Wenn Aktien aus dem E-Commerce-Umfeld massiv abverkauft werden, auch weil der in der harten Corona-Phase belastete stationäre Ladensektor sich wieder seine Anteile zurückerobert, dann ist es vielleicht keine schlechte Idee, sich Titel wie Bijou Brigitte erneut anzuschauen. Dies gilt umso mehr vor dem Hintergrund, dass Roland Werner, CEO des Einzelhändlers für Modeschmuck, momentan sehr aktiv ist in Sachen Insiderkäufe und für mittlerweile fast 220.000 Euro Bijou Brigitte-Aktien aufgestockt hat. Ein bemerkenswertes Signal, zumal die Transaktionen nicht nur in einen schwachen Gesamtmarkt fallen, sondern auch die Hauptversammlung am 21. Juni 2022 naht. Wenn es schon die dritte Nullrunde in Folge bei der Dividende gibt, zeigt Vorstand Roland Werner zumindest auf diese Weise, dass er Bijou Brigitte auch ohne Dividende für ein attraktives Investment hält.
Die jüngsten Zahlen der Hamburger zeigen ohnehin seit geraumer Zeit wieder in die richtige Richtung. So sieht die bisherige Prognose für das Gesamtjahr 2022 Erlöse zwischen 260 und 280 Mio. Euro vor – bei einem Ergebnis vor Steuern in einer Bandbreite von 0 bis 15 Mio. Euro. Das wäre auf den ersten Blick zwar ein deutlicher Rückfall gegenüber dem entsprechenden Vorjahreswert von knapp 20 Mio. Euro, allerdings hatte Bijou Brigitte allein für 2021 beinahe 24 Mio. Euro an staatlichen Zuschüssen wegen COVID in den Büchern stehen. Mit derart kräftigen außerordentlichen Effekten ist für 2022 – zumindest Stand jetzt – nicht zu rechnen. Nun: Wenn das leidige Unterstützungs-Thema demnächst hoffentlich bald mal abgehakt ist, wird auch Bijou Brigitte wieder formal in der Lage sein, ordentliche Dividenden zu zahlen. Die Bilanz gibt das ohnehin locker her.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 326,59 | 321,61 | 333,95 | 204,87 | 216,03 | 306,46 | 327,88 | |
EBITDA1,2 | 45,95 | 44,75 | 103,46 | 31,86 | 75,45 | 98,39 | 89,30 | |
EBITDA-Marge3 | 14,07 | 13,91 | 30,98 | 15,55 | 34,93 | 32,11 | 27,24 | |
EBIT1,4 | 32,58 | 31,54 | 42,77 | -28,73 | 24,41 | 50,26 | 39,89 | |
EBIT-Marge5 | 9,98 | 9,81 | 12,81 | -14,02 | 11,30 | 16,40 | 12,17 | |
Jahresüberschuss1 | 21,67 | 21,55 | 25,42 | -30,97 | 17,03 | 35,27 | 24,08 | |
Netto-Marge6 | 6,64 | 6,70 | 7,61 | -15,12 | 7,88 | 11,51 | 7,34 | |
Cashflow1,7 | 40,21 | 30,05 | 90,83 | 15,71 | 76,22 | 77,59 | 73,47 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,75 | 2,74 | 3,27 | -4,01 | 2,21 | 4,58 | 3,13 | |
Dividende8 | 3,00 | 3,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 5,00 | 3,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Bewertungstechnisch ist bei dem Spezialwert für den Geschmack von boersengefluester.de ohnehin alles im Lot. Die Marktkapitalisierung bewegt sich mit etwas weniger als 200 Mio. Euro noch unterhalb des Eigenkapitals. Konkret beträgt das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) nur etwa 0,9. Der langfristige Mittelwert für das KBV liegt dagegen etwas nördlich von 1,5. Sollten die Börsen im Zuge der Rezessions- und Inflationsängste nicht vollends absacken, spricht eigentlich nichts dagegen, dass die Bijou-Aktie perspektivisch nicht wenigstens ihr Vor-Corona-Niveau in Sichtweite nimmt. Damals kostete der Titel immerhin 50 Euro. Nun: Vorerst wäre es schon ein Erfolg, wenn der Small Cap sich stabilisiert und anschließend wieder den im Frühjahr gestarteten Aufwärtstrend aufnimmt.
Am Ende kann man die Entwicklung als Aktionär auch insofern überblicken, wenn man beim Einkaufen in der Stadt einfach regelmäßig auch einen Blick in die Filialen von Bijou Brigitte wirft. Andererseits bleibt es natürlich Aufgabe des Managements, den eigenen Online-Shop weiter nach vorn zu bringen.
Foto: Bijou Brigitte AG