrendite im deutlich einstelligen Prozentbereich – nicht unbedingt eine Gelegenheit. Offen ist gegenwärtig, welche Dividendenstrategie die Hamburger für 2015 fahren werden. Nachdem Bijou Brigitte den Ausschüttungssatz für 2014 „nur” von 3,50 auf 3,00 Euro reduziert hatte, wäre für 2015 mit Blick auf die Ertragsentwicklung normalerweise eine deutliche Kürzung zu erwarten.
Angesichts der soliden Bilanzrelationen wäre es aber ohne Probleme darstellbar, dass die Ausschüttung bei 3,00 Euro pro Anteilschein bleibt. Damit käme das Papier auch auf dem aktuellen Niveau auf eine Rendite von mehr als 5,5 Prozent. So viele Spezialwerte gibt es nicht auf dem heimischen Kurszettel, die hier Paroli bieten könnnen. Summa summarum ist der Titel für uns gegenwärtig eine Halten-Position. Für eine klare Kaufen-Einschätzung müsste Bijou Brigitte einfach mehr verdienen. Derzeit kalkuliert Firmenlenker Werner für die zweite Jahreshälfte mit einem Gewinn vor Steuern von bis zu 18,5 Mio. Euro. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag die Ergebnisausbeute von Anfang Juli bis Ende Dezember um etwa 10 Mio. Euro höher. Sollte Bijou Brigitte hanseatisch tief stapeln und sich eine nochmals zuversichtlichere Ergebnisvorschau für die Zwischenmitteilung zum dritten Quartal aufbewahren, würde die Welt schon wieder ganz anders aussehen. Das ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber reine Spekulation.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 326,59 | 321,61 | 333,95 | 204,87 | 216,03 | 306,46 | 327,88 | |
EBITDA1,2 | 45,95 | 44,75 | 103,46 | 31,86 | 75,45 | 98,39 | 89,30 | |
EBITDA-Marge3 | 14,07 | 13,91 | 30,98 | 15,55 | 34,93 | 32,11 | 27,24 | |
EBIT1,4 | 32,58 | 31,54 | 42,77 | -28,73 | 24,41 | 50,26 | 39,89 | |
EBIT-Marge5 | 9,98 | 9,81 | 12,81 | -14,02 | 11,30 | 16,40 | 12,17 | |
Jahresüberschuss1 | 21,67 | 21,55 | 25,42 | -30,97 | 17,03 | 35,27 | 24,08 | |
Netto-Marge6 | 6,64 | 6,70 | 7,61 | -15,12 | 7,88 | 11,51 | 7,34 | |
Cashflow1,7 | 40,21 | 30,05 | 90,83 | 15,71 | 76,22 | 77,59 | 73,47 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,75 | 2,74 | 3,27 | -4,01 | 2,21 | 4,58 | 3,13 | |
Dividende8 | 3,00 | 3,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 5,00 | 3,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
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