In eine Falle tappten Anleger, die Ende März bei Bijou Brigitte eingestiegen waren. Damals hatte die auf Modeschmuck spezialisierte Einzelhandelskette mitgeteilt, dass die Dividende für 2014 „nur” um 50 Cent auf 3,00 Euro je Aktie gekürzt werde. Immerhin kamen die Hamburger damit auf eine verlockende Rendite von mehr als 5,5 Prozent. Zwar sind derartige Dividendenrenditen nicht komplett ungewöhnlich für Bijou Brigitte, die überraschend moderate Kürzung der Ausschüttung verbanden eine Menge Anleger aber auch mit der Hoffnung, dass der jahrelange Schrumpfkurs des Unternehmens sich nun möglicherweise dem Ende neige. Insbesondere aus Südeuropa erhofften sich die Investoren aufmunternde Signale. Das Gegenteil ist jetzt der Fall: Den Umsatz aus dem Auftaktquartal 2014 von 69,3 Mio. Euro konnte Bijou jedenfalls nicht halten. Für das Gesamtjahr kalkuliert der Fachhändler mit einem Umsatz zwischen 315 und 325 Mio. Euro sowie einem Gewinn vor Steuern in einer Bandbreite von gerade einmal 20 bis 30 Mio. Euro. Das entspricht etwa dem Ergebnisniveau der Jahre 1998/1999. Im Jahr 2014 erzielte Bijou Brigitte Erlöse von 335,1 Mio. Euro sowie einen Gewinn vor Steuern von 40,7 Mio. Euro.
Kein Wunder, dass einige die Investoren entnervt auf den Verkaufsknopf gedrückt haben – vermutlich mit Recht. Die Marktkapitalisierung des Unternehmens beträgt gegenwärtig 448,7 Mio. Euro. Unter Berücksichtigung der Nettoliquidität von knapp 146 Mio. Euro –das entspricht 18 Euro je Aktie – ergibt sich ein Enterprise Value (EV) von annähernd 303 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) für 2015 veranschlagt boersengefluester.de auf 26 Mio. Euro. Demnach würde Bijou Brigitte mit dem 11,6fachen des EV/EBIT gehandelt. So richtig günstig ist das nicht. Auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von 2,1 ist für eine Eigenkapitalrendite von knapp sieben Prozent (auf Basis unserer Ergebnisschätzungen für 2015) eher Mittelmaß. Die Hauptversammlung von Bijou Brigitte findet am 2. Juli 2015 statt. Gut möglich, dass sich in den Wochen vor dem Aktionärstreffen noch ein paar Renditejäger eindecken. Bis dahin vergeht aber noch eine ganze Zeit. Rein fundamental ist uns die Bjou-Aktie zu teuer – trotz der hohen Dividende und der komfortablen Bilanz. Insbesondere die Ausschüttung scheint uns in der gegenwärtigen Höhe jedenfalls nicht gesichert. Für 2015 kalkuliert boersengefluester.de mit einer Halbierung. Wir Stufen den Small Cap von Halten auf Verkaufen herab.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 326,59 | 321,61 | 333,95 | 204,87 | 216,03 | 306,46 | 327,88 | |
EBITDA1,2 | 45,95 | 44,75 | 103,46 | 31,86 | 75,45 | 98,39 | 89,30 | |
EBITDA-Marge3 | 14,07 | 13,91 | 30,98 | 15,55 | 34,93 | 32,11 | 27,24 | |
EBIT1,4 | 32,58 | 31,54 | 42,77 | -28,73 | 24,41 | 50,26 | 39,89 | |
EBIT-Marge5 | 9,98 | 9,81 | 12,81 | -14,02 | 11,30 | 16,40 | 12,17 | |
Jahresüberschuss1 | 21,67 | 21,55 | 25,42 | -30,97 | 17,03 | 35,27 | 24,08 | |
Netto-Marge6 | 6,64 | 6,70 | 7,61 | -15,12 | 7,88 | 11,51 | 7,34 | |
Cashflow1,7 | 40,21 | 30,05 | 90,83 | 15,71 | 76,22 | 77,59 | 73,47 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,75 | 2,74 | 3,27 | -4,01 | 2,21 | 4,58 | 3,13 | |
Dividende8 | 3,00 | 3,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 5,00 | 3,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |