Offiziell steht der Modeschmuckfilialist Bijou Brigitte zwar noch zu dem Ende März unter Vorbehalt kommunizierten Dividendenvorschlag von 1,50 Euro (Vorjahr: 3,00 Euro) je Aktie. Angesichts der weiterhin geschlossenen Läden dürften die Hamburger zur Hauptversammlung am 23. Juni 2020 jedoch eher zu einer Nullrunde tendieren. So zumindest die Erwartung von boersengefluester.de. Dabei wird sich der Vorstand von Bijou Brigitte die Entscheidung nicht leicht machen: Immerhin zählt die mehrheitlich von Firmengründer Friedrich-W. Werner kontrollierte Gesellschaft seit Ewigkeiten zu den dividendenstärksten deutschen Nebenwerten. Angesichts der zu erwartenden dramatischen Umsatzeinbußen und den damit einhergehenden Verluste, wäre eine Dividende ökonomisch aber kaum zu erklären – egal, wie solide die Bilanz noch immer ist. Sollten die Geschäfte über Ende Mai 2020 hinaus nicht öffnen dürfen, rechnet Bijou Brigitte mit einer monatlichen Belastung zwischen 12,0 und 19,5 Mio. Euro auf das Ergebnis vor Steuern.
Dabei ist der Ausgangspunkt der Berechnung mit einem 2020er-Verlust vor Steuern zwischen 2 und 12 Mio. Euro (bei einer Schließung der Geschäfte bis Ende Mai) ohnehin wenig erbaulich. Je nach Verlauf der weiteren behördlichen Corona-Maßnahmen und dem Konsumverhalten der Kunden, könnte Bijou Brigitte also durchaus in Verlustregionen zwischen 25 und 40 Mio. Euro abtauchen. Zur Einordnung: Zum Halbjahr 2019 erreichte das Eigenkapital rund 214 Mio. Euro. Bankschulden hat das Unternehmen nicht, was sich in der jetzigen Zeit als Segen herausstellt. Die wesentlichen Ausgaben entfallen auf die Waren, das Personal, Provisionen sowie Mieten für die Geschäftsräume. Offen ist, inwiefern Bijou Brigitte bei dem zuletzt genannten Posten einsparen kann. Gemessen an der Summe an Belastungsfaktoren wirkt der Kursverlust von im Tief rund 50 Prozent zwischen Februar und März zunächst einmal nachvollziehbar.
Umso bemerkenswerter jedoch, dass die Aktie – freilich auch getrieben durch die Erholung des Gesamtmarkts – zuletzt wieder an Terrain gewinnen konnte. Aktuelle Notiz: 30,50 Euro. Natürlich spielen die Investoren hier mit dem Feuer. Schließlich sind neben Deutschland, ausgerechnet die hart von Corona betroffenen Länder Italien und Spanien die wichtigsten Absatzgebiete von Bijou Brigitte. Mit einem Anlagehorizont von 12 bis 24 Monaten könnte sich das aktuelle Niveau allerdings trotzdem als gute Einstiegsgelegenheit entpuppen. Schließlich hat das Unternehmen viel mehr Substanz als die meisten anderen Handelsketten. Nur: Unter dem Aspekt der Dividendenrendite sollten Investoren momentan besser nicht mit einem Engagement liebäugeln. Dabei hat die seit 1988 börsennotierte Bijou Brigitte früher immer gezahlt, zumindest laut unseren bis 1995 zurückreichenden Dividendenhistoren.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 326,59 | 321,61 | 333,95 | 204,87 | 216,03 | 306,46 | 327,88 | |
EBITDA1,2 | 45,95 | 44,75 | 103,46 | 31,86 | 75,45 | 98,39 | 89,30 | |
EBITDA-Marge3 | 14,07 | 13,91 | 30,98 | 15,55 | 34,93 | 32,11 | 27,24 | |
EBIT1,4 | 32,58 | 31,54 | 42,77 | -28,73 | 24,41 | 50,26 | 39,89 | |
EBIT-Marge5 | 9,98 | 9,81 | 12,81 | -14,02 | 11,30 | 16,40 | 12,17 | |
Jahresüberschuss1 | 21,67 | 21,55 | 25,42 | -30,97 | 17,03 | 35,27 | 24,08 | |
Netto-Marge6 | 6,64 | 6,70 | 7,61 | -15,12 | 7,88 | 11,51 | 7,34 | |
Cashflow1,7 | 40,21 | 30,05 | 90,83 | 15,71 | 76,22 | 77,59 | 73,47 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,75 | 2,74 | 3,27 | -4,01 | 2,21 | 4,58 | 3,13 | |
Dividende8 | 3,00 | 3,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 5,00 | 3,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
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